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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Whates
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hast.«
    »Ja … vielen Dank auch.« Verdammt noch mal. Diesem hartnäckigen Phantom Dankbarkeit zu zeigen, das war das Letzte, wonach ihm zumute war. Seit Neuestem schien er sich nur noch im Danke sagen zu üben.
    »Hübscher Dreispitz.«
    »Entschuldigung?«
    »Der Hut. Das ist ein Dreispitz.«
    »Ach ja, richtig. Gehörte mit zur Rolle. Freut mich, dass er dir gefällt.« Nie wieder würde das Wort »Danke« über seine Lippen kommen.
    »Wenn du willst, kannst du ihn abnehmen. Jetzt bist du ja drinnen.«
    Philip glotzte ihn nur an. Dann fragte er leise: »Sehe ich so fehl am Platz aus, wie ich mich fühle?«
    »Kann man wohl sagen.« Mal schien sich köstlich zu amüsieren. »Aber mach dir darüber keine Gedanken. Das geht allen so – den Neuankömmlingen, meine ich. Bald wirst du dich an das Lokal gewöhnen. Nach ein paar Besuchen fügst du dich genauso nahtlos ein wie wir alle.«
    »Es wird keine weiteren Besuche geben. Das hier ist ein einmaliges Ereignis.«
    »Genau. Was denn sonst?«
    Selbst hier, in dieser absurden Umgebung, erhob der Mann Selbstgefälligkeit in den Rang eines Kunstwerks.
    Philip blickte auf das silbern geschuppte Ding neben ihm. »Wo ist eigentlich dieses Schwarze Brett?« Es hatte wenig Sinn, um den heißen Brei herumzureden. Beide wussten, weshalb er hierhergekommen war.
    »Ich dachte schon, du würdest nie fragen. Es befindet sich an der anderen Seite der Bar.« Mit einem Kopfnicken deutete Mal in die Richtung.
    Philip gab ein Brummen von sich und schlenderte darauf zu; Mal begleitete ihn.
    Das Schwarze Brett war eine einzige Enttäuschung. Es war genau das, was der Name besagte. Ein Brett. Ein rechteckiges Stück aus einem schwammigen Holz, vielleicht sogar Kork, das man an die Wand montiert hatte. Nadeln mit bunten Plastikköpfen spießten Papierschnipsel daran fest, auf die per Hand Namen geschrieben oder besser gesagt gekritzelt waren. Sein Name war mit roter Tinte in ungelenken Blockbuchstaben hingekleckst. An den Ecken fixierten drei Nadeln den Zettel, eine weiße und zwei gelbe. Die linke untere Ecke war nicht festgepinnt und hob sich ein bisschen vom Brett ab. Die drei anderen Namen an der Tafel kannte Philip nicht.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Was ist?«, fragte Mal neben ihm.
    »Ich weiß nicht, ich hatte nur erwartet, das hier wäre ein bisschen …«
    »Großartiger? Dramatischer?«
    »Wahrscheinlich. Ich finde, es ist eine ziemlich traurige, erbärmliche Art, sein Leben zu beenden.«
    »Dann sorge dafür, dass es nicht so endet. Du weißt vermutlich, wer dich ausgelobt hat?«
    »Ja, ich habe da eine ziemlich konkrete Idee.«
    »Hast du dich schon entschieden, was du dagegen unternehmen wirst?«
    »Mehr oder weniger.« Mal konnte nach Informationen fischen, so viel er wollte – vielleicht wurde er ja durch sein Avatar inspiriert –, doch Philip hatte nicht die Absicht, ins Detail zu gehen.
    »Nun ja, so gern ich auch noch bleiben möchte …«
    »… aber du hast noch was zu erledigen«, sprach Mal für ihn weiter.
    »Exakt.«
    Erst nachdem Philip The Death Wish verlassen hatte und sein Apartment wieder in den Normalzustand zurückgekehrt war, fiel ihm ein, dass er gar nicht nachgesehen hatte, wie hoch das Kopfgeld für ihn war. Er hatte vage weitere Papierfetzen am unteren Rand des Bretts wahrgenommen, hatte aber nicht daran gedacht, einen Blick darauf zu werfen. Fast wäre er der Versuchung erlegen, der virtuellen Bar einen zweiten Besuch abzustatten, aber er verzichtete darauf, weil er Mal dort noch vermutete, und fürs Erste hatte er die Gesellschaft des Partiais gründlich satt.
    Also konzentrierte er sich stattdessen darauf, den besten Weg zu finden, wie er seinen Namen so schnell wie möglich von diesem verfluchten Schwarzen Brett tilgen konnte …
    Philip sammelte sich, probte im Geist den Text, den er sagen wollte, ein letztes Mal, dann ordnete er an: »Alles klar, Phil, du kannst jetzt anrufen.«
    Es gab eine merkliche Verzögerung, und er stellte sich vor, wie Phil in Aktion trat, wobei er seine Sache so gut machte, dass er selbst nicht besser hätte sein können. Was immer das Partial vorgetragen hatte, musste Wirkung gezeigt hatte, denn nach ein paar Minuten der Unsicherheit verlautbarte er mit ruhiger Stimme: »Mr. McGovern.«
    Pelloy McGovern war ein aufgedunsener Klotz von Mann, jedenfalls nach dem Bild zu urteilen, das in diesem Moment vor Philip erschien, und er glaubte nicht, dass jemand, der sich verkleiden wollte, eine solche Maske aussuchen würde.

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