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Geisterlicht: Roman (German Edition)

Geisterlicht: Roman (German Edition)

Titel: Geisterlicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Winter
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der immer durchsichtiger wurde, bis er nicht mehr zu sehen war. Dann erlosch auch das Licht, und Fiona war wieder von Dunkelheit umgeben.
    Schwer atmend stützte sie sich an einen Baumstamm und starrte in die Schwärze der Nacht. Als sie endlich wieder etwas sehen konnte, bewegte sie sich taumelnd auf die Umrisse des kleinen Hauses zu.
    Schon nach wenigen Schritten kam ihr erneut die zierliche dunkle Gestalt entgegen. Fiona stieß einen entsetzten Schrei aus, wandte sich um und wollte in die andere Richtung fliehen. Sie wurde jedoch mit festem Griff an ihrem durchnässten Nachthemd festgehalten.
    »Was ist denn, Fiona? Wo willst du hin? Bleib stehen! Du bist ja ganz nass.«
    Als sie die Stimme ihrer Schwester erkannte, ließ Fiona sich mit einem Schluchzen nach vorn fallen. Und obwohl Dawn kleiner und zierlicher war als sie, umschlang sie sie energisch mit beiden Armen und hielt sie fest. Gleichzeitig schaffte sie es noch irgendwie, ihr beruhigend über den Rücken zu streichen. »Hast du hier draußen jemanden gesehen?«, erkundigte sie sich mitfühlend.
    Fiona atmete tief durch, hob den Kopf und sah ihrer Schwester ins Gesicht. Im Mondlicht konnte sie Dawns Züge deutlich erkennen, anders als die der fremden Frau eben, der sie mindestens genauso nahe gewesen war.
    »Catriona?«, stieß sie fragend hervor.
    Dawn nickte stumm. Dann schob sie ihren Arm unter Fionas und führte sie zum Haus zurück.

Fünftes Kapitel
    Fiona erwachte von der Wärme der Sonne, die auf ihr Gesicht schien. Vorsichtig blinzelte sie durch die halbgeschlossenen Lider und kniff sie gleich wieder zu, weil das grelle Licht des Spätsommertages sie blendete.
    Nach ihrem nächtlichen Ausflug in den Garten hatte sie heiß geduscht, sich ein trockenes Nachthemd angezogen und war dann mit einer Wärmflasche, die Dawn ihr in der Zwischenzeit gemacht hatte, wieder ins Bett gekrochen. Ihre Schwester hatte noch eine Weile auf ihrer Bettkante gesessen. Außer der Wärmflasche hatte sie noch zwei Becher mit heißem Pfefferminztee mit nach oben gebracht, und schweigend hatten sie die Steingutbecher geleert.
    »Wird sie wiederkommen?«, platzte Fiona schließlich heraus, nachdem sie ihre leere Tasse auf den Nachttisch gestellt hatte.
    Dawn zuckte gleichmütig mit den Achseln. »Sicher. Sie ist da, seit Mim und ich hier eingezogen sind. Und wahrscheinlich war sie auch während all der Jahre hier, in denen das Haus leergestanden hat. Weshalb sollte sie nun plötzlich verschwinden? Weil du gekommen bist?«
    »Wird sie heute Nacht noch einmal wiederkommen?«, präzisierte Fiona ihre Frage und ließ ihren Blick von der Tür zum Fenster und wieder zurück wandern. »Ich nehme an, es macht keinen Unterschied, wenn ich die Tür abschließe?« Nach allem, was sie über Geister wusste, ließen diese sich nicht von verschlossenen Türen und Fenstern aufhalten. Und dass es sich bei der dunklen Gestalt möglicherweise um eine übersinnliche Erscheinung handelte, hielt sie inzwischen zumindest für nicht ganz ausgeschlossen, auch wenn ihr gesunder Menschenverstand sich weiterhin dagegen sträubte.
    »Sie tut uns nichts«, versuchte ihre Schwester sie zu beruhigen und strich ihr sanft über die Schulter.
    »Aber was will sie denn hier?«, flüsterte Fiona.
    »Genau das müssen wir herausfinden«, erklärte Dawn in ernstem Ton. »Rutsch mal rüber. Ich glaube, es ist besser, wenn ich heute Nacht bei dir schlafe, sonst bekommst du am Ende kein Auge zu. Und du musst ausgeschlafen sein, damit wir morgen überlegen können, was wir … was du tun kannst, damit Catriona endlich zur Ruhe findet.«
    Fiona verkniff sich die Bemerkung, dass sie wohl schwerlich die richtige Person war, die einen Geist, an den sie kaum zu glauben vermochte, erlösen konnte. Immerhin wusste sie erst seit wenigen Stunden, dass sie angeblich eine Hexe war – und bezweifelte diese Mitteilung ihrer Schwester immer noch nach Kräften. Wenn tatsächlich alles so war, wie Dawn es darstellte, warum hatte ihre Mutter, die schließlich auch eine Erstgeborene gewesen war, Catriona dann nicht schon lange erlöst? Darüber würde sie morgen mit Dawn sprechen. Jetzt war Fiona todmüde, und Dawn atmete so ruhig neben ihr, als würde sie bereits tief und fest schlafen.
    So verbrachte Fiona ihre erste Nacht in Schottland in einem schmalen Bett und eng an ihre Schwester gekuschelt, so wie sie es vor vielen Jahren als kleine Mädchen manchmal gemacht hatten. Und obwohl sie mehrmals in der Nacht aufgewacht war, hatte sie

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