Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)
ich keinen Spaß machte.
Beverlys Augen wurden immer größer. Sie war völlig perplex.
»Das glaub ich ja nicht«, sagte sie nur. Ich antwortete nicht, sondern sah sie weiterhin nur ernst, fast böse an.
»Also gut«, sagte sie schließlich und legte die Hände flach aufs Steuer. »Erzähl mir ganz genau, ich wiederhole: ganz genau, was geschehen ist!«
Auch wenn es mir schwerfiel, so merkte ich doch, dass es gut tat, meiner Freundin alles zu erzählen.
Ich berichtete ihr von der zerbrochenen Kristallschale, von dem Basketball, der aus dem Schrank schwebte, von der quietschenden Tür und dem schwarzen Ding, das ich hinter dem Türspalt gesehen hatte. Was ich Schockierendes in Beaver’s Books vor wenigen Minuten gesehen hatte, verschwieg ich jedoch.
Beverly sah mich immer noch völlig fassungslos an. Was ich ihr beschrieb, übertraf vermutlich selbst ihre Vorstellung einer unheimlichen Begegnung mit einem Geist.
»Tut mit Leid, dass ich das noch fragen muss, aber du nimmst mich doch nicht auf den Arm?«
»Beverly, du weißt, das ich das nicht tun würde. Normalerweise hätte ich es für mich behalten, wenn du nicht gewesen wärst.«
Beverly lächelte ganz sanft. Dass ich ihr so vertraute, machte sie ein wenig stolz.
»Und diese Phänomene sind ganz plötzlich und ohne ersichtlichen Grund aufgetreten? Hat sich vorher irgendwas verändert?«, fragte sie mit großem Eifer, dem Mysterium auf die Spur zu kommen.
»Nein«, antworte ich schnell. »Moment, das stimmt nicht«, korrigierte ich mich. »Ich hatte so ein merkwürdiges Gefühl, dass irgendetwas nicht richtig wäre. Ich kann es leider nicht näher beschreiben. Alles schien normal zu sein und trotzdem hatte ich das Gefühl, dass etwas falsch war. Und da war noch was.«
»Ja?« Beverly war bis zum Zerreißen gespannt.
»Ich glaubte zu fühlen, dass... – hach, es ist schwer zu beschreiben.«
»Versuch es!«
»Ich glaubte nur Bruchteile von Sekunden, bevor ich das erste Mal etwas gehört hatte, dass etwas geschehen würde.« Ich seufzte. »Ach, ich weiß. Das klingt völlig verrückt.«
»Überhaupt nicht!«, rief Beverly. »Das habe ich schon öfter gehört, dass Betroffene Vorahnungen oder einfach nur ein merkwürdiges Gefühl der Angst verspürten.«
»Kurz bevor sich die Tür in der ersten Nacht bewegte, da war es eiskalt«, fiel mir plötzlich ein. Ich hatte es völlig vergessen. »Was hat das zu bedeuten, Beverly?« Ich sah sie fragend an.
»Ich bin mir nicht sicher. Aber es könnte sein, dass es, nennen wir es mal ein Geist, dich auf sich aufmerksam machen möchte. Vielleicht will er dir etwas mitteilen.«
»Wie denn? Indem er Sachen kaputt macht, und mit der Schlafzimmertür herumquietscht?«
Beverly ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. »Hast du nicht gesagt, dass die Sache mit dem Basketball passiert wäre, als du kurz vorm Einschlafen warst?«
Ich nickte: »Ja.«
»Und die Nacht davor, als du diesen dunklen Schatten an der Tür gesehen hast, warst du da auch kurz vorm Einschlafen?
»Ich denke schon. Worauf willst du hinaus?«
Ich sah Beverly, wie sie wissend nickte und in ihrem Kopf eins und eins zusammenzählte.
»Was ist? Ist das besonders wichtig?«, fragte ich ungeduldig.
»Dann hatte ich Recht mit meiner Vermutung«, sagte sie.
»Mit welcher Vermutung?«
»Dass der Geist, dir etwas mitteilen will.«
»Wieso das denn?«
»Ein Geist kann in der Regel nur durch das Verlegen von Gegenständen wie deinen Basketball oder durch Geräusche wie das Quietschen einer Tür auf sich aufmerksam machen. Damit kann er aber nicht kommunizieren. Wenn er aber wirklich mit dir Kontakt aufnehmen will, dann wird er es hauptsächlich versuchen, wenn du in einem Zustand bist, in dem du für seine Signale am empfänglichsten bist. Nämlich genau dann, wenn du in einem Schwebezustand zwischen Schlaf und Wachsein bist.«
Ich blickte Beverly skeptisch an: »Das erste Mal, als die Schlafzimmertür aufging, war ich aber noch hellwach«, warf ich ein.
Beverly wischte mit ihrer Hand durch die Luft, als wolle sie meinen Widerstand beiseite fegen.
»Der Geist will herausfinden, wie du auf ihn reagierst. Und nur wenn du sozusagen im Halbschlaf bist, kann er dich am ehesten erreichen. Das Türquietschen war womöglich nur ein erster Versuch der Kontaktaufnahme. Würde es dem Geist ausreichen, dich nur mit dem Wedeln der Tür zu ärgern, dann hätte er sich auch nur darauf beschränkt. Aber das hat er nicht. Er will mehr.«
Mir ging das ein wenig
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