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Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)

Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)

Titel: Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Felix
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hindurchschaute.
     
     
    2
     
    Was danach geschah, ging unglaublich schnell. In dem Moment als ich freien Blick auf den Garten unter meinem Schlafzimmerfenster hatte, brachen klirrend meine Brillengläser. Der Chance beraubt, einen Blick auf die Gestalt werfen zu können, taumelte ich erschrocken zurück und riss mir das Gestell von der Nase, weil ich fürchtete, Splitter in die Augen bekommen zu haben. Die Brille fiel dumpf zu Boden. Die Geräusche jenseits des Fensters verstummten. Ich tastete vorsichtig aber mit zitternden Händen meine Augenhöhlen und mein Lider ab. Dazu plinkerte ich wie wild, verspürte jedoch kein Fremdkörpergefühl, so dass ich vorläufig davon ausgehen konnte, keine Splitter abbekommen zu haben.
    Ich hatte stolpernd den halben Raum im Rückwärtsgang durchquert.
    »Verdammt!«, schrie ich wütend und stürzte zurück ans Fenster, weil ich es sehen wollte. Mit oder ohne Brille, ganz gleich! Mein Vorpreschen wurde jedoch jäh gestoppt, als ich mit meinem nackten linken Fuß auf die kaputte Brille trat und sich diverse Glassplitter in das Fleisch bohrten.
    Ich schrie vor Schmerz und Wut. Wild auf dem rechten Bein hüpfend, entfernte ich blitzschnell die größten Splitter. Dann beugte ich mich zum Fenster vor und griff nach dem Fensterbrett, um mich die letzten Zentimeter heranzuziehen. Wie ein Verrückter riss ich die Jalousie beiseite und starrte durchs Fensterglas.
    Selbst wenn das Ding noch auf dem Rasen gewesen wäre, hätte ich es ohne meine Sehhilfe kaum erkennen können. Der Mond wurde von einer vorbeiziehenden Wolke verdeckt. Es war stockdunkel. Entschlossen öffnete ich das Fenster und beugte mich weit hinaus. Ohne Ergebnis.
    Schwer atmete ich ein und aus. Dann schloss ich entkräftet das Fenster wieder.
    Plötzlich meldete sich der Kopfschmerz zurück. Wie schon zuvor strahlte er, ausgehend von der linken Schläfe in den ganzen Kopf aus. Im Unterschied zum ersten Mal, war der Schmerz jetzt viel intensiver. Es fühlte sich wie eine Migräne an, bei der der Schmerz in tosenden Wellen auf und nieder geht. Es war kaum auszuhalten.
    »Was soll dieser Scheiß?«, jammerte ich und fuhr mir mit den Händen durchs Haar.
    Eine Stimme dröhnte plötzlich von unten. Ich schaute zur angelehnten Schlafzimmertür, durch deren offenen Spalt die Schallwellen durchgekommen waren.
    Die Stimme kam mir bekannt vor. Sie wirkte gut gelaunt, fast überdreht. Sie erzählte etwas von einem Network.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich begriff, dass es eine bekannte Stimme aus der TV-Werbung war. Der Fernseher hatte sich eingeschaltet.
    Nein, das war das Ding!, dachte ich. Es ist im Haus!
    Kaum hatte sich diese Erkenntnis in meinem Bewusstsein festgesetzt, verstummte der Fernseher.
    Dann nichts.
    Ich horchte. Meine Schläfe pochte unaufhörlich und sendete wie wild Schmerzsignale an mein Gehirn.
    Eine Diele im Flur knarrte. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Es kommt nach oben! Verdammt, es kommt nach oben!
    Wie zur Bestätigung erschallte ein stampfender Schritt auf der ersten Stufe der Treppe. Dann ein zweiter. Und ein dritter. Jeder weitere Schritt erfolgte schneller als der vorhergehende.
    Das Ding hatte es eilig, in mein Zimmer zu stürmen. Mit aller Kraft, die mir der neuerliche Adrenalinschub verlieh, hechtete ich Richtung Tür. Das Ding auf der anderen Seite rannte die letzten Stufen hoch. Mit Wucht machte es sich daran, die Tür aufzustoßen. Einen Bruchteil einer Sekunde später, als die Tür schon halb geöffnet worden war, prallte ich gerade noch rechtzeitig von innen gegen das harte Holz. Ich stemmte mich mit aller Macht dagegen. Das Ding auf der anderen Seite drückte so stark, dass ich ein Stück weit zurückgedrängt wurde. Ich warf mich mehrmals mit meinem Oberkörper dagegen, wobei ich mich mit den Füßen so gut es ging am Teppichboden abstemmte. Angetrieben von meiner Todesangst, schaffte ich es irgendwie, das Ding Stück für Stück zurückzudrängen. Bevor es mir gelang, die Tür ins Schloss zu schieben, hörte ich einen markerschütternden Schrei in meinem Kopf aufsteigen, der mich beinahe ins Stolpern gebracht hätte.
    »Lass mich in Ruhe!«, schrie ich aus Leibeskräften.
    »Lass mich in...« Ich konnte nicht zu Ende brüllen, denn ganz plötzlich ließ der Widerstand auf der anderen Seite nach, so dass ich ruckartig mit der Tür gegen den Rahmen prallte. Dabei stieß ich mit dem linken Wangenknochen so unglücklich gegen das Holz, dass mir vor Schmerz kurz die Sinne schwanden.

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