Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)
Ich glitt an der Tür zu Boden und rang nach Luft. Mit letzter Kraft drückte ich von unten die Türklinke hoch.
Aber das war eigentlich nicht mehr nötig.
Das Ding war fort. Warum auch immer.
Ich saß sehr lange in dieser Haltung da, weil mich totale Erschöpfung daran hinderte, aufzustehen.
Die Kälte wich allmählich der gewohnten Zimmertemperatur. Der Kopfschmerz verschwand. Dafür meldeten sich der Wangenknochen und der blutende, pochende Fuß.
3
Es muss gegen drei Uhr gewesen sein, als ich endlich aufstehen konnte. Ich humpelte zum Badezimmer. Dort ließ ich kaltes Wasser über meinen Fuß laufen und entfernte die letzten Splitter. Allzu große Wunden hatte ich zum Glück nicht davongetragen. Dann kippte ich reichlich Jod aus dem Arzneischrank über die Schnitte und verband meinen Fuß notdürftig. Anschließend streifte ich meinen Bademantel über, durchquerte das Schlafzimmer und spähte vorsichtig durch den Türspalt. Es war nichts zu sehen, und dennoch kostete es mich unendliche Überwindung die Treppe hinunter zu gehen. Ich musste es tun, weil ich mir eine Ersatzbrille aus der Kommode im Flur holen musste. Ich machte unten Licht und holte mir die Brille. Danach sah ich nicht nur wieder klar, ich konnte auch wieder einen klaren Gedanken fassen. Und der erste, der mir in den Sinn kam, war Beverly anzurufen.
Ich griff zum Hörer und drückte die entsprechende Schnellwahltaste, nur um gleich darauf den Wahlvorgang wieder zu stoppen.
Auch wenn sie mir angeboten hatte, sofort zu mir zu kommen, brachte ich es nicht fertig, sie zu dieser Zeit aus dem Bett zu klingeln. Es würde sowieso nichts nützen. Es würde bald hell werden.
Ich versicherte mich, dass alle Türen und Fenster geschlossen waren. Dann ging ich in die Küche und holte aus dem Gefrierfach des Kühlschranks eine Tüte gefrorene Erbsen hervor, die ich mir an meinen schmerzenden Wangenknochen hielt.
Mit der Erbsentüte in der einen und einer Tüte Chips in der anderen Hand ging ich ins Wohnzimmer, machte den Fernseher an und plumpste auf die Couch.
Auch wenn ich mir fest vorgenommen hatte nicht einzunicken, konnte ich doch nicht verhindern, dass ich kurz nach sechs Uhr für vier Stunden einschlief.
4
Am späten Morgen erwachte ich nur deshalb, weil die Türklingel mich mit ihrem ohrenbetäubenden Gong aus dem Schlaf riss.
Als ich feststellte, dass es schon zehn Uhr war, konnte ich zumindest annehmen, dass das Klingeln kein Geisterschabernack war.
Ich raffte mich auf und humpelte zur Tür.
Hoffentlich ist es nicht schon wieder Elizabeth, dachte ich.
Aber es war nicht Elizabeth, sondern eine sichtlich besorgt ausschauende Beverly. Sie hatte sich in aller Eile einen blauen Jogginganzug angezogen.
»Hallo Jack ich habe...« Beverly musterte mich von oben bis unten, wobei ihre besondere Aufmerksamkeit meiner blau angelaufenen Wange und meinen ungeschickt bandagierten Fuß galt. »Um Himmels Willen! Was ist denn mit dir passiert?«
»Komm doch erst mal rein. Schön, dass du da bist.« Ich machte Platz, um Beverly Einlass zu gewähren, aber sie blieb wie angewurzelt stehen und sah mich fassungslos an.
»Jack! Was ist hier geschehen? Was ist das da an deinem Fuß?«
»Es war wieder hier, Beverly. Und es war noch viel schlimmer, als die letzten Male. Aber ich würde das nicht gerne zwischen Tür und Angel besprechen.«
Keine Frage, die arme Beverly war total geschockt, aber da sie nun mal unangemeldet gekommen war, konnte ich ihr das schlecht ersparen.
Furchtsam sah sie sich in meinem Haus um, als sie hereinkam.
»Tut mir Leid, dass du mich hier im Bademantel antriffst. Ich habe bis eben geschlafen.«
»Ich hatte dich heute Morgen zweimal angerufen, Jack. Weil du nicht ans Telefon gegangen bist, habe ich mir Sorgen gemacht und bin hergekommen. Anscheinend waren meine Sorgen nicht ganz unbegründet«, sagte sie und fixierte wieder meinen eingewickelten Fuß. »Was ist damit?«, fragte sie und zeigte drauf.
»Ich bin in Glassplitter getreten.«
»Zeig mal her!«
»Lass mal, Beverly. Es geht schon wieder.«
Sie schob mich zurück auf einen Stuhl in der Küche. »Setz dich hin. Ich schau mir das mal an.«
Sie legte meinen Fuß frei und begutachtete ihn genau.
»Da sind noch ein paar ganz winzige Splitter drin. Ich werde sie herausholen. Du hattest großes Glück, mein Lieber. Es sind nur kleine Schnitte; und sind nicht tief. Es blutet schon gar nicht mehr.«
Beverly schien einiges von Erster Hilfe zu
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