Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)

Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)

Titel: Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Felix
Vom Netzwerk:
leuchtenden Farben setzten ein dreidimensionales Bild von der untoten Melissa zusammen. Ich konnte in jede einzelne Korona hineinsehen. Obwohl mikroskopisch klein, war jede davon im Inneren unendlich weit. Jede war ein Universum in sich. Und im Zentrum eines jeden Universums strahlte das ferne Licht, das alles zum Leuchten bringt.
    Ich erschauerte.
    Dann sah ich in ihre Augen. Dort sah ich merkwürdige Dinge, die mein Verstand nicht begreifen konnte. Dinge, die nicht für mich, die für keinen lebenden Menschen bestimmt waren. Ihre Augen verbargen ein Geheimnis, das älter war als die Menschheit selbst. Womöglich älter als das Universum. Was ich dort sah, war eine Quelle. Eine Quelle, der ihrem Geist die Kraft verlieh, in mein Schlafzimmer einzudringen.
    Melissas Geist war von einer hellen Aura umgeben, einer Kraft, die es ihr möglich machte, sich mir in all ihrer grausamen Schönheit zu zeigen. Diese Kraft war es, welche die Umgebung abkühlte, weil sie deren Energie in Form von Wärme absorbierte.
    »JETZT SIEHST DU MICH«, sagte sie.
    »Ja. Ich sehe dich«, antwortete ich, beinahe apathisch.
    Der Geist gewann an Höhe, bis er fast die Zimmerdecke erreichte. Er schwebte wieder zurück zum Fenster. Dort angekommen, streckte er mir die Hand aus, die mich zum Mitkommen aufforderte.
    »FOLGE MIR!«, forderte Melissas Stimme mich auf.
    Ich wollte gehorchen, konnte mich jedoch nicht bewegen. Meine Beine akzeptierten keinerlei Befehle. Ich war gelähmt.
    »Ich kann nicht«, sagte ich verzweifelt. »Ich kann meine Beine nicht bewegen.«
    Wissend lächelte Melissas Geist mich an.
    »DIE BRAUCHST DU NICHT«, sagte sie.
    »KOMM MIT MIR!«
    »Ich kann nicht. Ich versuche es ja, aber es geht nicht.«
    »SIEH MIR ZU, WIE ICH ES MACHE! SIEH ES!«
    Zuerst verstand ich nicht, aber eine Art sechster Sinn brachte mir die Eingebung, auf die ich wartete. Eine unsichtbare Kraft, generiert allein durch meine Gedanken, streifte die Bettdecke von mir ab.
    Ich hatte das Gefühl, leichter und immer leichter zu werden. Die Schwerkraft verlor ihren Einfluss auf mich. Meine Berührung mit der Matratze wurde immer weniger spürbar. 
    Und dann begann ich langsam aufzusteigen.
    Ich schwebte.
    Mehr denn je war ich - gefangen in diesem Traum - der Überzeugung, dass dies die Realität war. Denn das Gefühl der Schwerelosigkeit war so überwältigend, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass mein begrenzter Verstand mir eine derart realistische Illusion vorgaukeln könnte.
    Als ich etwa einen Meter über dem Bett schwebte, gelang es mir, mich zur Seite zu drehen und mich in eine halb aufrechte Position zu bringen. Es war ganz einfach. Die Fähigkeit zum Schweben war wie ein Muskel, den man schon immer besessen, aber noch nie verwendet hatte. Man musste diese Fähigkeit nicht erlernen, sondern nur benutzen.
    »Jetzt verstehe ich«, sagte ich.
    Der Geist von Melissa durchquerte lautlos das Fenster und winkte mich bedächtig heran. Ich vertraute ihr blind. Ganz egal, wo sie mich hinführen würde. Ich folgte ihr.
    »Willst du mir etwas zeigen? Wo führst du mich hin?«
    Der Geist lächelte sein Lächeln, das kein lebendes Geschöpf nachahmen könnte. »DU WIRST ES SEHEN.«
    »Wenn ich nur wüsste, wovon du sprichst.«
    »ICH WERDE ES DIR GEBEN.«
    »Was geben? Was willst du mir geben?«
    »WAS DU SCHON IMMER WOLLTEST«, antworte Melissa und schwebte noch höher über das Dach meines Hauses hinweg.
    Ich musste ihr schnell folgen. Ich wollte sie auf keinen Fall aus den Augen verlieren.
    Ein leichter Schwindel überfiel mich, als ich mehrere Meter über dem Dachfirst schwebte. Melissa war schon auf Höhe der Straße angekommen.
    »FOLGE MIR, JACK!«
    Auch hier draußen war alles so, wie es sein sollte. Die Illusion war perfekt - bis in kleinste Detail.
    »Wo wollen wir denn hin?«, fragte ich.
    »ES IST NICHT WEIT.«
    Ich schloss zu ihr auf. Es erforderte nicht die geringste Kraftanstrengung.
    Wir flogen gemeinsam die Kennington Street hinunter und steuerten an der Ecke Lexington Drive die Main Street an.
    Ich gönnte mir einen Rundumblick und erspähte Peters Haus. Alles war dunkel. Ich konnte fühlen, dass Peter schlief. Aber nicht nur beim ihm. An allen Häusern, die wir passierten, konnte ich jeden Einwohner, vom Hausherrn bis zum Hund, alle schlafen fühlen. Alles war ruhig. Niemand würde uns sehen. Lost Haven gehörte nur Melissa und mir.
    Wohin führt sie mich? Was hat sie vor?
    Auch wenn ich ihr vertraute und keine Angst verspürte, wuchs

Weitere Kostenlose Bücher