Gekauft für den Harem
für ein paar Stunden am Tag hier zu haben, doch es würde nicht angehen, wenn der Junge die ganze Zeit in meiner Obhut wäre. Er muss ein Mann werden und lernen, was es heißt, ein Prinz zu sein. Wenn er alt genug ist, um am Unterricht teilzunehmen, sehen wir ihn im Schulzimmer. Er wird auch für Euch etwas Besonderes sein, Harriet, denn Ihr wart zugegen, als er zur Welt kam.“
„Ich weiß nicht, ob man mir gestattet, die Kinder weiterhin zu unterrichten … nach dem, was ich mir habe zuschulden kommen lassen …“
Katrina griff nach ihrer Hand. „Der Kalif kann mir nichts abschlagen, nun, da ich ihm einen weiteren Sohn geboren habe. Er hat viele Söhne von seinen Nebenfrauen, aber meiner steht in der Erbfolge gleich hinter Hassan.“
„Dann ist Euer Sohn in der Tat etwas Besonderes.“ Harriet lächelte. „Ich freue mich, dass ich bei seiner Geburt dabei sein durfte.“
„Ich habe darauf bestanden. Da Ihr in Kasims Harem leben sollt, werdet Ihr nicht in meiner Nähe wohnen können, wie ich es hoffte, doch wir können uns im Schulzimmer sehen. Wir teilen uns den Unterricht, denn Khalid wünscht, dass ich mich nicht zu sehr ermüde. Der Arzt ist der Meinung, dass ich mich schonen muss.“
Im ersten Moment glaubte Harriet, Katrinas Worte nicht richtig verstanden zu haben.
„Ich soll in Kasims Harem leben?“
„Khalid teilte mir mit, dass er Euch an Kasim übergeben hat. Kasim wurde angewiesen, Euch angemessenes Verhalten beizubringen.“
„Ich verstehe …“ Harriet biss sich auf die Lippe.
„So schlimm wird es nicht werden, Harriet. Kasim ist sehr beliebt bei den Frauen seines Harems. Ich bin sicher, Ihr findet Euer Glück, und wir können uns beim Unterricht der Kinder sehen. Erst war der Kalif so erzürnt, dass er Euch hinrichten lassen wollte, doch nun scheint er akzeptiert zu haben, dass alles genau so hat kommen sollen, wie es gekommen ist.“
„Kismet?“ Harriet war verwirrt. „Was brachte ihn dazu, Gnade walten zu lassen?“
„Er vergab Euch um meinetwillen.“ Katrina fielen die Augen zu. „Der Eunuch, der Eurer Cousine half zu entkommen, wurde bestraft.“ Harriet schnappte entsetzt nach Luft, und Katrina drückte ihr die Hand. „Macht Euch keine Vorwürfe, Harriet. Er erhob das Schwert gegen die Janitscharen und starb im Kampf – ein ehrenvoller Tod für jeden Mann.“
Harriet blinzelte die Tränen fort. „Er war ein mutiger Mann. Ich weiß nicht, was ihn dazu bewog, uns zu helfen, aber zweifellos wusste er, welchen Preis er zahlen würde, wenn man ihn erwischt.“
„Womöglich konnte er nicht verwinden, dass er entmannt worden war, und hasste die, die ihm das angetan hatten.“ Katrina hob die schweren Lider. „Vielleicht wollte er lieber als Krieger sterben, als weiterhin als Eunuch zu leben.“
„Ich fühle mich verantwortlich für seinen Tod.“ Harriet wischte sich über die Augen. „Er starb unseretwegen.“
„Er starb, weil er es so wollte“, betonte Katrina. „Sein Leben erschien ihm nicht lebenswert.“
„Wenn Euch seine Beweggründe so gut nachvollziehbar sind … wie …?“ Harriet verstummte, als ihr klar wurde, dass sie Katrina eine solche Frage nicht stellen konnte.
„Wie ich mit Khalid glücklich sein kann?“ Katrina lächelte wehmütig. „Für mich sind unsere Sitten und Gebräuche eine Selbstverständlichkeit. Sie sind, wie sie sind, und ich habe nicht die Macht, sie zu ändern. Vielleicht ändern sie sich mit der Zeit, aber daran werde ich keinen Anteil haben. Ich bin eine verwöhnte, launenhafte Frau, und ich kann es mir leisten, hin und wieder einen Gefallen zu erbitten wie in Eurem Fall. Aber es ist mir nicht gestattet, Forderungen zu stellen.“ Katrina lächelte. „Ich werde geliebt, und ich liebe. Mehr verlange ich nicht.“
Harriet musterte sie fragend, dann nickte sie. „Ich glaube, ich weiß, was Ihr meint, Katrina. In meinem Heimatland war es nicht viel anders. Mein Vater liebte mich und ließ mich gewähren. Das tat auch mein Bruder, dem es eine Last gewesen wäre, sich selbst um das Landgut zu kümmern. Doch bei alledem wusste ich, dass es eine Grenze gab, die ich nicht überschreiten durfte. Ihre Majestät, unsere Königin, ist eine Herrscherin, auf die die Männer hören, aber es gibt wenige Frauen, die über eine solche Macht verfügen.“
„Also seid Ihr gar nicht so anders als wir.“ Der Anflug eines Lächelns lag um Katrinas Lippen. „Khalids erste Gattin war keine fügsame Frau, und ich glaube, sie hat viel für
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