Geküsst - Cast, P: Geküsst - It's in his Kiss
der Stelle.
Das sorgfältig in edles schwarzes, handgeschöpftes Papier der Galerie eingeschlagene Päckchen in seiner Hand war dagegen verdammt weniger mit Vernunft zu erklären.
Aber warum auch nicht? Colin zuckte die breiten Schultern. Warum sollte er sich hinter vernünftigen Erklärungen verstecken? Er machte einer Frau den Hof. Wieso sollte man sich deshalb als Idiot fühlen, selbst wenn es bedeutete, dass er ihre Handtasche durch die Wälder trug, während rosa Blütenblätter vom Himmel regneten und Feen, die nackt zwischen den Bäumen Verstecken spielten, ihn mit ihrem Kichern nervten. Göttin, waren Feen lästig!
Colin starrte eine Fee mit silbernen Flügeln und rosa Haaren an, die ausgelassen in seiner Nähe herumtollte und ihm ein kokettes Lächeln zuwarf, das eindeutig als Einladung zu verstehen war.
»Nicht interessiert«, sagte er entschieden und bedachte das nackte Geschöpf mit einem finsteren Blick.
Nicht im Geringsten beleidigt reagierte sie mit einem geschmeidigen Achselzucken und sprang davon.
Düster sah Colin ihr nach. Feen hatten ihn noch nie interessiert. Wenn er jetzt darüber nachdachte, so war es sehr lange her, dass er sich überhaupt für irgendeine Frau interessiert hatte. Genau genommen hatte bisher noch keine Frau eine solche Wirkung auf ihn gehabt wie Summer. Und das lag nicht einfach nur daran, dass sie interessant und wunderschön war. Summer hatte ihm das Sonnenlicht geschenkt!
Summer … Am liebsten hätte Colin laut losgelacht. Der Name passte perfekt zu ihr. Sommer. Sicher, sie hatte gesagt, dass diese ganze Sache mit dem Sonnenlicht daher rührte, wie ihre Magie auf Zaubersprüche reagierte, doch da irrte sie sich. Er hatte das Sonnenlicht bereits an ihr gerochen, in ihrer Berührung gespürt, als er zum ersten Mal ihre Hand ergriffen hatte.
Nachdem er so lange in Dunkelheit gelebt hatte, gab es nur eine einzige Sache, die er zweifelsfrei erkannte, und das war die Berührung der Sonne. Er musste mehr von dieser Berührung haben. Deshalb würde er alles tun, um sie für sich zu gewinnen.
» Sie sind hier so verändert «, hatte sie auf dem Balkon zu ihm gesagt, und diese Veränderung schien ihr gefallen zu haben. Colin war tatsächlich anders gewesen. Er war wieder er selbst gewesen – oder zumindest sein vorvampirisches Selbst. Die endlose Nacht hatte ihn so mürbe gemacht, dass er selbst so finster wurde wie seine Umgebung. Sogar seine Ranch war ein dunkler Ort geworden. Er hatte nie die Möglichkeit, bei Tageslicht hinaus auf sein Land zu gehen, mit seinen Pferden zu arbeiten oder sich um das Vieh zu kümmern. Er hatte Farmarbeiter angestellt, die das für ihn erledigten. Jahrzehntelang fand er Trost darin, nachts auf seinem Land umherzustreifen und den letzten Strahlen des Sonnenlichts hinterherzujagen – während der Tag widerstrebend der Nacht wich, um dann wieder der Sonne Platz zu machen, die sich den Himmel unvermeidlich zurückeroberte. Doch nicht so in letzter Zeit. In letzter Zeit erschien ihm sein Leben nur noch als endloses Dunkel, seine Ranch nicht mehr als Ort der Freiheit und Weite, sondern nur als ein weiterer goldener Käfig, in dem die Nacht ihn gefangen hielt.
Sein Schattendasein hatte ihn nach und nach zermürbt und auch seine ganze Person finster werden lassen. Das war nicht wirklich er , sondern das, wasdieser verdammte Vampirfluch aus ihm gemacht hatte. Summer konnte das ändern. Summer konnte alles ändern, und er wollte, dass sie das tat. Er wollte der Colin sein, der wieder lachte und lebte und liebte.
Er hatte seinen Bruder in Übersee angerufen, der sich immer noch quer durch das schwule Paris schlief, und Barnabas hatte ihm erzählt, dass Summer in der Blockhütte ihrer Schwester Candice wohnte, auf einer Lichtung am südlichen Rand des Kiefernwaldes, der Mysteria umgab. Also war er mit Summers Handtasche und einem Geschenk für sie durch besagten Wald gewandert und stand nun unter den Bäumen am Waldrand und sah zu der hell erleuchteten kleinen Blockhütte mit der gemütlichen Veranda hinüber.
Colin sog tief die Luft ein. Sonnenlicht und Honig – er konnte ihren Duft von hier aus wahrnehmen. Sie musste zu Hause sein. Er machte einen Schritt in ihre Richtung und versuchte, das unruhige Gefühl in seinem Magen nicht als Nervosität, sondern als Vorfreude zu deuten. Was ja nur natürlich war, wenn man bedachte, dass er jahrzehntelang nicht genügend Interesse für eine Frau aufgebracht hatte, um sie zu umwerben. Er musste sich nur in
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