Gelassene Eltern - starke und glueckliche Kinder - Eine Recherche wie das Leben mit Kindern gelingt
weniger. Eine Kind gerechte Betreuung liegt dann vor, wenn das Kind jederzeit Zugang zu einer Bezugsperson hat und die Kontinuität der Betreuung gewährleistet ist (Kriterien: Verfügbarkeit und Verlässlichkeit). Außerdem sollte diese Betreuung angemessen sein. Jedes Kind braucht etwas anderes. Ein Problem kann sein, dass Kinder der Reihe nach zu viele Bezugspersonen haben. Dann können Kinder abhängen und depressiv werden. Ungebundene Kinder werden aus der Not heraus aggressiv, depressiv und entwickeln psychosomatische Probleme.“
„Wenn Kinder gut gebunden sind, gehorchen sie!“
Provozierend meint Remo Largo: „Nennen Sie mir ein Beispiel von einem Kind, das gut gebunden ist und nicht gehorcht.“
(DVD Prof. Dr. med. Remo Largo: Kindern begegnen, Kinder wahrnehmen, 3. Öffentlicher pädagogischer Kongress, Köln, 25.-27. Mai 2006, Schönemetzer Filmproduktion 2006)
Wie aber entsteht eine sichere emotionale Bindung?
(Aus dem Magazin „Gehirn und Geist“, Nr. 9/2011: Karl Heinz Brich: Die Wiege der Sicherheit, S. 48):
„Meist kümmert sich die Mutter am intensivsten um das Baby und Kleinkind, und sie wird dadurch zur Hauptbindungsperson. Bald können andere Bindungspersonen hinzukommen wie der Vater, die Schwester oder die Großeltern… Das Kind bindet sich aber nicht an mehr als an drei oder vier Bezugspersonen. Die Hauptbindungsperson steht dabei ganz oben, ihre Anwesenheit und ihr Trost werden bei größerer Angst, Bedrohung oder Schmerzen eingefordert. Ist die aktuell bevorzugte Hauptbindungsperson nicht verfügbar, lässt sich das Kleinkind unter leichtem Protest durch die „zweitbeste“ Bezugsperson trösten.“
Brich beschreibt, warum sichere Bindungen so bedeutsam sind.
„Sichere Bindungen stellen einen wichtigen Schutzfaktor für die kindliche Entwicklung dar: Kinder mit sicheren Bindungen vertrauen in Notfallsituationen eher auf die Hilfe von anderen und fordern diese auch stärker als unsicher gebundene. Sie schließen mehr Freundschaften, können in Krisen und Konflikten differenzierter reagieren und diese besser bewältigen. Im Vorschulalter schneiden sie in Tests besser ab, in denen Ausdauer und Kreativität gefragt sind, und auch beim Spracherwerb tun sich gebundene Kinder leichter.“
Für Gerald Hüther sind sichere emotionale Bindungen in dreierlei Hinsicht bedeutsam: Zum einen sind sie Grundlage eigener Bindungsfähigkeit und damit der Möglichkeit, auf andere zuzugehen, anderen Vertrauen entgegenzubringen, schlichtweg der Fähigkeit zu lieben. Desweiteren bieten sichere emotionale Bindungen durch die Übernahme von Haltungen und Überzeugungen die Möglichkeit, auch eigene innere Leitbilder zu bilden und sind damit Grundlage einer eigenen inneren Orientierung. Drittens sind sie Grundlage eigener Fähigkeiten und eigenen Wissens, dadurch dass diese durch Spiegelung übernommen werden. Sicher emotionale Bindungen sind die Grundlage für die Bildung von Selbstwertgefühl.
Auch für das Erwachsenenleben ist es wichtig, in der Kindheit die Erfahrung sicherer Bindungen zu machen. So aktiviert ein Gefühl von Bedrohung in jedem Alter zuverlässig das Bindungsverhalten. Ich bin der Überzeugung, dass auch nur gebundene Kinder tragfähige Beziehungen mit Lebenspartnern eingehen können. Und schließlich ist die Anbindung zu seinen Nächsten (Partner, Familie, Freunden, eventuell auch Kollegen) Glücksfaktor Nummer eins. Das muss man in der Kindheit erfahren haben.
Feinfühligkeit und Bindungsfähigkeit kann man im Übrigen lernen: Der Mediziner Karl Heinz Brich von der Universität München hat ein Programm entwickelt, das dabei helfen soll, Schritt für Schritt eine sichere Bindung zum eigenen Kind aufzubauen. Dabei werden Eltern im frühgeburtlichen Teil des Kurses darauf vorbereitet, die Signale ihrer Babys wahrzunehmen, diese rasch zu erkennen, zu interpretieren und richtig zu reagieren. Anhand von Videobeispielen werden typische Eltern-Säugling-Interaktionen veranschaulicht (Füttern, Stillen, Wickeln, Spielen) und dabei spezielle elterliche Kompetenzen aufgezeigt.
TIPP : Literatur: SAFE – Sichere Ausbildung für Eltern (ISBN 978-3-608-94601-7) beziehungsweise www.safe-programme.de
Gelingende Beziehungen leben – die Welt Jesper Juuls :
Im Abschnitt 11 „Müssen deutsche Eltern so viel erziehen? “ habe ich die Kritik Jesper Juuls an dem permanenten Erziehen deutscher Eltern angesprochen. Er fordert, Eltern sollten nicht als Prinzipien auftreten,
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