Geld fressen Seele auf
bei Francisco. Selbst die kleineren Kinder jener Manager hatten ihm persönliche Dankesbilder gemalt, was ihn sichtlich rührte.
Drei Wochen später erhielt Francisco eine Mahnung der NVG-Schweiz AG zur Rückzahlung seines überzahlten Lohnes, verbunden mit der Androhung einer Betreibung. Daraufhin rief Francisco sofort bei Franzen an und bat ihn um eine persönliche Unterredung. Interessanterweise wollte dieser, entgegen seiner sonstigen Art, gar nicht den Grund für diese Unterredung wissen, was Francisco allerdings nur recht gewesen war.
Francisco vergewisserte sich dann, dass sie unbeobachtet und unbelauscht blieben, obwohl er natürlich einkalkulierte, dass Franzen ein Tonbandgerät bei sich tragen könnte.
Sie trafen sich in der Hotellobby des Luzerner National wo Francisco direkt zur Sache kam und Franzen mit ruhiger, aber fester Stimme eröffnete, dass er zwischenzeitlich die Betreibung der NVG für die Lohnrückzahlungsforderung erhalten habe. Er wolle nun den Auslandsgeschäftsführer über sein persönliches, weiteres Vorgehen orientieren: Zunächst werde er gegen diese Betreibung Rechtsmittel einlegen, wodurch der Ball wieder zurückgespielt würde ; die NVG müsste nämlich nun, aus rein rechtlicher Sicht des chronologischen Betreibungsablaufs betrachtet, die Rechtsöffnung bei Gericht beantragen. Sollte die NVG es tatsächlich auf einen Gerichtsprozess ankommen lassen, werde er, Francisco, quasi im Gegenzug Strafanzeigen gegen die Unternehmensorgane der NVG und gegen ihn persönlich einreichen. Er würde dann weiter dafür sorgen, dass es zu einem medial-öffentlichen Schaustrafprozess komme, der ganz unabhängig von seinem späteren Ausgang seine Schlagzeilen sicherlich schreiben würde. Sollte er, Franzen, nun der Meinung sein, dass sich die Durchsetzung jener Lohnrückzahlungsforderung unter diesen Umständen tatsächlich rechnen lasse, dann würde man sich wohl vor Gericht treffen. Ansonsten würde er alle Auseinandersetzungen und Forderungen als endgültig erledigt betrachten!
Francisco schaute Franzen anschließend einen kurzen Moment mit ganz festem Blick ins Gesicht, stand dann auf und verließ ohne einen Kommentar Franzens abzuwarten die Hotellobby.
Immer wieder wenn später der Postbote kam und ein Einschreiben überbrachte, war Francisco innerlich zusammengezuckt, weil er fürchtete, doch noch diese Gerichtsladung zur Rechtsöffnung zu erhalten.
Eines Tages war es dann so weit und der Postbote überbrachte eine solch befürchtete Gerichtsurkunde – doch in diesem Fall aus Genf. Francisco las und traute seinen Augen nicht. Da hatte der Genfer Untersuchungsrichter doch tatsächlich nun entschieden, jenes offene Untersuchungsverfahren zu den Strafanträgen gegen ihn einzustellen und die Anträge definitiv zurückzuweisen.
Angelina und Francisco fielen sich ob dieser wunderbaren Nachricht in die Arme und in ihrem Freudentaumel vermochten sie auch ihre Freudentränen nicht zurückzuhalten. Endlich war dieses existenzbedrohende Damoklesschwert über Francisco und seiner Familie verschwunden und jene Glorie und Macht des C. M.-Möchtegern-Machiavelli verlor wenigstens etwas von ihrem geldgeschmierten künstlichen Glanz. Angelina war außer sich vor Freude und versuchte immer wieder Francisco zu belehren, dass diese gute Wendung ein klares Zeichen des Himmels sei. Sie war fest davon überzeugt, dass ihnen dieses Zeichen auch geschickt worden sei, damit sie den Botschaften des Himmels künftig mehr Vertrauen schenkten.
Darüber hinaus hatte sie zwischenzeitlich eine neue feindselige Spezies ausgemacht, die im Grunde das Aufbieten eines Kammerjägers forderte. Im Kindergeschoss der Familienvilla hatte sich nämlich eine unbekannte Art brauner Krabbeltierchen häuslich eingerichtet. Diese Spezies verteilte sich später im ganzen Haus und war schon hinter allen Holzfußleisten mit riesigen Populationen vertreten. Der Hauseigentümer sah sich die Viecherei persönlich an und meinte, das sei eigentlich ganz normal. Jene kleinen Tierchen würden in den schönen Bäumen draussen im Garten leben und seien sicher durch die offene Terrassentür und die offenen Fenster ins Haus gekommen. Dass sie sich dann im Kindergeschoss so eingenistet hätten, sei wahrscheinlich auf Essensreste zurückzuführen, die es ja häufig in Kinderzimmern gebe.
Angelina fühlte sich persönlich äussert betroffen und war sehr ungehalten über diese Aussage des Hauseigentümers. Sie fuhr
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