Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)
in Ordnung?“
„Ja, mir geht ’s gut“, behauptete ich, noch immer kreidebleich.
„Ich wusste gar nicht, dass du so eine Angst vor di esen Tierchen hast.“
„Tierchen?!“, fragte ich verständnislos, „die Dinger sind das Wide rlichste, was es gibt!“
„Aber die tun dir doch gar nichts“, sagte die Tie rfreundin lächelnd.
„Doch!“ Isabell sah mich neugierig an. „Die ... sitzen da ... mit ihrem fetten Arsch und bedrohen einen!“
Lachend nickte Isa. „Ok. Falls noch eine Spinne au ftaucht, sag einfach Bescheid.“ Mit diesen Worten verabschiedete sie sich, setzte sich auf ihr Fahrrad und radelte davon.
Einen Moment lang schaute ich ins Gras, um sicher zu gehen, dass das Ungeheuer weg war. Dabei fiel mir auf, dass die Ze itung von heute Morgen immer noch hier draußen darauf wartete, reingeholt zu werden. Ich war so freundlich und tat ihr den Gefallen. Nachdem Isabell außer Sichtweite war, schnappte ich mir die Zeitung und überflog das Titelblatt.
B ei sich zu Hause angekommen stellte Isabell ihren fahrbaren Untersatz an einem der Stützbalken vom Carport ab und rief Andrea an. „Hallo, du! Ich wollte dir sagen, dass es ihm gut geht, du brauchst dir keine Sorgen zu machen ... Nein, er hatte Besuch von einer Spinne, die ihn bedroht hat ... Ja, allerdings ... Aber was war denn eigentlich mit dir los? ... Ach, du warst das? Nein, ich hab das Klingeln gehört, aber ich bin eben erst nach Hause gekommen, du hast mich unterwegs erwischt ... Nachrichten? Wieso? ... Was?! ... Ach du meine Güte ...“
Isabell setzte sich auf einen der Stühle im Essbereich. „Aber sie haben ihn g eschnappt? ... Dann ist es ja gut ... Nein, ich glaube nicht, dass Jan davon schon was mitgekriegt hat, er war einfach von dem Spinnchen so vereinnahmt ... Ach was, der interessiert sich doch gar nicht für die Nachrichten.“
Auf dem Titelblatt der Zeitung weckte der Leitartikel meine Aufmerksamkeit. >Verbrecher nach fünf Jahren endlich hinter Schloss und Riegel<. Was mir aber eigentlich mehr ins Auge fiel und der Grund meines plötzlichen Interesses an einer Zeitung war, war der Name, der unter der Überschrift aufgeführt wurde ... Marco Obeck ...
„Scheint wohl am Namen zu liegen, wenn man gegen das Gesetz ve rstößt“, dachte ich laut.
„Mach dir keine Sorgen, ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass er davon keinen Schimmer hat ... Hm? ... Ok, ich warte kurz“, sprach Isabell ins Telefon.
Das Bild zu dem Artikel kam mir irgendwie merkwü rdig vor. Trotz der Zensierung des Mannes, der von zwei Polizisten festgehalten wurde, irgendwas an der Abbildung fesselte mich. Ich dachte, es würde mir vielleicht bewusst werden, wenn ich ein paar Zeilen von dem Artikel läse. Also überflog ich die ersten Zeilen und stolperte wieder über den Namen Marco.
„Ja, ich bin noch dran“, meldete Isabell sich zurück. „Was habt ihr heute denn noch so vor? ... Aha ... Klingt ja wirklich sehr spannend“, sagte sie mit einem ironischen Unterton.
>In einem Wald unweit des 10.000 Einwohner-Ortes Diblingen konnte er nach einer wilden Verfolgungsjagd gestellt werden. Völlig erschöpft und von einigen Stürzen während der Flucht gezeichnet konnte der Täter keinen großen Widerstand mehr leisten. Die beiden Beamten der örtlichen Polizeiwache hatten leichtes Spiel mit dem Täter ...<
Fassungslos hob ich den Kopf. „... Marco ...“
„Ok, sprechen wir uns dann die Tage wieder? ... Super, ok, dann bis bald ... Machs gut“, verabschiedete sich Isabell von ihrer besten Freundin.
Langsam sackte ich auf den Boden. Verkrampft hielt ich die Zeitung in der einen Hand und stützte mich mit der anderen nach hinten ab, damit ich nicht umfiel. So saß ich da minutenlang und ließ in Gedanken den Moment in der Stadt noch einmal Revue passieren. Es war wie ein Schock. Sie hatten ihn wirklich gekriegt. Ich wusste gar nicht, was mich mehr aus der Fassung brachte. Das blanke Entsetzen, dass er ein Schwerverbrecher und nicht mein süßer Kuscheltanzpartner war, oder dass sie ihn erwischt hatten.
Ich bildete mir ein, ganz genau zu wissen, dass er nicht der Typ war, der sich erw ischen lässt. Dass er einfach von allen gejagt werden würde, aber niemand würde ihn kriegen.
Um ehrlich zu sein machte es mich total kribbelig, wenn ich mir vorstellte, wie viel Respekt andere vor ihm haben mus sten.
„Warum musstest du auch stürzen? Du wärst denen sicher en twischt ...“, seufzte
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