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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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habe.«
    »Sein Ego ist schon ziemlich groß, ja«, stimmte Miri ihm zu, »aber er ist immerhin auch der Chef dieser Behörde, und du bist nur sein Gast, ob es dir nun gefällt oder nicht. Zu Hause tanzen vielleicht alle nach deiner Pfeife, aber hier herrschen andere Regeln. Mir ist es egal, wie berühmt du bist.«
    »Du warst einmal so eine ... Rebellin«, erwiderte Owen. »Und bist nie auf Nummer sicher gegangen. Was ist nur passiert?«
    »Du bist ein noch größerer Rebell geworden, als ich es je gewesen bin. Was so viel bedeutet wie, dass du vollkommen außer Kontrolle geraten bist.«
    »Ah. Meine goldenen Jahre. Wie auch immer, du brauchst dich nicht zu grämen, meine Teure. Ich habe die Mumien gefunden, und das gibt mir das Recht auf eine erste Untersuchung, ganz gleich wie viele Leute deswegen mit den Zähnen knirschen.«
    »Und es wird eine Menge Zähneknirschen geben«, murmelte Miri.
    Owen tätschelte ihre Hand. »Es ist schon Stunden her, dass ich das Artefakt entnommen habe. Der Mann hat doch wahrscheinlich längst erfahren, was ich getan habe. Seine kleinen Spione sind den ganzen Morgen durchs Labor gewieselt, wie du dir sicher denken kannst. Aber bis jetzt habe ich nicht eine einzige Beschwerde gehört.«
    Er meinte die Assistenten, Kevins Augen und Ohren. Der Mann wollte sichergehen, dass Owen nicht versuchte, seine — Kevins — Forschungsergebnisse während seiner Raubzüge außerhalb der Ausgrabungsstätte zu stehlen. Als wenn Owen das nötig hätte. Allerdings würde diese letzte Aktion zweifellos unter die Kategorie Diebstahl fallen, denn hier würde er Kevin den Applaus stehlen.
    Was Miri eigentlich nicht schlimm fand. Was machte das schon?
    »Du hättest mich anrufen sollen.« Sie ließ sich auf den Stuhl neben Owen fallen und betrachtete das Artefakt, dessen rote Oberfläche im Licht schimmerte. Sie wollte es berühren.
    Owen lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Du bist empört.«
    »Ja. Wenn du die Entnahme unbedingt machen wolltest, kein Problem! Aber ich dachte ...«
    »Nein«, unterbrach er sie sanft. »Nein, meine Liebe. Ich wollte dich einfach nicht mit hineinziehen, als ich den Stein entnommen habe. Ich mag die Konsequenzen meines heutigen Tuns vielleicht auf die leichte Schulter nehmen, aber die Wahrheit ist, dass man mir an diesem Punkt meiner Karriere nicht mehr viel anhaben kann. Du dagegen bist noch jung. Ich musste dich schützen.«
    »Owen.«
    »Ich weiß. Ritterlichkeit und Bevormundung sind schon lange nicht mehr in Mode. Aber gestatte du doch bitte einem alten Mann ein einziges Mal seine Exzentrizität. Ich wollte nur dein Bestes, Miri. Du bist wie eine Tochter für mich. Meine einzige Tochter. Und ich weiß, dass Emily ... dass Emily genauso empfunden hat. Sie hätte mir nie verziehen, wenn ich dich in Schwierigkeiten gebracht hätte. Vermutlich wäre sie auch so schon ziemlich sauer.«
    »Emily war ein Engel«, murmelte Miri und starrte auf ihre Hände. Sie versuchte, nicht an Owens Frau zu denken, die seit zwei Jahren tot war. »Sie war nie böse mit dir.«
    Owen lächelte bedauernd. »Mein liebes Mädchen, du hast auch nicht dreißig Jahre mit ihr gelebt. Sie war das reine Feuer, sowohl was ihr Temperament als auch was ihre Leidenschaft anging.« Er hielt ihr den roten Jadestein hin. »Waffenstillstand?«
    »Ach, hör auf damit!«, sagte Miri, schob Owen jedoch zur Seite, als sie das Artefakt nahm, seinen Stuhl ergatterte und den Stein unter die Linse legte. Er war größer als ihre Handfläche, hatte drei scharfe Enden und schien in etwa wie ein Dreieck geformt zu sein. Eine Seite wirkte etwas weicher als die anderen; sie bemerkte alte, ziemlich tiefe Kratzer darin.
    »Das muss ein Schnitt oder ein Bruch gewesen sein.« Sie fuhr mit den Fingern über die restlichen Seiten, die glatt und scharf waren. »Das hier gehört zu einem größeren Ganzen.«
    »Ja«, bestätigte Owen. »Was noch?«
    Miri drehte das Artefakt in den Händen. Es fühlte sich warm an, was sie der Lampe und ihrer Körperwärme zuschrieb, aber trotzdem war es ein gutes Gefühl auf ihrer Handfläche. Sie untersuchte die rotwächserne Oberfläche genauer, die Kratzer, die sie zuvor schon bemerkt hatte.
    Aber es schienen gar keine zufälligen Kratzer zu sein. Einkerbungen, ja, aber ... sie waren eher eingeritzt, vorsichtig. Und zwar gezielt.
    Miri lehnte sich zurück und blinzelte. Owen lachte leise. Sie warf ihm einen Blick zu und sah dann wieder den Jadestein an. »Das ist eine Schrift. Diese Kratzer, das

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