Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Diebin

Geliebte Diebin

Titel: Geliebte Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
Vom Netzwerk:
Knochen.
    Sie war hungrig und zu Tode erschöpft. Wenn sie an die kurzen Stunden dachte, die sie in der großen Halle von Black Thorn verbracht hatte, fest geschmiegt in die Arme des Baron Devlynn während des Tanzes im kostbaren Hochzeitskleid ihrer Mutter, das im Schein der vielen Kerzen so geheimnisvoll geschimmert hatte, schien das eine Ewigkeit her zu sein. Nicht erst ein paar Stunden, in denen sich ihr ganzes Leben verändert hatte.
    Als der Morgen anbrach, hörte sie einen Hahn in einem Dorf in der Nähe krähen. Sie entdeckte eine bogenförmige Brücke über den Bach, kletterte das moosige, mit Wurzeln durchsetzte Ufer empor und verbarg sich in den spärlichen Büschen, um sich wieder anzuziehen.
    Da bohrte sich die Spitze eines Schwertes in ihren Nacken.
    »Keine Bewegung«, befahl eine Männerstimme und sie erstarrte.
    Ihr Herz sank.
    Sie kannte diese Stimme.
    Sie gehörte Devlynn von Black Thorn.
    »Dreht Euch um. Langsam.« Seine Stimme war so leise wie der Wind und genauso kalt.
    Apryll verfluchte ihr Schicksal. Sie drückte die Tunika gegen ihre Brust, bedeckte ihre Nacktheit und drehte sich dann zu dem Lord um. Wie lange hatte er schon im Schatten des Waldes gestanden, wo das Morgenlicht über den gefrorenen Boden kroch und kaum ein Vogel sang? Hatte er sie nackt gesehen, hatte er sie beobachtet, als sie durch das eisige Wasser watete? Sie errötete bei diesem Gedanken.
    Sein Gesicht war eine Maske aus Zorn und Verachtung, seine Augen waren nur noch Schlitze, die Lippen ein Strich. Die Klinge seiner Waffe bewegte sich nicht, als sie ihn ansah, ihre tödliche Spitze verharrte an ihrem Hals. Trotz der Eiseskälte, die ihren Körper betäubte, und der Bedrohung der Klinge reckte sie das Kinn und warf ihr Haar über eine Schulter. Dann starrte sie ihn herausfordernd an.
    »Ihr seid entkommen.«
    Sie antwortete nicht.
    »Wer hat Euch geholfen?«, knurrte er und trat noch einen Schritt näher. Als sie stumm blieb, wurde sein Gesichtsausdruck noch Furcht erregender. »Ihr seid entkommen, um Euch mit den anderen zu treffen, aber dies ist nicht der Weg zu Eurem Schloss.« Wut blitzte in seinen Augen und der Druck der Schwertspitze wurde stärker. »Ich frage Euch noch einmal: Wo ist mein Sohn?«, knirschte er und sein Blick glitt geradezu tödlich über ihren Körper. »Was habt Ihr mit ihm gemacht?«
    »Er ist bei meinem Bruder.«
    »Und wo ist der?«
    »Ein Stück weiter den Weg entlang.«
    Ein Muskel im Kinn des Barons zuckte. »Dann lebt Yale also noch.«
    »Selbstverständlich!« Lieber Gott, glaubte er wirklich, dass sie seinen Sohn umbringen würde? Dass sie einem Kind etwas zuleide tun würde?
    »Und warum seid Ihr dann nicht bei ihm?« Unter der eisernen Ruhe seiner Stimme fühlte sie seine große Sorge - und eine noch größere Wut.
    »Ich war bei ihm. Ich habe Payton eingeholt, aber ... aber ... Mein Pferd begann zu lahmen und ich konnte nicht länger mit ihm Schritt halten. Ich habe Euch hinter mir gehört... und ... und ich wusste, dass ich fliehen musste, um Hilfe zu holen.«
    »Um Eure elende Haut zu retten«, verbesserte er verächtlich.
    »Um Hilfe zu holen, damit Payton Yale wieder freilässt.«
    Devlynn musterte sie böse, er wog ihre Worte und beurteilte sie, während er unter den bemoosten Ästen einer verkrüppelten Eiche stand.
    »Ihr wolltet Hilfe, um das Kind zu befreien, das Ihr gestohlen habt, und dennoch seid Ihr nicht zu mir gekommen?«
    »Weil Ihr mir nicht geglaubt hättet. Und ... und ich wusste nicht, wo Ihr wart und auch nicht, was Ihr mit mir machen würdet, wenn Ihr feststellen würdet, dass ich geflohen war.« Sie schluckte, doch rührte sie sich nicht. Sie spürte noch immer die Schwertspitze, doch schützte sie ihren Hals nicht davor. Sie fühlte, wie ihr Puls unter der scharfen Spitze des Schwertes schlug, merkte, dass ihm keine ihrer Bewegungen entging, er schaute auf ihre Brust, die sich heftig hob und senkte hinter ihrer zerknitterten Tunika, die sie krampfhaft festhielt. Etwas leuchtete in seinen Augen auf - eine Erinnerung - etwas Lüsternes. Was auch immer es war, es war sofort wieder verschwunden.
    Konnte dies der Mann sein, der sie so kühn geküsst hatte, der Mann, mit dem sie einen Becher Wein geteilt und so leichtfüßig getanzt hatte? Er sah aus wie ein Dämon. Sein schwarzes Haar fiel ihm wild gelockt in die Stirn, sein Kinn war dunkel vor Bartstoppeln, und alle Muskeln in seinem Gesicht und seinem Nacken waren angespannt. Seine Nasenflügel blähten sich, er

Weitere Kostenlose Bücher