Geliebte Feindin
lösen.
Sie gab ihn nicht frei, sie grub ihre Hände in sein Haar und zog ihn fester an sich, damit er sie erneut küssen konnte. Er quittierte ihre stumme Aufforderung mit einem Brummen, bevor er die sinnliche Liebkosung genoß. Als ihre süße Zunge sich an seiner rieb, kam er zur Besinnung und zwang sich, sich zurückzuziehen.
Beide waren außer Atem, als sie sich voneinander lösten, und Sara verlor das Gleichgewicht. Sie sank schwer gegen die hölzerne Reling und preßte eine Hand auf ihren bebenden Busen, während sie leise stöhnte.
Sobald ihr Captain seine Braut losgelassen hatte, kehrten die Seemänner zu ihren Aufgaben zurück. Nathan sah ihnen mit finsteren Blicken nach, bevor er sich Sara wieder zuwandte. Ihr versonnener Gesichtsausdruck erfreute ihn, und am liebsten hätte er sie von neuem geküßt.
Er war erschüttert über seine mangelnde Beherrschung und entschied, daß er seiner Braut genügend Zeit gewidmet hatte. Er drehte sich zum Ruder um und bemerkte entsetzt, daß seine Hand zitterte, als sie das Holz berührte. Offensichtlich hatte ihn der Kuß mehr durcheinander gebracht, als er zuvor vermutet hätte.
Sara brauchte bedeutend länger, um ihre Fassung zurückzugewinnen. Sie bebte am ganzen Körper. Sie hatte ja keine Ahnung gehabt, daß ein Kuß so … vollkommen sein konnte!
Ihm hatte diese Zärtlichkeit bestimmt überhaupt nichts bedeutet, dachte sie, als sie seine erschreckend gelangweilte Miene gewahrte.
Sie fühlte sich den Tränen nahe und verstand nicht einmal, was sie so traurig machte. Dann erinnerte sie sich an seine unanständige Bemerkung über ihre Pflichten. »Ich bin keine Zuchtstute«, flüsterte sie. »Und ich bin nicht im mindesten an deinen Zärtlichkeiten interessiert – sie gefallen mir nicht einmal«.
Nathan warf einen Blick über die Schulter und erwiderte langsam: »Du kannst mich nicht täuschen. Die Art, wie du mich geküßt hast …«
»Ich glaube, ich finde Küsse abscheulich.«
»Lügnerin.«
Das war eine Beleidigung, ja, aber so, wie er dieses Wort ausgesprochen hatte, klang es wie eine Liebkosung.
Das alles machte überhaupt keinen Sinn. Sehnte sie sich jetzt schon so verzweifelt danach, daß dieser Wikinger sie freundlich behandelte, daß sie sogar seine Beleidigungen als Schmeicheleien empfand? Sara fühlte, wie die Hitze in ihre Wangen stieg. Sie starrte auf ihre Schuhspitzen und faltete die Hände schützend vor ihrer Brust. »Du kannst mich nicht mehr küssen«, verkündete sie und wünschte, ihre Stimme würde entschlossener und weniger atemlos klingen.
»Ich kann nicht?«
Seine Belustigung war zu offensichtlich. »Nein, du kannst nicht«, beharrte sie. »Ich habe beschlossen, daß du mir zuerst, wie es sich gehört, den Hof machen mußt, Nathan, und nach einer angemessenen Zeit werden wir uns in einer feierlichen Zeremonie von einem echten Priester trauen lassen. Vielleicht erlaube ich dir dann, mich noch einmal zu küssen.«
Sie hatte ihn während ihres kleinen Vortrags keines Blickes gewürdigt, aber jetzt musterte sie ihn eingehend und versuchte, seine Miene zu deuten. Unglücklicherweise verriet ihr sein Ausdruck gar nichts. Sie blitzte ihn zornig an. »Ich denke, daß unsere Ehe von den Behörden angefochten werden könnte, wenn wir sie nicht vor Gott und der Kirche besiegeln.«
Schließlich konnte sie doch an seinem Gesicht erkennen, wie er über ihren Vorschlag dachte, und sie wünschte, er hätte sie im Zweifel gelassen. Himmel, sein Blick war so versengend wie die Mittagssonne, die auf sie niederbrannte. Aber seine Augen … die Farbe war so leuchtend und betörend. Wenn er ihr direkt in die Augen sah, vergaß sie zu atmen … Plötzlich regte sich ein seltsamer Gedanke in ihrem Kopf: Ihr Wikinger war ein gutaussehender Mann.
Warum nur war ihr das vorher nicht aufgefallen? Grundgütiger Himmel, fing sie etwa an, Gefallen an ihm zu finden?
Nathan riß sie aus ihren Gedanken, als er sagte: »Denkst du, daß es eine Möglichkeit für uns gibt, den Vertrag zu brechen?«
»Nein.«
»Gut«, erwiderte er und setzte hinzu: »Wie ich dir schon einmal gesagt habe, ist es nicht meine Absicht, den Vertrag zu lösen.«
Sie fand seinen überheblichen Ton abstoßend. »Das habe ich schon gewußt, bevor du es mir eröffnet hast.«
»Woher?«
Sie schüttelte den Kopf, aber Nathan verhinderte die Bewegung, indem er seine Hand in ihr Haar grub und eine Locke festhielt.
»Rühr mich nicht an, Nathan. Ich bekomme Kopfschmerzen, wenn du so an
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