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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ein! So schnell, so einfach geht das?«
    Annette fuhr herum. Ihre blauen Augen funkelten. »Ich wünschte, hier wäre jemand, der Sie tötet!« sagte sie, schwer atmend.
    »Auch das wäre nichts Neues für mich.« Joanna lächelte bitter. »Sie sind noch so herrlich jung, Annette, und bis auf den schrecklichen Tod Ihrer Mutter kennen Sie die Grausamkeiten des Lebens noch nicht. Soll das Leben Ihres Vaters zusammenschrumpfen bis auf den kleinen Goldring an seiner rechten Hand? Wollen Sie ihn zum zweiten Opfer dieses Hais machen? Zum seelischen Opfer? Ihr Vater ist noch nicht alt, Annette … ein wunderbarer Mann …«
    »Das werden Sie aus Ihrer Sicht besser beurteilen können!« entgegnete Annette voller Haß. »Ich weiß nur, daß Sie meine Mutter zum zweitenmal töten …«
    Juan stand noch mit dem Koffer auf den Schultern an der Tür, als Annette an ihm vorbei zum Haupthaus gelaufen war. Unschlüssig blickte er Joanna an, die mit aneinandergepreßten Fäusten erregt im Zimmer hin und her lief.
    »Wo soll der Koffer hin, Mylady?« fragte er formvollendet.
    Joanna fuhr herum, als sei sie getreten worden. »Zurück zum Schiff!« schrie sie.
    »Sie kapitulieren schon?«
    »Ich habe noch nie gegen Tote gekämpft!«
    »Stellen wir den Koffer erst einmal hier ab«, meinte Juan klug. Er wuchtete das schwere Ding von seinen Schultern und ließ es auf den Boden knallen. »Die Entscheidungen in diesem Haus trifft allein der Chef …«
    Es waren keine Entscheidungen mehr zu fällen.
    Andreas Rainherr erwartete seine Tochter in der großen Wohnhalle.
    Als Annette eintrat, sah er schon an ihren Augen und an ihrer Haltung, daß viele Worte und Erklärungen nutzlos waren. Joanna hatte recht behalten: Seine Tochter war nicht bereit, eine neue Frau an der Seite ihres Vaters zu dulden.
    »Sag bitte nichts!« begann Rainherr die kurze Diskussion. »Ich seh' dir an, was geschehen ist … Nein, du hörst jetzt mir zu!«
    Das war seit Lucias Tod ein neuer Ton zwischen Vater und Tochter. Das gemeinsame schreckliche Erlebnis hatte sie so zusammengeschweißt, daß es bis heute undenkbar schien, es könne je Auseinandersetzungen zwischen ihnen geben. Plötzlich zeigte sich ein Riß …
    Warum ist das so, dachte er. Als Annette in das Alter kam, in dem sie sehen lernte, was um sie herum vorging, in dem sie begreifen konnte, was geschah, hatte sie ihren Vater nie gefragt. Aber sie mußte doch wissen, daß es in den vergangenen Jahren hier und da Frauen gegeben hatte, mit denen ihr Vater zusammen war.
    Einmal … diese vierzehn Tage im Hotel des Badeortes West Bay auf Grand Cayman. Sie war eine amerikanische Touristin, die eigentlich bei den Cayman-Inseln auf Grund liegende Schiffswracks besichtigen wollte. 335 Schiffe, die im Laufe von drei Jahrhunderten hier gestrandet waren, durch Stürme auf die Klippen getrieben oder durch falsche Navigation an den Felsen zerschellt, bildeten heute eine Touristenattraktion ersten Ranges. Aber statt auf ›Schatzsuche‹ zu gehen – wie der Buntprospekt des Reisebüros es versprach –, verbrachte Miß Laurice von dem dritten Tag ihres Urlaubs an die Zeit mit Rainherr im Bett, nachdem sie ihn zufällig am Strand des Hotels kennengelernt hatte.
    Das war nur eine Frau von mehreren gewesen … Und nie hatte Annette gefragt oder etwas darüber gesagt. Nur jetzt, bei Joanna, schlug sie plötzlich um sich.
    »Ich glaube«, sagte Rainherr ernst, »ich habe es als erwachsener Mann und als dein Vater nicht nötig, dich um Erlaubnis für Dinge zu bitten, die in erster Linie mich betreffen.«
    »Du brauchst nicht weiterzureden, Paps!« Annette stand mitten im Zimmer, groß schlank, sehr blond … ein junger Racheengel, aber trotzdem ratlos, dem Weinen näher als den Vorwürfen.
    »Ich weiß alles …«
    »So, du weißt alles?«
    Das klang ein wenig spöttisch. »Was weißt du denn, du Küken?«
    »Ihr liebt euch!«
    »Und das ist ein Verbrechen?«
    »Wenn Mama das sehen könnte …«
    »Könnte sie es sehen, so würde sie sagen: Andreas, nach den Jahren des Alleinseins gönne ich dir alles Glück mit Joanna, wenn sie dich glücklich macht … Und Joanna macht mich glücklich.«
    »Und wie soll das weitergehen?«
    »Ich werde sie heiraten.«
    »Ich werde nie … nie Mutter zu ihr sagen können!«
    »Es genügt, wenn du sie Joanna nennst und ihr eine Freundin sein kannst.«
    »Freundin? Ich hasse sie!«
    »Das ist dein Privatvergnügen.«
    Andreas Rainherr griff nach der Cognacflasche, die neben ihm auf einem

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