Geliebte Rebellin
auf sie geworfen und ihr von Anfang an blind vertraut?
»Nun«, sagte sie und fand insgeheim, ihr selbstbewusstes Auftreten sei unter den gegebenen Umständen nicht sehr wünschenswert, »da Sie die Schuldfrage soweit gelöst haben, dass ich als mögliche Täterin ausscheide, möchten Sie natürlich von Ihrem Posten zurücktreten und sich um Ihre eigenen Angelegenheiten kümmern.«
»Nicht direkt.«
»Unter den gegebenen Umständen wäre das absolut einleuchtend. Schließlich besteht für Sie jetzt keine Notwendigkeit mehr, Ihre Nachforschungen in bezug auf mich fortzusetzen. Sie könnten ebenso gut . . .« Sie unterbrach sich, als seine Worte zu ihr durchdrangen. »Was soll das heißen, nicht direkt ?«
Baxter ließ die Stuhllehne los und wandte sich ab, um im Zimmer herumzulaufen. Er blieb vor dem Bücherregal stehen und kehrte ihr den Rücken zu. »Ich möchte die weitere Klärung dieses Falles gemeinsam mit Ihnen durchführen, Charlotte.«
Die Niedergeschlagenheit fiel von ihr ab. »Im Ernst?«
»Das Problem, das uns zusammengeführt hat, besteht weiterhin«, hob er hervor. »Die Umstände des Mordes an Mrs. Heskett sind immer noch zu klären. Sie und meine Tante haben es auf dieselben Antworten abgesehen.«
»Ja.« Plötzlich war sie wesentlich besser gelaunt, schon fast heiter. »Ja, das stimmt allerdings, Sir. Und an dem alten Sprichwort, dass zwei Köpfe besser sind als einer, ist doch gewiss etwas Wahres dran.«
»Eine geringfügige Veränderung in unserem Verhältnis zueinander wird sich jedoch nicht umgehen lassen.«
Ein Schauer der Sorge lief ihr über den Rücken. »Eine Veränderung?«
Er drehte sich um und hatte die Hände auf dem Rücken gefaltet, während er dastand und sie ansah. »Ich fürchte, dass ich mich in Zukunft nicht mehr als Ihr Sekretär ausgeben kann.«
»Ich gebe zu, dass ich selbst dann noch meine Zweifel hatte, als meine Schwester und meine Haushälterin behauptet haben, es bestünde nicht der geringste Anlass zur Sorge. Aber ich glaube, Miss Pattersons Reaktion auf Sie beweist, dass Sie diese Rolle tatsächlich auch weiterhin recht erfolgreich spielen können.«
»Das Problem«, sagte Baxter behutsam, »besteht darin, dass unsere Nachforschungen uns wahrscheinlich in Drusilla Hesketts Freundeskreis ziehen werden.«
»Ja, selbstverständlich. Warum auch nicht?«
»Mrs. Hesketts Bekanntenkreis überschneidet sich weitgehend mit dem Bekanntenkreis meiner Tante. Und in diesem Kreis kennt man mich.« Sein Mund verzog sich herablassend. »Diejenigen, die mich nicht kennen, wissen, wer ich bin. Schließlich bin ich Eshertons Bastard. In der feinen Gesellschaft wird es mir unmöglich sein, mich unauffällig zu bewegen.«
»Ich verstehe.« Charlottes Gedanken überschlugen sich. »Dann müssen wir uns eine andere Erklärung überlegen, warum man uns häufiger miteinander sieht.«
»Ich habe den größten Teil der letzten Nacht damit zugebracht, mir Gedanken über dieses Problem zu machen.« Baxter legte eine Pause ein. »Ich glaube, dass ich sämtliche Möglichkeiten durchgespielt und keine übersehen habe.«
Sie lächelte ihn erwartungsvoll an. »Und?«
»Und ich bin zu der unausweichlichen Schlussfolgerung gelangt, dass es im Grunde genommen nur einen einzigen gesellschaftlich anerkannten Grund dafür gibt, dass wir beide ungewöhnlich viel Zeit miteinander verbringen.«
»Ich kann es kaum erwarten, Ihren Vorschlag zu hören.«
»Eine Verlobung.«
Sie bekam in ihrer Verwirrung ein paar Sekunden lang keine Luft mehr.
»Wie bitte ?« brachte sie schließlich heraus.
»Wir beide werden offiziell bekanntgeben, dass wir uns verlobt haben und demnächst heiraten werden.« Er bedachte sie mit einem flüchtigen Lächeln. »Und in Anbetracht dieser veränderten Situation muss ich wirklich darauf bestehen, dass du mich von jetzt an Baxter nennst.«
6
Baxter machte sich auf eine Explosion gefasst, aber selbst die umfangreichen Kenntnisse, die er im Umgang mit verdampfbaren Substanzen gesammelt hatte, hätten ihn nicht auf Charlottes Reaktion vorbereiten können.
Sie verharrte absolut regungslos. Ihre Augen wurden erst groß und verengten sich dann zu Schlitzen. Ihr Mund öffnete und schloss sich zweimal hintereinander.
Und erst dann explodierte sie.
»Eine Verlobung?« Charlotte sprang mit einem Satz von ihrem Stuhl auf, der einen Ausbruch des legendären Vesuv in den Schatten gestellt hätte. Sie hatte sich hinter ihrem Schreibtisch verbarrikadiert und sah ihn mit
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