Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
fragte sie mit geschlossenen Augen, bebend vor Erwartung. Er streifte mit der Nase über ihren Hals.
»Du kannst dir nicht vorstellen, wie gut du für mich riechst, Aileen«, sagte er unumwunden. »Dein Geruch lässt mich von der Erde abheben.«
Das konnte nicht wahr sein. Caleb verführte sie, entfernte nach und nach eine Fessel der Angst und der Scham nach der anderen von ihr. Sie musste erst einmal schlucken, bevor sie versuchte, sich ihm zu entziehen, und antwortete ihm nicht.
»Dein Vater war ganz verrückt nach dem Geruch deiner Mutter«, fuhr er mit seiner Verführung fort. »In ihr hat er seine Cáraid gefunden, diejenige, die dazu bestimmt war, bis in alle Ewigkeit neben ihm zu wandeln, sein übel zugerichtetes Herz zu besänftigen, ihn mit ihrer Liebe zu wärmen.«
»Ein Fluch?«, fragte sie mit erstickter Stimme.
Caleb lächelte und berührte Aileens Schläfe mit seinen Lippen, zwang sie dazu, näher zu kommen, indem er seine Finger sanft um ihr Handgelenk schloss. Er streichelte mit dem Daumen über ihren Handrücken, genau dort, wo der Gürtel sie in jener Unheil bringenden, zügellosen Nacht abgeschnürt hatte. Er zog sie sachte zu sich.
»Nein. Das ist das Licht für unsere Dunkelheit«, flüsterte er an ihrer Haut.
Aileen wandte sich ab, um ihm direkt ins Gesicht zu schauen.
Wie er so vor ihr stand mit diesem unglaublichen, bedrohlichen Körper, der bleichen Haut und den Ringen unter den Augen, den langen Wimpern und diesem engelsgleichen Gesicht, das sie an ein Kind erinnerte, sah sie den zerbrechlichen, hilfsbedürftigen Caleb, der sich nach der Wärme sehnte, von der er gesprochen hatte.
Obwohl Caleb sich liebend gerne zu ihr heruntergebeugt und ihre Lippen mit seinen verschlossen hätte, sah er die Verwirrung und ihre innere Zerrissenheit und beschloss, ihr eine Pause zu gönnen. Zu seinem großen Bedauern entfernte er sich, blickte zum Himmel und zog die Kapuze von seinem Kopf.
Er war so wunderschön und zugleich so männlich … Aileen konnte nur noch stoßweise ausatmen und benetzte sich die Lippen.
»Tatsächlich habe ich Dinge deines Vaters, die dir gehören.«
»Dinge?«, wiederholte sie und legte ihre Arme um sich.
»Ja. Du bist seine Erbin. Seine uneheliche Tochter. Alles, was ihm gehörte, gehört jetzt dir.«
Aileen spürte, wie ihr Herz wieder schneller schlug, und zwang sich dazu, ruhig zu bleiben.
»Vielleicht bist du damit einverstanden, nach dem Besuch bei dem Firmensitz von Newscientists in London heute Nacht, mit mir zu kommen, damit ich dir zeigen kann, wovon ich spreche.«
»Heute Nacht?« Sie war mit Daanna in Birmingham verabredet. Noah und Adam würden heute dort Wache halten und hatten eingewilligt, sie dorthin mitzunehmen. »Ich glaube nicht, dass das geht.«
Calebs Blick wurde härter. »Du kommst mit«, befahl er.
»Erteile mir keine Befehle.« Sie verkrampfte sich. Endlich. Der Zauber war gebrochen.
»Du musst nichts tun, und das, was ich dir zeigen will, wird dir sehr gefallen.«
Nur sie und er? Sie war nicht sehr überzeugt davon.
»Deine Schwester und ich wollen uns heute in Birmingham treffen. Noah und Adam bringen mich dorthin. Ich kann nicht mit dir kommen.«
Was für eine Idiotin seine Schwester doch war, dachte er gereizt.
»Also gut«, lenkte er sichtlich ermüdet ein. »Dann soll meine Schwester dich dorthin bringen. Du solltest heute Abend nicht nach Birmingham gehen, es ist dort nicht sehr sicher.«
»Und warum nicht?« Sie verschränkte die Arme und blickte ihn anmaßend an.
»Morgen ist Vollmond, Sommersonnwende. Die Wolflinge und die Nosferaten gehen auf die Jagd. Und du wirst eine Beute mit einer riesigen Zielscheibe auf deinem hübschen Hintern sein. Sie werden heute sehr erregt sein.«
Hübscher Hintern? Was für eine Schmeichelei. Sie sah auf die digitale Herrenuhr von Dolce, die ihr Großvater ihr gekauft hatte, und entspannte sich etwas.
»Sie warten auf uns.«
Caleb antwortete nicht. Sein Traumkörper ging mit gewandten großen Schritten an Aileen vorbei. Sie zog die Mundwinkel nach oben, folgte ihm und unterdrückte dabei ein breites Grinsen.
Caleb lernte nachzugeben, und das war etwas Positives. Dieser egoistische und herrische Vanir musste sich auf die Zunge beißen, um sich bei ihr nicht wie die Axt im Walde zu benehmen. Aileen genoss ihre kleine Tortur.
Sie sah, wie sich die Muskeln seines breiten Rückens unter seiner Jacke bewegten, erinnerte sich dann wieder an seine Verletzungen. Ob er Schmerzen hatte? Nein.
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