Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
ihre zweite Hand war zu nichts mehr zu gebrauchen. Ihre Hände waren taub.
»Haben sie dir nicht beigebracht, wie man eine Tüte öffnet, Flittchen?«
Eileen war wie gelähmt. »Ich würde sie öffnen, wenn ich beide Hände benutzen könnte. Aber du hast mir das Handgelenk gebrochen, ich bin halb nackt, mir ist kalt, und mein Gesicht schwillt an«, fügte sie sarkastisch hinzu. »Nein, ich glaube nicht, dass man mir beigebracht hat, Tüten unter solchen Umständen zu öffnen, du Monster.«
Caleb murrte. Verdrießlich nahm er ihr die Tüte aus der Hand, öffnete sie und warf ihr das Handtuch erneut ins Gesicht. Eileens Faust krallte sich langsam so fest in das Handtuch, dass ihre Knöchel jegliche Farbe verloren. Er startete den Wagen und beobachtete sie aus den Augenwinkeln. Er hatte sie wütend gemacht, und das gefiel ihm. Sie öffnete das Fenster und warf das Handtuch mit einem wütenden Schrei nach draußen auf die Straße.
»Was machst du da, verdammt noch mal?«, fragte er erstaunt.
»Ich will nichts von dir. Eher bekomme ich eine Lungenentzündung oder sterbe vor Kälte, als dass ich etwas von einem Mörder wie dir annehme.« Sie zeigte mit dem Finger auf ihn.
Caleb sah sie gleichmütig an. »Du möchtest, dass wir über Mörder sprechen? Ich habe noch nicht mit dir angefangen, Eileen. Fordere mich nicht heraus«, sagte er mit sanfter, aber kalter Stimme.
»Es ist wohl besser, dass du, wenn du mit mir anfängst, auch gleich alles zu Ende bringst«, schlug sie mit geröteten Augen vor. »Denn ich werde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um dich aufzufinden und zu zerstören. Sieh zu, dass du mich wirklich völlig hilflos zurücklässt …! Denn wenn mir nur das kleinste bisschen Kraft bleibt, suche ich dich und bringe dich um. Das schwöre ich.« Sie zitterte, nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Wut, die sie in diesem Augenblick empfand.
Er bewunderte ihren Mut. Sie war geschwächt, verletzt und in ihrem Stolz getroffen, aber sie kämpfte weiter. Wenn sie nicht die wäre, die sie war, dann könnte …
»Du Scheusal. Ihr nennt euch Vanir, nicht wahr?« Sie blickte an ihm herunter und hielt die Wut zurück, die in ihr loderte. »Ihr verdient alles, was euch angetan wird.«
Hatte sie denn keinerlei Angst? Reichte es ihr nicht, was sie bereits durchlitten hatte? Warum fürchtete sie sich nicht vor ihm?
»Du machst mir keine Angst«, fügte die junge Frau angeekelt und verächtlich hinzu.
Nicht auszudenken! Wenn es jemanden gab, der sich vor ihm fürchten sollte, dann sie. Er lächelte verschlagen. »Wie ich sehe, glaubst du, dass das, was ihr uns antut, in Ordnung ist.« Seine Eckzähne wurden wieder länger. »Gut. Nimm die Hände weg, Flittchen«, befahl er ihr.
»Verpiss dich!«
»Mein Handtuch wolltest du nicht, jetzt nimm die Hände weg!«
Sie hatte die Arme noch immer um sich geschlungen, ihre Lippen zitterten, und sie sah ihn trotzig an. Caleb bremste abrupt und hielt am Straßenrand an. Er betätigte den Hebel unter Eileens Sitz und ließ ihn hinunter, sodass sie ausgestreckt dalag. Er löste seinen Sicherheitsgurt und war mit einem Satz auf ihr.
»Ihr habt Frauen und Kinder umgebracht«, wisperte er, zog sie erneut an den Haaren und zwang sie, das Gesicht zu ihm zu drehen. »Ihr habt Frauen vergewaltigt, ihnen Organe entnommen, sogar den Fötus derer, die schwanger waren. Die Kinder habt ihr von ihren Eltern getrennt und sie gezwungen zuzusehen, wie ihr sie verstümmelt habt. Ihr habt mit ihnen experimentiert, um ihre schnelle Regeneration zu erforschen. Ihr tötet und foltert.« Wieder riss er sie an den Haaren. »Du verdienst alles, was ich von nun an mit dir anstelle.«
Wer war in der Lage, so etwas zu tun? Das fragte sich Eileen, während sie ihm direkt in seine grünen Augen sah. Gab es tatsächlich solch grausame Menschen? Doch was hatte das mit ihr und ihrem Vater zu tun?
»Aber … ab … aber ich … ich habe nichts da … damit zu tun«, flüsterte sie und hoffte auf ein wenig Vertrauen. »Du … du musst mir glauben, Caleb.«
Caleb versteifte sich, als sie das erste Mal seinen Namen aussprach. Er ließ ihr Haar los und platzierte seine Hände links und rechts neben ihrem Kopf. Er musterte sie eingehend. Sie war von ihm und den Seinen eingeschüchtert, in die Knie gezwungen und verletzt worden. Ihre gequetschten Hände lagen mit gekreuzten Armen angespannt auf ihrem Oberkörper. Sie hatten ihren Vater ermordet. Und sie wollte um ihre Freiheit, um ihr Leben kämpfen. Aber
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