Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
Gesicht wieder zwischen den Armen verbarg, sich zusammengerollt hatte und ihm den Rücken zeigte. Ein Rücken, der zitterte.
»Was wir beide machen, geht dich nichts an.«
»Er hat nur einen Kleinen und ist eine Tunte … Wie ihr alle …«, schrie Eileen errötend und wütend. »Ihr widerwärtigen Schänder …«, sagte sie dieses Mal mit dünner Stimme und verschluckte sich.
Sie öffnete die Autotür, ließ sich über den Sitz gleiten, fiel auf allen vieren auf den Asphalt und übergab sich. Über die Freisprechanlage musste sie zuhören, wie die drei anderen in schallendes Gelächter ausbrachen.
Caleb sah sie sehr ernst an. Ein Muskel seiner Backe zuckte unkontrolliert. Niemand beschämte ihn derart. Niemand.
»Du hast also nur einen Kleinen …«, fügte Menw hinzu und versuchte das Lachen zu unterdrücken.
Caleb antwortete nicht. Er war unbewegt. Sein Antlitz, als wäre es in Granit gehauen, wendete den Blick nicht von ihr ab.
»Habt ihr den anderen Wächter aufgespürt, der in dem Kiefernwald war?« Noch immer starrte er sie unentwegt an. Solange das Mädchen sich übergab, beobachtete er, wie sich die Muskeln seines Rückens anspannten und unablässig zuckten. »Ich habe ihn dorthin geworfen.«
»Ja, das war der Zwillingsbruder von dem, den Samael sich vorgeknöpft hatte. Wir haben ihm das Bild induziert, dass sein Bruder sich in eine Asiatin verliebt hat und sie in dieser Nacht in Las Vegas heirateten, er als John Travolta und sie als Olivia Newton-John. Sein Bein war gebrochen. Er wird sich daran erinnern, dass ihm das bei einem Verkehrsunfall passiert ist. Und wir haben uns auch um die restlichen Bediensteten gekümmert. Wenn sie morgen früh aufwachen, werden sie sich daran erinnern, dass Mikhail und Eileen überstürzt auf Geschäftsreise mussten und die Möglichkeit besteht, sie könnten längere Zeit unterwegs sein, um neue Kunden anzuwerben. Natürlich werden sie ihr Leben wie gewohnt fortsetzen.«
»Sehr gut. Was ist mit Mikhails Leiche und der seines Wächters?«
»Wir haben sie im Garten ihres eigenen Hauses vergraben. Alles unter Kontrolle, Caleb. Jetzt gilt es nur noch herauszufinden, ob es dir gelingt, diese Widerspenstige, die du bei dir hast, zu bändigen. Es tut deinem Ruf als Herzensbrecher nicht gut, dich so von einem Mädchen provozieren zu lassen.«
»Ganz ruhig. Sie ist nur so aufgewühlt wegen all der Dinge, die ich mit ihr gemacht habe.«
Wieder war Gelächter zu hören.
»Ich sehe euch im Flugzeug.«
Er stellte die Freisprechanlage ab, stieg entschlossen und gefährlich dreinblickend aus dem Wagen. Es war unglaublich, dass die junge Frau nach dem, wie es um sie stand, noch immer so viel Mumm hatte.
Eileen übergab sich nicht mehr, war aber noch immer auf die Knie und ihre linke Hand gestützt. Sie atmete hektisch, war bleich und niedergeschlagen.
Caleb zog sie an den Haaren nach oben. Eileen dachte, wenn er dies weiterhin täte, würde sie kahl enden.
Er öffnete die Beifahrertür und stieß sie auf den Sitz.
Eileen folgte Caleb mit Blicken, bis auch er in den Wagen einstieg.
»Wenn wir in England ankommen, werde ich dir in jedem Fall zeigen, wie klein meiner ist, du Flittchen«, presste er hervor, während er den ersten Gang einlegte und losfuhr.
Eileen wusste nicht, was sie antworten sollte. Sie wusste nur, dass sie sehr müde war und ihr ganzer Körper schmerzte. Das Einzige, an dem sie festhalten konnte, um diesem Albtraum zu entkommen, war die Tatsache, dass keiner von ihnen von ihrem Diabetes wusste. Das war ihr Ass im Ärmel. Mit etwas Glück würde ihr Körper, da das gewohnte und geregelte Leben aufhörte, das sie bis dahin geführt hatte, kein Insulin mehr erhalten und sie auf die eine oder andere Weise erkranken. Ohne Betreuung würde sie sterben. Ihre Nieren würden ihren Dienst versagen, die Blutgefäße ihrer Beine würden sich verschließen und jegliches Gefühl für Verletzungen, egal welcher Art, ginge ihr verloren, vielleicht müsste man ihr auch die Beine amputieren. Sie könnte sogar blind werden. Und so würde sie ihnen dann zu nichts mehr nützen, oder?
Ihr wurde noch schlechter, wenn sie an all diese Dinge dachte, wenn das überhaupt möglich war. Doch sie zog es vor zu sterben, bevor sie sich in die Hure von wem auch immer verwandelte, am wenigsten in die des Scheusals, das neben ihr saß.
Die Welt verschwand vor ihren Augen, und sie hoffte, von der Dunkelheit umfangen zu werden.
3. Kapitel
Die Reise bis nach England war weniger
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