Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
sollte sie nicht bekümmern, dass sie Caleb an seinen Platz verweisen wollten. Aber sie wollte nicht, dass er verprügelt wurde. Tatsächlich wollte sie nicht, dass sich irgendjemand ihretwegen prügelte. Vor allem, wenn es wichtigere Dinge gab, die geklärt werden mussten.
As beobachtete zufrieden, wie seine Enkelin den beiden Männern des Klans die Stirn bot. Noah und Adam waren seine beiden rechten Hände, und wenn er abwesend war, übernahmen sie die Verantwortung für das Rudel.
Aileen könnte sie ganz nach Belieben steuern, wenn sie es sich vornähme. Ihre Mutter Jade hatte das genauso gemacht. Sie hatte die Kerle ganz verrückt gemacht, aber niemals zugelassen, dass jemand ihre zigeunerhafte Schönheit mit einer mutmaßlichen Verletzlichkeit verwechselte. Aileen war zweifellos noch schöner und noch wilder. Sie würde sich von nichts einschüchtern lassen.
As räusperte sich, nahm sie zur Seite und legte ihr erneut den Arm um.
Noah und Adam sahen sich durch Aileens Antwort leicht beunruhigt an. Diese Frau war sehr dickköpfig.
»Es wird nicht angenehm werden«, sagte ihr As.
»Das weiß ich«, sagte sie und entspannte sich. Ihr Großvater wirkte bei ihr wie ein beruhigender Lindenblütentee. »Aber ich will mich nicht verstecken. Ich möchte, dass sie dafür bezahlen, wie sie mich behandelt haben, doch ich will keinen Krieg. Wenn sie erfahren, dass ich Thors Tochter bin, werden sie sich zurückziehen. Das reicht mir. Das und der Respekt mir gegenüber, der bisher gefehlt hat, nicht nur als Mischling, der ich jetzt bin, sondern auch als das menschliche Wesen, das ich war und als das ich mich noch immer fühle. Als Frau. Es ist wichtig, sie wissen zu lassen, was los ist, und das weißt du auch. Erzähl mir von ihnen, Großvater.«
»Von den Vanir?«, fragte er überrascht. »Das kann ich nun wirklich nicht tun. Das ist eine Übereinkunft der Asen. Wenn du etwas über sie wissen willst, musst du nach Dudley gehen und sie selbst fragen. Klans sprechen nicht übereinander.«
»Das ist nicht im Protokoll?«, fragte sie misslaunig.
»Mach dich nicht darüber lustig, Fräulein. Dieser Krieg hält schon sehr lange an, und es wird schwierig, ihn einfach so beizulegen.«
»Entschuldige, es ist nur … Alles ist so verschlossen. Ich verstehe nicht, warum ihr so schlecht miteinander auskommt, obwohl ich verstehe, dass ihr sie nicht leiden könnt. Das Wenige, was ich von ihnen weiß, bereitet mir Kopfschmerzen und ich bekomme Lust zu erbrechen.«
As musste über Aileens Sarkasmus lächeln.
»Ich werde dir das Buch der Edda geben, damit du verstehst, woher die Unterschiede zwischen Vanir und Asen kommen. Aber ich habe nicht vor, dir von den ›Reißzähnen‹ zu erzählen. Ich bin völlig mit dem Konzept einverstanden, das du bereits von ihnen hast.«
Aileen kam As’ Bemerkung nicht wirklich gerecht vor, doch so wichtig war es ihr auch wieder nicht. Wenn sie etwas über die Vanir wissen wollte, musste sie es selbst herausfinden.
Sie setzten ihren Weg fort und drangen tiefer in das Wäldchen ein. Wie es schien, war das immer noch ein Privatgrundstück.
»Alles, was du siehst, gehört uns«, sagte As mit ausgebreiteten Armen.
Aileen schaute sich die Umgebung an und konzentrierte sich auf einen Punkt, wo es eine Art Totem zu geben schien. Je mehr sie sich näherten, umso besser erkannte sie eine Vielzahl von Personen, die im Kreis um das Totem herum saßen. Als sie bei ihnen ankamen, spürte Aileen, dass sie die Blicke nicht von ihr abwendeten. Sie schnappte erstaunte Bemerkungen und Gemurmel auf. Die hier versammelten Menschen gehörten allen Altersgruppen an: Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Die Kinder sahen sie verlegen an, lächelten ihr zu und schauten schnell wieder nach unten. Aileen fand sie ganz bezaubernd. Aber das dachte sie von allen Kindern. Sie mochte Kinder einfach.
Die Jugendlichen, vor allem die Jungs, zogen sie mit Blicken aus, und die Mädchen, selbst von wilder Schönheit, beachteten sie nicht weiter. Aileen hatte den Eindruck, dass die Mädchen sich deshalb so verhielten, damit sie sich nicht noch entblößter vorkam, und nicht, um sie zu ignorieren und ihr damit wehzutun.
Die Älteren lächelten zustimmend. Viele waren angenehm überrascht, sie zu sehen.
Als As verkündet hatte, dass Jades Tochter bei ihm sei, konnte es keiner so richtig glauben. Um sich davon zu überzeugen, war das ganze Rudel von Wolverhampton vor Ort.
Aileen blickte zu dem Totem nach oben. Es war ein drei Meter
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