Geliebter Feind
bis zur Hüfte hochgezogen, und darunter war er selbstverständlich nackt.
Beim Anblick des dunkelbehaarten Oberkörpers sank ihr das Herz in die Kniekehlen. Sie selbst würde ihre Nacktheit niemals so unbekümmert zur Schau stellen können, und in ihrem gegenwärtigen Zustand schon gar nicht.
Unter dem Schutz ihres wollenen Obergewandes streifte sie sich die Strümpfe hinunter. Als nächstes folgte das Gewand selbst. Sie zog es sich über den Kopf und schüttelte danach ihr Haar aus. Guy betrachtete sie ungerührt.
Sie trug jetzt nur noch ihr dünnes Leinenhemd und hielt sich ihr Wollgewand vor den Leib wie einen Schutzschild. „Müßt ihr mich denn so ansehen?" fragte sie gereizt.
Das schimmernde schwarze Haar fiel ihr über die nackten Schultern und ließ die helle Haut darunter nur ahnen. Guy ließ den Blick langsam von ihrem schönen Gesicht zu ihren Brüsten unter dem fast durchsichtigen Stoff hinabgleiten. „Ich kann nichts Böses daran finden, wenn ich Euch anschaue", meinte er träge lächelnd. „Besonders wenn ich so vieles sehe, das mir sehr gefällt."
Sie stampfte mit dem Fuß auf. „Das sieht Euch wieder einmal ähnlich! Immer müßt Ihr mich verspotten."
„Ich verspotte Euch?" Sein Lächeln verflog. „Wo ist da der Spott, wenn ein Mann sich danach sehnt, mit seiner Gemahlin die Freuden des Ehebetts zu teilen?"
„Und ich frage Euch, welche Freuden? Wir sind nunmehr bereits seit vier - nein, seit fünf Tagen verheiratet, und Ihr habt mich noch nicht wirklich zu Eurer Gemahlin gemacht. Im Gegenteil, Ihr habt sehr klar ausgedrückt, daß das für Euch nur eine Pflichterfüllung wäre. Nun, ich enthebe Euch hiermit von dieser Pflicht, Herr. Niemand braucht je zu erfahren, daß unsere Ehe nie vollzogen wurde."
Jetzt hörte für Guy der Spaß auf. „Soll das heißen, Ihr verweigert mir meine Rechte als Ehemann?"
„Ihr spielt den beleidigten Gatten hervorragend", stellte sie bitter fest. „Doch Ihr braucht keine Rücksicht auf meine zarten Gefühle zu nehmen, denn ich habe mich längst damit abgefun-den, daß Ihr mich nicht mehr begehrt."
„Was? Ich begehre Euch nicht mehr? Ihr seid ja schwachsinnig, Weib!"
Sie schüttelte den Kopf. „Durchaus nicht. In jener Nacht im Wald vor unserer Reise nach Ashbury, als Ihr erfuhrt, daß ich ein Kind erwarte, da habe ich genau gesehen, wie Ihr mich anblick-tet."
„Und wie habe ich Euch angeblickt?"
„Als ob . . . als ob ich Euch abstieße." Sie hörte nicht seinen ungehaltenen Ausruf und auch nicht, daß er aus dem Bett sprang. Ihre Augen standen voller Tränen, und sie sah den Earl erst, als er vor ihr stand.
Wieder schüttelte sie den Kopf. „Guy, es ist schon gut, wirklich. Ich verstehe ja, weshalb Ihr mich nicht mehr begehrt. Ich bin häßlich und fett und . . . "
Er legte ihr seinen Finger auf den Mund. „. . und Ihr habt zuviel nachgedacht und seid zu dem falschen Ergebnis gekommen. Also muß ich Euch einiges erklären." Er schaute ihr tief in die Augen, und Kathryn konnte einfach nicht den Blick von seinem Gesicht wenden.
„Unterwegs und von meinen Kriegern umgeben, konnte ich Euch ja wohl kaum beischlafen. Und gestern nacht wart Ihr erschöpft und müde." Er zog ihr das wollene Gewand aus den Händen, warf es zur Seite und legte seine weit gespreizten Finger auf ihren gerundeten Leib.
„Häßlich? Fett? Durchaus nicht, Liebste. Ihr seid aufregend und weiblich und herrlich rund und reif. Und Ihr seid eine Närrin, wenn Ihr glaubt, ich sähe in Euch etwas anderes als eine begehrenswerte Frau."
Sie vermochte den Blick noch immer nicht von seinen Augen zu wenden. Wie gerne hätte sie ihm geglaubt! Sie hatte nur solche Angst, sie könnte wieder verletzt werden.
„Ihr glaubt nicht, was ich sage?" Ihre Zweifel betrübten Guy zutiefst. „Nun denn - möglicherweise kann ich es Euch viel besser zeigen. . . "
Im nächsten Augenblick faßte er ihre Hand und führte sie sich über den Leib - und tiefer hinab. Der Atem stockte Kathryn, als Guy ihre Finger schließlich an der Stelle hatte, wo er sie haben wollte, und sie mit sanftem Druck seiner Hand dort festhielt.
Zu ihrem Erstaunen fühlte sie, wie erregt er war und wie groß.
Sie erzitterte, doch diesmal nicht aus Angst. Ihr Herz pochte wild, als sie ihn ganz unwillkürlich mit den tastenden Fingerspitzen ein wenig liebkoste und sah, wie er die Augen schloß.
Seine Hand drückte sich ein wenig fester um ihre. „Fühlt, wo-zu Ihr mich bringt, und zweifelt nie wieder daran, daß ich
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