Geliebter Feind
Körper. „Ich bin nicht wie er!" rief sie. „Ihr müßt mir glauben, Guy. Ich bin nicht wie er."
Guy nahm sie in die Arme. „Wie wer?" fragte er besorgt. „Wen meint Ihr?"
„Richard. Ich bin nicht so böse und hinterhältig wie er, Guy.
Wirklich nicht!" Sie hob das tränenüberströmte Gesicht zu ihm hoch. Ihre Lippen zitterten. Der flehentliche Ausdruck in ihren grünen Augen zerriß ihm das Herz.
„Nein, Liebste, Ihr seid nicht wie Richard", flüsterte Guy und wußte, daß dies die Wahrheit war. Sanft strich er ihr das eben-holzschwarze Haar aus dem Gesicht. „Habt Ihr von ihm ge-träumt?"
Sie nickte langsam und legte dann die Wange an seine Brust.
Sie hörte sein Herz stark und ruhig schlagen und fühlte sich in der Umarmung beschützt und geborgen. Mit stockender Stimme berichtete sie Guy von ihrem Traum. „Guy, ich will nicht sterben. Ich will nicht einmal daran denken!"
Er schlug die Arme noch fester um sie. „Das wird an dem Kind liegen", meinte er sinnend. „Fürchtet Ihr Euch vor der Niederkunft?"
„Ein wenig." Sie zitterte wieder. „Richards Frau ist im Kindbett gestorben."
„Es gibt keinen Grund für die Annahme, die Geburt könnte nicht normal verlaufen, Kathryn. Falls das Kind übermäßig groß sein sollte, könnte es schwierig werden, doch nach Eurer eigenen Größe zu urteilen, muß das Kind auch klein . . . "
„Klein! Zu klein, meint Ihr? O Guy, was ist, falls . . . "
„Kathryn . . . " Er seufzte und lächelte ein wenig kläglich.
„Ich fürchte, ich mache Euch angst, obwohl ich Euch doch nur beruhigen will. Sorgt Euch nicht so sehr, denn ich glaube, bei Euch wird alles ganz einfach."
„Einfach! Ihr habt gut reden", schimpfte sie. „Ihr seid ja nicht derjenige, der es aushalten muß."
Guy mußte lächeln. Er sagte lieber nichts mehr, sondern strich ihr nur sanft durch das seidige Haar. Kathryn rieb die Wange an dem weichen Wollstoff seiner Tunika. Eine Weile hingen die beiden ihren eigenen Gedanken nach, und dann blickte sie ihn besorgt an.
„Guy, wer hat Richard umgebracht?"
Diese Frage erschreckte ihn; das merkte Kathryn daran, wie sich seine Muskeln plötzlich anspannten. Ebenso plötzlich entspannten sie sich freilich auch wieder. Er zog eine Augenbraue hoch. „Ich nahm an, Ihr wärt davon überzeugt, daß ich der Mörder war."
„Nein." Schuldbewußt schüttelte sie den Kopf. „Das denke ich schon lange nicht mehr." Sie runzelte die Stirn, als ihr etwas einfiel. „Ihr habt mich auch des Mords bezichtigt! Doch ich war es nicht, Guy."
Lächelnd legte er ihr eine Fingerspitze auf den Schmollmund.
„Ich glaube, ich habe Euch auch niemals wirklich für schuldig gehalten, Kathryn." Er wurde wieder ernst. „Höchstwahrscheinlich hat Richard das Geheimnis um seinen Mörder mit ins Grab genommen."
Er ließ seine Hände zu ihrer Taille hinabgleiten und merkte, daß das Hemdgewand, das sie der Kälte wegen zum Schlafen anbehalten hatte, ganz durchfeuchtet war.
„Ihr seid ja ganz naß!" rief er bestürzt. „Kommt, wir ziehen das lieber gleich aus." Und schon folgte seinen Worten die Tat.
Seiner eigenen Kleidung entledigte er sich ebenso schnell, und dann schlüpfte er zu Kathryn ins Bett.
Als er sie in die Arme nahm, drückte sie sich seufzend an ihn.
Nach dieser Berührung hatte sie sich gesehnt, obwohl ihr Schrecken schon verflogen war. Sie schob die Finger in sein dunkles Brusthaar und barg das Gesicht an seiner Schulter, denn sie wollte ihm so nahe wie möglich sein.
Er ließ seine Hand unter ihre Haarpracht gleiten und streichelte mit dem Daumen ihren zarten Nacken. „Ich glaube, ich habe Euch noch gar kein Hochzeitsgeschenk gemacht."
Kathryn war es, als wäre sie in einen Bottich mit eiskaltem Wassergefällen. „Das ist nicht nötig", wehrte sie ab. „Wirklich mir wäre auch gar nicht wohl dabei, ein solches Geschenk anzunehmen. "
„Und weshalb nicht?"
„Weil Ihr keine Mitgift von mir bekommen habt. Muß ich Euch daran erinnern, daß Richard of Ashbury meine Ländereien verkauft hat?" Sie schluckte. „Guy, ich habe nichts in diese Ehe eingebracht."
„Nun, da irrt Ihr Euch", widersprach er sanft und legte seine Hand auf ihren Bauch. „Ihr bringt mir das Geschenk des Lebens. Das ist unbezahlbar und wahrscheinlich das großartigste aller Geschenke."
Seine Zärtlichkeit berührte ihre Seele, und die Stimme versagte ihr den Dienst. Kathryn schlang Guy die Arme um den Hals und suchte seine Lippen mit ihren.
Er nutzte diese Gelegenheit
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