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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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Augenblick einfach zu verwundbar.
    Sie bewegte sich ein wenig, und dadurch geriet eine ihrer vollen Brüste in flüchtige Berührung mit seiner Hand. Feuchte Wimpern streiften seinen Hals. Kathryn atmete jetzt ruhig und gleichmäßig.
    Wie jung sie ist, dachte Guy. Sie war ja fast noch ein Kind, obgleich sie selbst eines unter dem Herzen trug. Ihre Wehrlosig-keit erhöhte seine Qualen. Hielt Kathryn sich jetzt an ihm fest, weil sie sich nach ihm, ihrem Gemahl, sehnte? Oder tat sie es nur deswegen, weil er gerade verfügbar und der einzige war, der ihr Sicherheit und Schutz bot?
    In dieser Nacht dauerte es sehr lange, bis der Schlummer auch zu ihm kam.
    Als Kathryn am nächsten Morgen aufwachte, war sie allein, doch sie bezweifelte nicht, daß Guy sie während der ganzen Nacht in den Armen gehalten hatte.
    Ihr fröstelte, wenn sie daran dachte, wie böse er zuerst gewesen war - und wie sanft und zärtlich danach. Dieser unvermittelte Stimmungsumschwung gab ihr Rätsel auf und beunruhigte sie auch, denn bei Guy wußte sie nie, was sie als nächstes zu]
    erwarten hatte. Erst jetzt wurde ihr richtig bewußt, daß sie nach!
    ihrer Trauung die vier letzten Nächte zusammen verbracht hatten, ohne daß er die Ehe vollzogen hätte. Hatten es etwa die Zeit und die Umstände geschafft, sein Verlangen nach ihr auszulö-
    sehen?
    Der Gedanke war schrecklich. Sie wollte so sehr, daß Guy ihr beiwohnte; er indessen hatte sie kaum berührt - mit Ausnahme der vergangenen Nacht, und dazu hatte ihn wohl mehr das Mitgefühl als die Leidenschaft veranlaßt. Er hatte sie ja nicht einmal geküßt. Der Kuß gestern im Burghof war ganz offensichtlich nur eine Szene für seine Leute gewesen.
    Empört, und zwar zu Recht, wie sie fand, schlug sie die Pelzdecke zurück, schaute an sich hinunter und wußte nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Anscheinend wurde sie von Tag zu Tag dicker. Kann ich es Guy tatsächlich verübeln, wenn seine Leidenschaft schläft wie ein brachliegender Acker? fragte sie sich teils verletzt, teils beleidigt.
    Um sich seinen Gutsgeschäften zu widmen, ritt der Earl an diesem Tag schon früh aus und kehrte erst spät zurück. Er wirkte recht erschöpft, speiste rasch und entschuldigte sich dann; er wollte sich zurückziehen, um ein Bad zu nehmen. Kathryn half Gerda dabei, Peter zu Bett zu bringen, und begab sich danach zitternd ins Herrengemach.
    Ihr stockte der Atem, als sie den Earl dort noch im Badezuber vorfand. Am liebsten hätte sie sofort wieder kehrtgemacht und wäre geflohen, doch das wagte sie nicht. Nackt oder nicht, Guy brachte es womöglich fertig, sie zu verfolgen. Also schloß sie die Tür und hüstelte verlegen, damit er auf sie aufmerksam wurde.
    Er blickte nur über die Schulter. „Ich habe das Leinen auf der Truhe liegenlassen. Würdet Ihr es mir bitte holen?" fragte er vollkommen unbekümmert, als wäre ihre Anwesenheit während seines Bades eine ganz normale Angelegenheit.
    Kathryn gehorchte. Sie beneidete den Earl um seine Gelassenheit. Ihr eigenes Herz jedenfalls schlug ihr bis zum Hals. Sie floh zu einem Hocker vor dem Herdfeuer und kehrte Guy absichtlich den Rücken. Hinter sich hörte sie das Wasser schwap-pen. Es bedurfte keiner großen Vorstellungskraft, um sich aus-zumalen, wie dieser Mann aussah, wenn er mit nassen, glatten braunen Gliedmaßen aus dem Zuber stieg.
    Einen Augenblick später hörte sie, wie das nasse Leinentuch auf den Steinfußboden geworfen wurde, und dann knarrte das Bettgestell.
    Mit zitternden Fingern machte sie sich daran, ihr geflochtenes Haar zu lösen. Dabei war es ihr, als könnte sie fühlen, wie sich Guys Blicke in ihren Rücken bohrten. Sie nahm einen Kamm zur Hand und fuhr sich langsam durch die wirren Strähnen.
    Einige Minuten später hörte sie Guy hinter sich seufzen. „Ihr trödelt mit Absicht, Kathryn. Mit der Zeit hege ich den Verdacht, daß Ihr Euren Gemahl tatsächlich so abstoßend wie eine Kröte findet."
    Sie hatte ganz vergessen, daß sie ihn mit genau dieser Bemerkung einmal beleidigt hatte. Und jetzt mußte er sie grausamer-weise daran erinnern!
    „Abstoßend keineswegs", entgegnete sie leise. „Aufreizend seid Ihr."
    Er lachte. „Könnte es vielleicht sein, daß Ihr Hilfe beim Auskleiden benötigt?"
    Sie fuhr herum, um ihm einen wütenden Blick zuzuwerfen, und das war ein Fehler. Obwohl Guy ganz lässig auf der Seite lag und sich auf einem Ellbogen aufstützte, wirkte er ungeheuer stark und beeindruckend. Die Felldecken hatte er sich kaum

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