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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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Erbarmen gezeigt, Herr. Sie kannten keine Gnade."
    Er ballte die Fäuste. „Der Mann lebt noch, Hugh, und Elaine mußte sterben!" Er schüttelte den Kopf, und als er die Augen wieder öffnete, stand der Schmerz in ihnen geschrieben. „Das Geschehene durch Richards Tod zu rächen, das war das einzige, was mich während der vergangenen zwei Jahre vorangetrieben hat. Das und der Gedanke an meinen Sohn."
    Hugh betrachtete ihn sinnend. „Man muß auch an Lady Kathryn denken", meinte er dann. „Wie ich erfuhr, hat sie noch eine Schwester. ."
    Guy schnaubte. „Am vernünftigsten wäre es, die Lady zusammen mit ihrem Onkel ins Verlies zu werfen."
    Hugh lächelte. „Wäre sie nicht gewesen, hättet Ihr Ashbury nicht so leicht eingenommen."
    „Ihretwegen hätte ich beinahe einen unschuldigen Mann umgebracht! Und ich hege keinen größeren Wunsch als den, Richard of Ashbury zu erwürgen, doch ihretwegen darf ich nicht Hand an ihn legen."
    „Jedenfalls habe ich ihr versichert, daß Ihr ein gerechter Herr seid, und nicht daran dächtet, sie aus ihrer Heimstatt zu vertreiben."
    „Was? Mann Gottes, ist sie eine Hexe, die dich in den Bann geschlagen hat? Oder woran liegt es, daß du so bereitwillig nach ihrer Pfeife tanzt?"
    „Sie bringt nicht die geringste Liebe für ihren Onkel auf, Guy.
    Nicht wegen des Schattens auf seinem Namen, sondern wegen der Art, wie er sie und ihre Schwester behandelt hat. König Stephen hat ihm Ashbury zugesprochen, nachdem ihre Eltern tot waren, doch sie meint, es hätte ihr Erbe sein müssen. Richard hat das ganze Land verkauft, das den Mädchen als Mitgift zuge-standen hätte."
    „Hat sie dir das erzählt?"
    „Ja."
    „Und du glaubst das?"
    „Glaubt Ihr es nicht?"
    Guy rieb sich das Kinn. Im ersten Moment hatte er tatsächlich kein Wort davon glauben wollen, doch wenn er Richards betrü-
    gerischen Charakter bedachte, war es durchaus denkbar, daß die Frau die Wahrheit gesprochen hatte. Dennoch mußte sie unter Beobachtung bleiben; sein Instinkt sagte ihm, daß sie ge-fährlich sein könnte.
    Hugh seufzte. „Ihr dürft die beiden Mädchen nicht aus ihrer Heimstatt werfen, Guy. Lady Kathryn war gestern nacht in ihrer Verzweiflung sogar bereit, auf der Stelle in ein Kloster zu fliehen."
    Guy lachte laut. „In ein Kloster! Das ist ja wohl der größte Scherz! Hast du vergessen, in welcher Situation wir sie gefunden haben?" Er wurde wieder nüchtern. „Sie scheint dich ja tatsächlich gut in der Hand zu haben. Wahrscheinlich weiß sie genau, wie man sich einen Mann gefügig macht."
    Diese Andeutung wies Hugh nachdrücklich zurück, und bald redeten die beiden Männer von etwas anderem. Guys Gedanken kehrten indessen immer wieder zu Richard of Ashbury und Hughs Bitte zurück, den Rachefeldzug zu beenden.
    Nein, so ohne weiteres wollte er nicht auf Vergeltung verzich-ten. Töten durfte er Richard nicht - jedenfalls jetzt noch nicht.
    Es mußte andere Möglichkeiten geben.
    Die Vorstellung, daß Richard gegenwärtig angstschlotternd um sein Leben bangte, besänftigte Guy ein wenig - jedenfalls für den Augenblick.

3. KAPITEL
    Richard fürchtete tatsächlich um sein Leben, doch er verbrachte seine Zeit nicht damit, vor Angst zu schlottern, vielmehr damit, sich üble Wege auszudenken, wie er seine Haut zu retten vermochte.
    Händereibend saß er in seinem hochlehnigen Sessel, und als Helga in sein Gemach kam, um ihm das Morgenmahl zu bringen, trug er ihr auf, seine Nichte Kathryn so bald wie möglich herzu-rufen.
    Es wurde Abend, bevor sich das elende Mädchen zum Erscheinen bequemte, doch da Richard so zufrieden mit sich selbst war, beschloß er, seiner Nichte die Verzögerung nachzusehen.
    „Ihr habt nach mir geschickt, Onkel?"
    Hoch aufgerichtet und stolz stand sie vor ihm. Zweifellos freute es sie ungemein, ihn als Gefangenen in seiner eigenen Burg zu sehen.
    Mit seinen fleischigen Fingern trommelte er auf die Sesselleh-ne. „Ich habe eine Aufgabe für dich, Mädchen."
    „So?" fragte sie hochmütig.
    Am liebsten hätte Richard ihr dieses beleidigende Grinsen von den Lippen geschlagen, doch er beherrschte sich. „Jawohl."
    Er winkte sie näher heran. „Komm her. Ich will nicht, daß der Wachmann vor der Tür hört, was ich dir zu sagen habe."
    Kathryn trat einen Schritt näher. „Diese Aufgabe - hat sie etwas mit dem Earl of Sedgewick zu tun?"
    „In der Tat." Richards Augen glänzten.
    Kathryn und Elizabeth hatten den größten Teil des Tages im Frauengemach verbracht! Beiden

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