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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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widerstrebte es nämlich, sich frei in der Burg umherzubewegen, wenn so viele fremde Männer hier herumliefen.
    Am Morgen hatten sie den Earl von der Galerie der großen Halle aus beobachtet, während er der staunenden Dienerschaft mitteilte, daß diese Burg fortan ihm unterstand. Später hatte Kathryn ihn mit dem Haushofmeister im Hof stehen und reden sehen.
    Guy de Marche hat tatsächlich das Kommando hier übernommen, hatte sie voll Bitterkeit gedacht, das Gesinde geht seiner Arbeit nach, als wäre nichts geschehen, der Schmied hämmert weiterhin Hufeisen, die Pferdeknechte reinigen die Ställe und versorgen die Tiere; es ist ein Tag wie jeder andere, wenn man davon absieht, daß Richards Ritter im Verlies hocken.
    Kathryn strich sich die Falten ihrer Haube glatt. „Wenn die Aufgabe den Earl betrifft, dann will ich nichts damit zu tun haben."
    „Hör mich doch erst einmal an, Mädchen. Ich will, daß du ihn tötest."
    Kathryn meinte nicht recht gehört zu haben. Gewiß, sie zürn-te dem Earl, und sie mochte gar nicht daran denken, daß er nun Herr über Ashbury war, doch seinen Tod wollte sie auch wieder nicht.
    „Das ist doch nicht Euer Ernst", sagte sie leise.
    Richard sprang auf. „Noch nie in meinem ganzen Leben habe ich etwas so ernst gemeint."
    Kathryn drehte sich um und wollte das Gemach verlassen. Sie hatte fast schon den Flur erreicht, als Richard sie am Arm packte und wieder herumriß. Er zog sie durch den Raum und stieß sie in seinen Sessel.
    Sie sprang sofort wieder auf. „Nein!" Ihr Blick war wild. „Ich sage, das tue ich nicht!"
    Richard drückte sie in den Sessel zurück und preßte ihr die Hand über den Mund. „Und ich sage, du tust es!" zischteer. „Bei Gott, Mädchen, ohne dich wäre ich hier nicht eingesperrt! Und jetzt höre mir gut zu. Ich weiß, daß du noch immer den Dolch deiner Mutter besitzt. Guy de Marche ist ein sehr starker Mann.
    Höchstwahrscheinlich kannst du nur ein einziges Mal zuste-chen, also ziele aufs Herz."
    Kathryn drückte sich tief in den Sessel. „Ich kann nicht!" rief Nie entsetzt.
    Richards Hand dämpfte ihre Worte natürlich, doch er verstand sie trotzdem. „Du kannst!" knirschteer. „Du bist schließ-
    lich nicht so eine mut-und kraftlose Kreatur wie deine schwachsinnige Schwester. Du brauchst dich nur genau zu vergewissern, daß er allein und niemand in der Nähe ist. Es sei denn, du willst unbedingt gefangen werden", fügte er spöttisch hinzu.
    Kathryn schnappte nach Luft, als Richard endlich die Hand von ihrem Mund nahm. „Ihr habt mir nichts mehr zu befehlen", keuchte sie. „Ihr seid der Gefangene des Earls"
    „Gegenwärtig ja. Doch schon in diesem Moment planen meine Ritter einen Fluchtweg für mich."
    „Eure Ritter sind im Verlies eingekerkert."
    „Nicht mehr lange. Täusche dich nicht, Mädchen - ihre Be-freiung ist leicht zu erreichen. Dazu gibt es eine ganze Reihe von Methoden."
    Er lachte grausam. „Falls Helga beispielsweise dem richtigen Wachmann ihre Gunst schenkt, könnte das eine oder andere Schloß versehentlich' offenbleiben, oder sie bemächtigt sich selbst der Schlüssel."
    Kathryn hatte das Gefühl, als wehte ein kalter Windzug durch ihr Herz. „Ihr vergeßt, daß der König Ashbury mitsamt dem Titel anderweitig vergeben hat. Ihr riskiert Heinrichs Zorn, wenn Ihr Euch widersetzt."
    „Pah! Heinrich II. ist auch nicht anders als Stephen. Er wird seine Truhen nur zu gern mit dem Silber füllen wollen, das ich ihm überlassen werde, sobald ich frei bin. Guy de Marche steht mir als einziger im Weg. Fällt er, werden sich seine Männer zu-rückziehen."
    „Ich werde es dennoch nicht tun", erklärte Kathryn tapfer.
    „Ihr könnt mich nicht dazu zwingen."
    Richards grobe Gesichtszüge wurden immer unheilvoller.
    Kathryn befürchtete schon, er wollte sie schlagen, und stellte sich innerlich darauf ein. Plötzlich jedoch grinste er verschlagen. „Du meinst, das kann ich nicht?" Er stützte die Hände rechts und links auf die Armlehnen des Sessels und hielt Kathryn auf diese Weise gefangen.
    „Falls du den Earl nicht tötest, werde ich nach meiner Befrei-ung dafür sorgen, daß deine Schwester meinen Rittern überlassen wird. Verstehe mich richtig - nicht einem allein, sondern allen."
    Kathryns Gedanken überschlugen sich. Was, wenn er Erfolg hatte? Falls er tatsächlich seine Freiheit zurückerlangen sollte, würde er genau das tun, was er angedroht hatte. Daran zweifelte sie nicht. Und die arme Elizabeth hatte doch solche Angst vor

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