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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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bequem empfunden und bin deshalb sicher, das werdet Ihr ebenfalls tun."
    Seine Tonlage machte Kathryn stutzig. „Und Ihr, Herr?" erkundigte sie sich hochmütig. „Wollt Ihr etwa auch in diesem Zelt schlafen?"
    Er bedachte sie mit einem vernichtenden Blick. „Jawohl."
    Das war alles, was er antwortete, und dann wartete er stumm darauf, daß sie endlich eintrat.
    Sie straffte die Schultern. „Unter diesen Umständen schlafe ich natürlich im Freien", erklärte sie, hob die Nase in die Luft, drehte sich um und wollte ihren Platz unter dem dicken Eichbaum wieder einnehmen.
    Sie kam nicht weit. Guy de Marche packte sie beim Handgelenk und zog sie zum Zelt zurück, noch ehe sie auch nur einen Atemzug tun konnte.
    „Ich dachte, das hätte ich vorgestern nacht bereits klarge-stellt", sagte er grimmig. „Ich würde mir eher den Arm abhak-ken, als Hand an Euch zu legen. Glaubt Ihr etwa, Eure Schönheit hätte mich zu versklavt, daß ich vergesse, wer Ihr seid? Ihr erregt in mir nichts außer meinem Zorn."
    Im stillen fragte er sich, ob das tatsächlich so war. Er be-schimpfte und demütigte Kathryn, doch gleichzeitig begehrte er sie. Der bloße Gedanke daran, ihr beizuwohnen, entfachte das Feuer in seinen Lenden. Und diese Frau stand noch immer so kühl und hochmütig da!
    „Ich sollte Euch warnen, Kathryn. Hier draußen macht Ihr Euch selbst zum jagdbaren Wild für meine Krieger", sagte er eher gelangweilt. „Während ich gewisse Ansprüche an meine Bettgenossinnen stelle, sind meine Männer in dieser Beziehung nicht gar so wählerisch. Da sie darüber hinaus die Freuden des Fleisches seit geraumer Zeit nicht mehr genießen konnten, wäre ihnen mittlerweile jede Frau recht."
    Sogar Ihr! Das sprach er zwar nicht aus, doch sein gering-schätziges Lächeln sagte es deutlich. Kathryn fielen die beiden lüsternen Krieger wieder ein, die auf Ashbury über sie und Elizabeth gesprochen hatten.
    Am liebsten hätte sie dem Earl jetzt in sein arrogantes Gesicht geschlagen, doch sie beschränkte sich darauf, ihm einen ver-
    ächtlichen Blick zuzuwerfen und dann tief gebückt ins Zelt zu treten. Wahrscheinlich wählte sie damit das kleinere von zwei Übeln . . hoffentlich.
    Guy de Marche folgte ihr nicht. Das Zelt war überraschend geräumig. Neben der Eingangsklappe lag ein kleiner Stapel Felle. Kathryn suchte sich zwei davon aus und zog sich damit in die äußerste Ecke zurück. In voller Bekleidung legte sie sich auf das eine Fell und deckte sich mit dem anderen zu.
    Kurz darauf kam der Earl herein. Sie lag auf dem Rücken und war entschlossen, den Mann nicht zur Kenntnis zu nehmen. Das Lagerfeuer warf einen schwachen Lichtschein in das Zelt; es war gerade hell genug, um die Umrisse des Earls zu beleuchten.
    Alle Muskeln in ihrem Körper spannten sich an, als er an ihr vorbeiging. Sie hörte seinen Waffengürtel zu Boden fallen. Als nächstes befaßte er sich mit seinen Beinlingen. Kathryn erschrak. Er wollte doch nicht etwa nackt schlafen - keinen Schritt von ihr entfernt?
    Draußen warf jemand noch ein Holzscheit auf das Feuer. Die Flammen loderten hell auf. In diesem Moment konnte sie alle seine körperlichen Einzelheiten sehen - lange Beine, breite Brust, mächtige Schultern . . . Männlichkeit.
    Sie drückte die Augen fest zu und drehte sich auf die Seite. Ihr Herz hämmerte so laut, daß sie meinte, man müsse es noch in einiger Entfernung hören.
    Sie hätte nicht gedacht, daß sie in dieser Nacht auch nur einen einzigen Augenblick würde schlafen können - so in unmittelbarer Nähe des Earls. Es dauerte indessen nicht lange, da hatte ihre Erschöpfung gesiegt, und Kathryn sank in einen tiefen Schlummer.
    Zwei Nächte später war dies indes nicht der Fall. Kathryn rollte sich fest zusammen, damit sie sich nicht hin-und herwarf und so womöglich noch den Earl weckte, denn falls er erwachte, war alles verloren.
    Sie fand, sie durfte ein wenig stolz auf sich sein. Die vergangenen beiden Tage hatte sie gut genutzt, um Guy de Marche in Sicherheit und Selbstzufriedenheit zu wiegen. Sogar seine Bewachung schien er ein wenig gelockert zu haben. Er stieß keine scharfen Warnungen mehr aus, wenn sie sich zu ihren Verrich-tungen zurückziehen mußte, und er verfolgte nicht mehr jede ihrer Bewegungen mit den Blicken.
    Selbstverständlich spielte sie nicht das schwache und demü-
    tige Mädchen, denn das hätte er ihr auch ganz gewiß nicht abge-nommen. Vielmehr setzte sie den Kampf gegen ihn mit Waffen fort, die ihr zur Verfügung

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