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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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mußte entkommen!
    Doch es war aussichtslos. Guy de Marche hatte sie schon ein-geholt, und sein Arm legte sich wie ein Eisenband um ihre Taille.
    Kathryn wurde hochgehoben und wie ein Mehlsack über die starke Schulter geworfen. Sie schrie und wand sich, sie schlug mit den Fäusten auf seinen Rücken ein, und unterdessen schritt der Earl unbeirrt voran. In ihrer Verzweiflung biß sie ihm in den Nacken.
    „Hexe!" Guy knirschte mit den Zähnen. Er schlug ihre Röcke hoch und gab ihr mit der flachen Hand kräftig und schmerzhaft eins auf die nackte Sitzfläche. Er fühlte, wie Kathryn heftig zu-sammenzuckte, und dann stellte sie ihre Hiebe auf seinen Rük-ken ein.
    Ihren Kampfeswillen hatte er jedoch keineswegs gebrochen.
    Neben dem Feuer warf er sie grob zu Boden. Sie wollte sich sogleich fortrollen, doch er stellte sich über sie und hielt sie zwischen seinen Beinen fest. Ohne ihre Gegenwehr einzustellen, entlud sie nun ihre ganze Wut über ihn.
    „Ich hasse Euch, de Marche! Ihr seid eine Ausgeburt der Höl-le, der Sohn einer widerlichen Kröte! Eure Seele soll verdammt sein in alle Ewigkeit!"
    „Sollte meine Seele tatsächlich in der Hölle enden", unterbrach er sie gelassen, „dann wird sie zweifellos neben Eurer dort wohnen."
    Kathryn setzte sich hoch und versuchte aufzustehen. Er trat einen Schritt zur Seite, machte indes keine Anstalten, ihr dabei zu helfen. Als sie endlich auf ihren Füßen stand, fuhr sie ihn gleich wieder an. „Verdammnis über Euch! Weshalb könnt Ihr mich nicht einfach ziehen lassen? Weshalb mußtet Ihr mich jagen wie ein Tier?"
    „Nicht wie ein Tier. Wäre es so, hätte ich Euch schon vor Stunden erlegt." Er mußte über ihren bestürzten Gesichtsausdruck lächeln. „Ihr habt nicht gemerkt, daß ich Euch so dichtauf folgte, oder? Noch vor der Mittagsstunde hätte ich Euch greifen können - eigentlich sogar schon, bevor Ihr noch mein Zelt verlassen hattet."
    „Soll das heißen, Ihr habt mich absichtlich entkommen lassen? Und wart während des ganzen langen Tages immer nur einen Schritt hinter mir?"
    Sein Lächeln gab ihr die Antwort. Großer Gott! War er etwa auch beim Bach gewesen, als sie sich entkleidet und gebadet hatte? Dann hatte er sie ja vollkommen nackt gesehen! Bei dieser Vorstellung wurde ihr Gesicht feuerrot.
    „Ihr habt Euer böses Spiel mit mir getrieben", warf sie ihm vor. „Weshalb? Warum habt Ihr das getan?"
    Er hob eine Augenbraue. „Ich denke, die Antwort liegt doch auf der Hand. Ihr habt Euch wie ein Kind benommen, das die Grenzen der Disziplin ausprobieren wollte, und so wollte ich Euch eben eine Lektion erteilen - darüber, daß Ihr ohne meine Erlaubnis nirgendwohin gehen dürft. Mein Wille wiegt mehr als Eurer, Kathryn."
    „Niemals!"
    „Immer."
    Bevor sie sich's versah, packte er sie beim Handgelenk und zog sie so heftig zu sich heran, daß ihr beinahe die Luft weg-blieb.
    „Ihr seid mir einmal fortgelaufen, Madam. Versucht das nicht ein zweites Mal, denn ich schwöre Euch, beim nächstenmal werde ich nicht so nachsichtig sein."
    Unwillkürlich wich sie zurück, denn erst jetzt wurde ihr be-wußt, wie böse er tatsächlich auf sie war.
    Er lachte, und in ihren Ohren klang es fürchterlich. „Angst, Kathryn? Nun, Madam, die solltet Ihr auch haben, denn Ihr stellt meine Geduld auf eine harte Probe. Bisher habt Ihr mir schon beträchtlichen Ärger bereitet, und langsam beginne ich mich wirklich zu fragen, ob Ihr die Schwierigkeiten überhaupt wert seid."
    Sie schaffte es, trotzig das Kinn zu heben und dem Earl tapfer in die Augen zu blicken, doch ihre Knie zitterten dabei. Noch nie hatte ein Mann sie so verängstigt - und nur kraft der Tatsache, daß er eben ein Mann war.
    Groß und mächtig überragte er sie. Sein Mund war schmal und streng, und der Blick seiner metallischen Augen durchbohrte sie wie eine Lanze. In diesem Blick erkannte sie sein Verlangen, sie zu bestrafen. Seine Macht über sie machte sie so wü-
    tend wie ihre eigene Machtlosigkeit gegen ihn.
    „Nur zu!" forderte sie ihn in einem unbedachten Anfall von Mut auf. „Es wäre ja nicht zum erstenmal, daß ich den Biß der Peitsche oder den Schlag einer Männerhand fühle. Vielleicht möchtet Ihr mich ja auch gleich töten, nachdem Ihr schon Richard umgebracht habt."
    „Ich sage dies nur ein einziges Mal", knurrte er. „Ich habe Euren Onkel nicht ermordet, obschon mir nichts ein größeres Vergnügen bereitet hätte. Jawohl, ich trachtete nach Rache, doch jemand anders hat mich darum

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