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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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leider keine passende Entgegnung auf seine grausamen Worte ein.
    „So ist es nun einmal bestellt in der Welt, Kathryn, und ich empfehle Euch dringend, das zu akzeptieren, denn ändern könnt Ihr es nicht."
    Sie kämpfte tapfer gegen die aufsteigenden Tränen an. „Das heißt also, Ashbury bleibt Eure Beute? Und ich gehöre zu Eurem Besitz?"
    Wütend starrte sie ihn an, und dennoch glitzerten ihre Augen so verdächtig - sind das etwa Tränen? fragte sich Guy. Nein, befand er sofort, dieses zänkische Weib hat ein Herz so kalt wie Stein. Er lächelte spöttisch. „Ich sehe, wir verstehen uns, Madam."
    Erstickt schrie sie auf. Sie hätte ja wissen müssen, daß sie von Guy de Marche keine Milde und kein Verständnis erwarten durfte. Er war ein Mann mit einem Herzen aus Stein!
    „Ihr behaltet Ashbury ja nur, weil Ihr mir übelwollt", rief sie.
    „Und aus demselben Grund haltet Ihr mich hier auf Sedgewick gefangen. Verdammt sollt Ihr sein!" Damit drehte sie sich um und floh.
    Guy blickte ihr hinterher. Er hatte sich in ihr tatsächlich nicht getäuscht; sie wollte sich ihm einfach nicht beugen. Du lieber Himmel, diese Frau machte viel mehr Ärger, als sie es wert war!
    Wenn ich klug und weise wäre, würde ich genau das tun, was sie begehrt und sie nach Ashbury zurückschicken, dachte er wü-
    tend. Doch noch während er zu dieser Erkenntnis gelangte, wußte er, daß er das nicht tun wollte . . . nicht tun wollte oder nicht tun konnte?

10. KAPITEL
    Spät am Abend trat Guy in Peters Gemach. Am Bett blieb er stehen und streichelte sanft über die weiche Wange seines Sohnes. Sein Gesichtsausdruck war unendlich zärtlich.
    Gerda, die auf einer Bank am Fußende des Betts saß, schaute auf. Es war schon so lange her, daß sie diesen Ausdruck auf seinem Gesicht gesehen hatte. Nacht für Nacht hatte sie darum ge-betet, daß ihrem Herrn zumindest ein ganz kleines Maß an Glück beschieden sein möge.
    Sie lächelte, als er sich nachdenklich aufrichtete. „Peter kann keinen Moment still sein, Herr. Er spielt so angestrengt, daß er abends einfach erschöpft ist."
    Guy nickte geistesabwesend. „Gerda, irgend jemand hat einmal erwähnt, daß du in den letzten Jahren öfter bei Geburten geholfen hast."
    Gerda runzelte die Stirn, weil sie nicht wußte, worauf er hin-auswollte. „Ja, das stimmt, Herr."
    „Dann weißt du also über solche Dinge besser Bescheid als ich. Wann wird deiner Meinung nach die Lady Kathryn nieder-kommen?"
    Gerda blickte ihn ungläubig an. „Niederkommen? Herr, ich . . . " Sie schien völlig verwirrt. „Wie kann sie niederkom-men, wenn sie doch. . . " Das Mädchen errötete heftig und sprach nicht weiter.
    „Was, Gerda? Falls es etwas gibt, das ich wissen sollte, dann sage es mir."
    Verlegen schaute die Magd auf den Boden. Zuletzt entschloß sie sich dazu, die Wahrheit zu sagen. „Herr, die Lady Kathryn hatte ihre monatliche Regel wenige Tage, nachdem Ihr sie nach Sedgewick brachtet. Ich ... ich wüßte nicht, wie sie da schwanger sein könnte."
    Guy erstarrte. „Gerda, bist du ganz sicher, daß du dich nicht irrst?"
    „Ich irre mich nicht. Herr . . . " Weiter kam sie nicht, denn Guy de Marche drehte sich um und schritt aus dem Gemach. Seine Miene sowie seine ganze Haltung versprachen gewiß nichts Gutes für die Lady Kathryn.
    Diese saß zur selben Zeit in ihrem Gemach, hielt den herrlichen blauen Samt in den Händen und strich sich mit einem Zipfel des weichen Stoffs über die Wange.
    Die unerwartete Freundlichkeit des Earls - und ihre eigene Reaktion darauf - begriff sie noch immer nicht ganz. Sie wollte doch nichts von ihm geschenkt haben; sie wollte nur, daß er sich nicht länger in ihr Leben drängte!
    Trotzdem mußte sie fortwährend daran denken, wie zärtlich er vorhin im Wald ihre Wange gestreichelt hatte. Daß eine so schlichte Berührung derartig liebevoll sein konnte .. . daß der Earl so liebevoll sein konnte, das hätte sie wirklich niemals vermutet.
    Allerdings wäre es ihr auch wesentlich lieber, wenn er seinen Groll an ihr ausließe, denn dagegen konnte sie ihren eigenen Zorn setzen. Seine sanfte Zärtlichkeit hingegen fürchtete sie.
    Das Geräusch schwerer Schritte riß sie aus ihren Gedankengängen. Die Tür wurde aufgestoßen, und ehe Kathryn es sich versah, stand Guy de Marche groß und mächtig im Türrahmen.
    Sie hatte plötzlich das unheimliche Gefühl, als sähe sie sich ihrem Henker gegenüber.
    Dieser Eindruck verging jedoch rasch wieder. Kathryn straffte die

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