Geliebter Schuft
des Stallanbaues. Die Türen öffneten sich knarrend, und sie traten mit den Lampen ein, deren Licht auf einen Wagen mit blitzenden Chrom-und Messingteilen fiel. Ledergeruch übertönte die Stalldüfte.
»Ach, wie schön«, entfuhr es Max unwillkürlich. Er strich geradezu andächtig mit der Hand über die glänzende Motorhaube. »Diese Cadillacs sind prachtvoll... ein ideales Modell für unsere Zwecke«, fügte er hinzu.
»Für mich geht nichts über ein Pferd«, erklärte Chastity und stellte ihre Lampe auf ein umgedrehtes Fass. »Werden die Schlüssel gebraucht? Con hat sie dabei.«
Max schüttelte den Kopf. »Wir müssen ihn nicht starten.« Er ging zum Heck des Wagens und bückte sich, um darunter zu spähen. »Sehr gut. So wie ich es mir dachte. Cadillacs haben meist einen Hahn, wir brauchen also keinen Siphon.« Er richtete sich auf. »Jemand soll einen Eimer holen. Constance, greif hier darunter.« Constance kniete auf den Steinboden nieder und griff mit der Hand unter den Wagen. »Ein Stück weiter links befindet sich ein Hahn. Hast du ihn?«
»Ja, hier.« Sie umfasste den Hahn.
»Schön. Lass die Hand dort. Prudence, bringen Sie den Eimer und stellen Sie ihn unter den Hahn. So ist es recht. Constance, jetzt den Hahn aufdrehen. Lass den Treibstoff auslaufen ... ganz langsam und kontrolliert. Nein ... das ist zu rasch. Zudrehen.«
»Es wäre so viel einfacher, wenn du das machen würdest«, sagte sie, vor Konzentration mit den Zähnen knirschend. Ihre Stimme klang erstickt, ihre Finger waren vor Anstrengung verkrampft, ihre Schultern von der ungewohnten Haltung verspannt. »Du würdest wissen, was du tust.«
»Oh nein, das ist deine Nummer. Meine Hände bleiben sauber.« Wie um dies zu unterstreichen, schob er sie in die Jackentaschen. »Chastity, Sie werden noch einige Eimer benötigen.«
»Ich hole sie aus der Sattelkammer.«
»Ach, übrigens ... was ist dieses Zeug?«, fragte Prudence naserümpfend und richtete sich auf. Sie nahm ihre Brille ab, die sich beschlagen hatte, und sah ihn in der dunklen Garage kurzsichtig an.
»Treibstoff. Motoren müssen ja mit etwas betrieben werden, oder wussten Sie das nicht?«
»Ihr gönnerhafter Ton ist unangebracht«, sagte Prudence und setzte die Brille wieder auf. »Zufällig bin ich aber Chastitys Meinung, was unser bevorzugtes Transportmittel betrifft.« Sie beugte sich zum Eimer nieder. »Schaffst du es, Con?«
»Ich denke schon. Jetzt ist es richtig ... bei halb offenem Hahn.«
»Gut, das reicht. Wir wollen ihn ja nicht ganz leeren«, wies Max sie an.
Rasch drehte Constance den Hahn zu. Sie stand auf und wischte sich mit angewidertem Gesicht die stinkenden Hände an der Schürze ab. »Jetzt verstehe ich allmählich. Wie viel ist noch drinnen?«
»Es reicht für zwei Meilen, schätze ich. Ein so großer und schwerer Wagen schafft mit einer Gallone nicht mehr als zehn Meilen. Aber hinten müssten Reservekanister zum Nachfüllen sein. Vermutlich in einem kleinen Fach hinter dem Klappsitz.«
Constance fand das Fach. »Da sind drei Kanister.«
»Heraus mit ihnen.«
Sie hob sie ächzend vor Anstrengung heraus. Sie schienen eine Tonne zu wiegen. Entweder bemerkte Max ihren anklagenden Blick wirklich nicht, oder er tat nur so.
»Jetzt schütte etwa die Hälfte eines jeden Kanisters in die übrigen Eimer. Aber Vorsicht... es ist gefährliches Zeug ... sehr flüchtig und leicht brennbar.«
»Wie tröstlich«, murmelte Constance. »Ich nehme an, du erwägst nicht, diesen verdammten Kanister selbst zu heben?« Sie stemmte den ersten auf ihre Hüfte.
»Absolut nicht. Können Frauen sich nicht in allem mit Männern messen?«
»Um ein paar physische Tatsachen kommt man nicht herum«, sagte sie schnippisch. »Und Spott ist nicht sehr hilfreich.«
»Entschuldigung.« Er versuchte, ein Feixen zu verbergen, und schaffte es nicht.
»Ich helfe dir.« Prudence kam und stützte den Kanister, als Constance ihn in den Eimer kippte.
»Chastity, könnten Sie irgendwo Lampenöl finden?«
»Wie viel?«
»Möglichst viel.«
»Ich sehe in der Spülküche nach. Ich glaube, dort lagert ein ganzes Fässchen.« Chastity wollte zur Tür und hielt dort mit der Hand auf der Klinke inne. »Sicher kann ich es ohne Hilfe über den Hof rollen.«
Es folgte eine winzige erwartungsvolle Pause. Max aber blieb still, lässig an der Mauer lehnend, die Hände noch immer müßig in den Taschen.
»Ich helfe dir, Chas.« Prudence zog ihre Hand vom Kanister weg, als Constance das nunmehr
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