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Geliebter Tyrann

Titel: Geliebter Tyrann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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einen weiten Weg vor uns.«
    Isaac tat, was ihm befohlen wurde, und lehnte Nicole gegen eines seiner Beine. Ihm gefiel der ängstliche Ausdruck ihrer Augen nicht, und er wollte sie beruhigen.
    Abe schnaubte, als er seinen Bruder ansah. »Komm mir ja nicht auf falsche Gedanken, Junge! Sie weiß, zu wem sie gehört.«
    Isaac sah zur Seite, als er daran denken mußte, wie Nicole und Clay unter dem Baum gesessen hatten. Er hatte keine Ahnung, daß sein Bruder sich mit Absichten trug, die er ihm verwehrte.
    Es war nicht einfach, in dem dicken Wasser zu manövrieren. Ein paarmal mußte Isaac anhalten, um seine Ruder von schleimigen Ranken zu befreien. Es wurde immer dunkler, und die über dem Wasser hängenden Äste der Bäume sperrten das bißchen Licht aus, das der Himmel noch spendete. Isaac sah in die Höhe, und es kam ihm so vor, als würden sich die Bäume zu ihm hinunterbeugen, als versuchten sie, ihn zu verschlingen.
    »Abe, mir gefällt dieses Gewässer nicht. Wir können sie nicht hierlassen. Warum bringen wir sie nicht zurück zur Farm?«
    »Weil sie dort gefunden würde, deshalb. Und ich habe nichts davon gesagt, daß wir sie hierlassen würden. Da! Lenke das Boot zu dem Ufer dort.«
    Isaac benützte nun seine Ruder als Stangen, um das kleine Ruderboot an das Ufer zu schieben. Abe sprang heraus und suchte eine Weile neben einem Baum, bis er eine Laterne fand. Er grunzte zufrieden: sie war noch an der Stelle, wo er sie versteckt hatte. Er zündete sie rasch an. »Komm, folge mir«, sagte er und überließ es Isaac, Nicole aus dem Boot zu heben.
    »Nur noch ein paar Sekunden, und ich nehme dir die Fesseln ab«, flüsterte Isaac, während er Nicole in seinen Armen hielt.
    Sie nickte erschöpft, ihren Kopf an seiner Schulter.
    Abe hielt die Laterne hoch, und das Licht schälte eine niedrige, stabil wirkende Tür aus der Dunkelheit heraus. »Ich habe diesen Platz vor vielen Jahren entdeckt«, sagte Abe stolz, während er den Riegel zurückzog.
    Die Tür öffnete sich in eine kleine Hütte aus Stein. Der Innenraum war leer und kahl bis auf den Schmutz und die Blätter auf dem Boden.
    Isaac setzte Nicole in der Hütte ab, wo sie auf unsicheren Beinen hin und her schwankte. Dann löste er den Knebel von ihrem Mund. Sie holte keuchend Luft, und Tränen der Dankbarkeit zeigten sich in ihren Augen. Er löste die Fessel von ihren Handgelenken. Als er sich hinkniete, um auch den Strick von ihren Knöcheln zu lösen, brüllte Abe ihn an:
    »Was, zum Teufel, tust du da? Ich habe dir nicht befohlen, ihr die Fesseln abzunehmen!«
    Isaac warf seinem Bruder, der im Dunklen stand, einen bösen Blick zu. »Was kann sie hier schon anstellen? Kannst du denn nicht sehen, wie erschöpft sie ist? Sie kann sich ja kaum auf den Beinen halten. Gibt es hier irgend etwas Eßbares? Und wie steht es mit dem Wasser?«
    »Hinter der Hütte ist ein alter Brunnen.«
    Isaac sah sich verdrießlich um. »Was ist das für ein Ort? Wer würde sich hier eine Hütte hinstellen?«
    »Ich vermute, es war nicht immer ein Sumpfgebiet. Der Fluß änderte seinen Lauf und schnitt diesen Teil vom Festland ab. in der Nähe gibt es Wildschweine, eine Menge Kaninchen und sogar ein paar Apfelbäume am Ufer. Doch jetzt hör auf, mich mit Fragen zu löchern, und besorge Wasser. Ich habe beim letztenmal einen Zinneimer beim Brunnen zurückgelassen.«
    Widerstrebend ging Isaac wieder hinaus ins Dunkel.
    Nicole lehnte sich gegen die Steinwand. Ihre Fuß- und Handgelenke taten ihr weh, und sie hatte noch kein Gefühl in ihren Beinen und konnte sie nicht bewegen. Es wurde ihr nur undeutlich bewußt, daß Abe sich neben sie stellte.
    »Müde, wie?« fragte er leise, während er mit seiner großen Hand sie seitlich am Hals liebkoste. »Morgen früh, wenn ich mit dir fertig bin, wirst du noch viel müder sein. Du bist noch nie so geliebt worden, wie ich dich lieben werde.«
    »Nein«, flüsterte sie und wich einen Schritt zur Seite, weg von seiner Hand. Ihre tauben Füße verweigerten ihr den Gehorsam, und sie fiel hinunter auf Hände und Knie.
    »Was hast du mit ihr gemacht?« rief Isaac von der Tür her. Er bückte sich und hob Nicole wieder auf.
    »Mein Gott, Junge«, sagte Abe mit einem halben Lachen. »Man könnte fast glauben, du wärst in sie verliebt, wie du dich benimmst. Was bedeutet sie dir denn schon? Du kennst ihre Geschichte. Sie ist nicht besser als eine Hure.«
    »Geht es dir wieder besser?« fragte Isaac, seine Hände auf Nicoles Schultern.
    »Ja«, murmelte

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