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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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als nur einmal da unten gehabt«, brauste er auf, erhob sich wieder von seinem Platz und brüllte in den Raum hinein, »die Dreckskerle! Dreckskerle bis auf den letzten beschissenen Mann!«
    Ich gab ihm zu verstehen, er solle sich wieder setzen. Er entschuldigte sich.
    »Dann sind Sie also kein bezahltes Mitglied des Polizei-Fanclubs?«
    »Die wollten, dass ich einen Meineid begehe. Ich hab ja vielleicht keinen Respekt vor den Dreckskerlen, die dem Recht des Landes Geltung verschaffen sollen, aber vor dem Recht dieses Landes hab ich verdammt viel mehr Respekt.«
    Er kratzte sich die Handfläche, betrachtete seine Fingernägel. Alle schwarz. Diesbezüglich platzt den Schotten normalerweise gern die Bemerkung heraus: Da könntest du Kartoffeln drin pflanzen. Ich widerstand den Zwängen meiner Sozialisation und sagte stattdessen: »Was haben die von Ihnen verlangt?«
    Er rutschte nervös auf seinem Stuhl. »Die wollten, dass ich mit dem Finger auf Sie zeige.«
    Ich nahm mein Pint, trank die letzten Schlucke. Ein kleiner Whisky wartete auch noch. Verputzte auch den. »Ist das wahr?«
    »Eher würde ich mir meine eigene Scheißkehle durchschneiden … Aber ich hab die abgezogen. Hab die um so richtig viel Alk erleichtert.«
    Ich lächelte. Es war ein gezwungenes Lächeln. Seine Enthüllungen waren nicht unbedingt herzerwärmend. »Gut gemacht.« Ich konzentrierte mich. »Aber Sie müssen mich doch in dieser Nacht dort gesehen haben.«
    »Hab ich auch, aber Sie sind erst lange nach dem ganzen Chaos aufgekreuzt.«
    »Welches Chaos?«
    Sein Gesicht hellte sich auf wie eine Gaslampe. Der einzelne Zahn ragte über seine Unterlippe hinaus. »Ich sehe Sachen auf diesem Hügel, das können Sie mir glauben.«
    »Zum Beispiel was?«
    Er wirkte zunehmend aufgebrachter. Eine markante Kinnlinie wurde durch seinen dichten verfilzten Bart sichtbar. »Der Bursche, der ermordet wurde … der war auch vorher schon auf dem Hügel, schon oft, hat verfluchte Dachse ausgegraben. Die lassen sie gegen Hunde kämpfen, müssen Sie wissen.«
    Ich war selbst da oben gewesen, um sie in flagranti zu erwischen, was mich jedoch nicht daran hinderte, dass sich mir bei dem Gedanken alles zusammenzog.
    »Hat die armen Kreaturen mit Terriern aus ihren Bauten gescheucht, das hat der Dreckskerl gemacht. Hat sie mit einem Scheißspaten geschlagen und in einen Käfig gesperrt.«
    Mir war kotzübel. Aber meine Stimme zitterte aus anderen Gründen; ich kam einfach nicht los von der Tatsache, dass die Bullen versucht hatten, mir was anzuhängen. Meine Worte kamen mir nicht ruhig über die Lippen. »Unser Opfer, Tupac, er war nicht allein, wenn Sie ihn gesehen haben, stimmt’s?«
    Energisches Kopfschütteln. »Nein. Das war er nie. Hatte immer eine Bande kleiner Scheißer dabei.«
    »Was ist mit der Nacht des Mordes? Haben Sie ihn da auch gesehen?«
    Er setzte sich auf und ließ die offene Handfläche auf den Tisch krachen. »Und ob!«
    Ich spürte den Adrenalinkick. »Haben Sie das auch der Polizei gesagt?«
    Wieder: »Und ob!«
    Der nächste Schub. »Was haben Sie ihnen gesagt?«
    Er schien sehr zufrieden mit sich. »Dass ich ihn mit der Bande junger Burschen da oben gesehen habe. Die sind die ganze Nacht über mit dem Auto gekommen und weggefahren … Ein ziemlicher Tumult war das.«
    Ich verstand nicht, was ich da hörte. »Hören Sie, haben Sie den eigentlichen …«
    Sein Eifer ließ nach, sein Mund zuckte. »Nein. Habe ich nicht. Ich hab so viel Tamtam gesehen da oben, dass es mich ermüdet hat. Ich hab sie dann sich selbst überlassen.«
    Ich hatte alles auf eine Karte gesetzt, aber was er mir gegeben hatte, war genug. Ich hatte bestätigt bekommen, dass ich nicht der einzige Augenzeuge war, der die Halbstarken auf dem Hügel gesehen hatte. Was jetzt noch fehlte, war, dass Tupac mir aus dieser Patsche heraushalf, und es bestand immer noch eine gewisse Hoffnung, dass er dazu in der Lage war.
    Ich zog mein Handy heraus, lud das Foto von Mark Crawford hoch. »Haben Sie den hier in der fraglichen Nacht gesehen?«
    Tupac kniff die Augen zusammen und hielt das Telefon in Händen, als wäre es ein empfindlicher Schatz. »Den hab ich gesehen. Den hab ich in der Nacht, in der dieser Bursche ermordet wurde, bei der Bande von den kleinen Scheißern gesehen. So sicher wie das Amen in der Kirche ist das, der war da. Ich würde diese kleinen Dreckskerle überall wiedererkennen.«
    Als ich das Telefon einsteckte, sprach Tupac weiter. »Wissen Sie, ich hab der Polizei

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