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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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abgefuc k ten , blasierten Wichser, die schon alles haben und alles g e sehen haben? “
    Roussel war wirklich fertig. Und er war gefährlich. Aus dem Saulus war ein Paulus geworden. Die Company würde nicht mehr viel Freude an ihm haben.
    „ Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Roussel? “ fragte ich.
    Ein Hauch seines alten Grinsens erschien auf seinem G e sicht. „ Sympathie auf den zweiten Blick, eh? Kommen Sie nach Tahiti. Da gibt ’ s am meisten zu tun, und Sie können gleich Ihren neuen Chef kennenlernen. “
    „ Meinen was? “
    „ Ich hab ’ jemand angefordert. Die Zentrale schickt einen Sonderbeauftragten. Irgendeinen Vizepräsidenten zbV. Urs von Nic ol ay. Ein Mensch mit dem Gemüt eines Fleisc h wolfs – aber eines mikroprozessorgesteuerten. Er landet in einer Stunde. Seien Sie da, ja? War nett, mit einem Norm a len sprechen zu können. Adieu. “
    Der Bildschirm erlosch.
     

Im Jahre des Herrn neunzehnhundertsechsundneunzig – zum zweiten
     
    Trotz der Hitze auf dem Dach des Gefängnistrakts P (P für politisch) war das Auditorium voller Aufmerksamkeit. Im Halbkreis umstanden sie die Versuchsanordnung: eine g e fesselte, nackte Frau, einige Geräte und Kabel.
    Gedankenverloren drückte Dr. Schreiber-Martinez seine Zigarette auf dem Körper der Frau aus. „ Meine Herren “ , sagte er, „ Sie sind heute Zeugen eines großen wissenschaf t lichen Fortschritts: Sie erleben die erste mit Sonnenenergie betriebene Elektroschock-Apparatur der Welt. Eine naheli e gende und nützliche Entwicklung für ein tropisches Land wie das unsere. Ich darf sie Ihnen jetzt vorführen. “
    Die stumpfen, nach innen gekehrten Augen der Frau ve r änderten sich nicht, als der weißbekittelte Arzt die Elektr o den an ihren Geschlechtsteilen anschloß.
    „ Etwas exzentrisch, unser guter Doktor “ , sagte der Min i ster für Innere Sicherheit zu General Guzman. „ Aber sehr amüsant. “
    „ Ja, sehr amüsant. “ Guzman stellte sich neben den Doktor und gab seinem Adjutanten einen Wink.
    Der Adjutant machte ein Erinnerungsfoto.
    „ Ich habe für die Demonstration ein sehr gefälliges E x emplar aus unserer reichhaltigen Sammlung ausgesucht “ , schmunzelte Schreiber-Martinez zufrieden. „ Ich werde jetzt mal mit einem kleineren Stromstoß anfangen, zum Aufwä r men sozusagen. “
    Von den Lippen der Frau löste sich ein tierischer Schrei.
    „ Was ist denn “ , sagte der Wissenschaftler verwirrt. „ Ich habe doch noch gar nicht eingeschaltet. “
     

Strandleben mit kleineren Problemen,
die aber schnell gemeistert werden
     
    Gute Arbeit, Señor Dali. Sehr bizarres Szenenbild, Mister Coppola.
    Ich traute meinen Augen kaum, als ich aus dem Hu b schrauber sprang und am Strand entlangstapfte.
    Wenn Dali seine Visionen in einem Beach Club angesi e delt hätte, wäre vielleicht so etwas Ähnliches dabei herau s gekommen. Oder wenn sich Coppola vorgenommen hätte, einen intellektuellen Katastrophenfilm zu machen.
    Unrat, leere Flaschen, umgestürzte Liegestühle und Pa c kungen mit grellen Werbeaufschriften bedeckten den eh e mals makellosen Strand. Aufgespannte Sonnenschirme rol l ten in dem Chaos umher, wenn wieder eine Brise vom Meer kam.
    Aus dem zerborstenen Fenster des himmelblau gestrich e nen Einkaufszentrums im Hintergrund hing ein lebloser Körper. Seine rechte Hand hielt eine Sechserpackung Bier umkrampft.
    Im Swimming-pool neben der Strandbar drehte sich im Schwimmreifen einer Gummiente ein etwa zehnjähriger Junge. In seiner Schläfe war ein Loch. Das Gesicht mit den glasigen Augen war angstvoll verzerrt.
    Nicht weit von ihm trieb ein junges Mädchen in einem knappen Bikini auf dem Rücken. Ihr langes, blondes Haar schwebte um ihren Kopf wie vergoldetes Seegras. Ein dic k licher junger Mann mit beginnender Glatze hatte seine Liege an den Rand des Pools geschoben und versuchte, ein ferng e steuertes Modellschiff zwischen ihre Beine zu lenken.
    In einem Liegestuhl saß regungslos ein tiefgebräunter T i telbildschönling mit Badeslip und Baseballmütze. Quer vor seiner Brust hielt er ein Gewehr, das er ab und zu hochriß, um eine Möwe abzuschießen. Dann sank er wieder zurück, und nur ein dünner Rauchfaden aus dem Cigarillo, das zw i schen seinen weißen Zähnen klemmte, zeigte an, daß er noch lebte.
    Die anderen Urlauber bewegten sich durch diese absurde Kulisse, als sei nichts geschehen. Sie führten eigenartige, nachtwandlerische Konversationen oder schwankten mit Drinks aus der fast

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