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Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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Knochen.
Tabby zuckte zusammen, als sie die Stelle berührte, die bereits begonnen hatte
anzuschwellen.
    Sie nickte. »Hier ist der Bruch. Ich werde Hilfe brauchen, um dich
zu verarzten, Tabby.«
    »Butch Harron ist nicht nur unser Smutje, sondern auch ein ganz
passabler Quacksalber. Der wird mich schon wieder zusammenflicken. Aber im
Moment ist es viel zu gefährlich für Euch hinauszugehen. Der Captain zieht mir
die Haut ab, wenn ich Euch in diesem Höllenwetter auf Deck lasse.«
    »Unsinn. Ich kann doch nicht zulassen, dass du Schmerzen hast.«
Entschlossen stand Gemma auf und schlüpfte in eine Öljacke, deren Ärmel ihr bis
über die Hände reichten. »Ich pass schon auf mich auf.«
    Sie hatte beinahe die Tür erreicht, als diese von außen aufgestoßen
wurde und Butch Harron hereinstürmte.
    »Mister Harron«, rief Gemma überrascht, »woher wusstet Ihr ...«
Gemmas Lächeln erstarb, als sie seinen angespannten Gesichtsausdruck sah. Ihr
Blick glitt an ihm vorbei zu den Männern, die eine regungslose Gestalt in die
Kajüte schleppten. Selbst im trüben Licht der einsamen Laterne erkannte sie das
Blut, das die Kleidung des Mannes dunkel färbte, und das blutverschmierte Stück
Holz, das nahe an seinen Lenden aus seinem Oberschenkel ragte. Ihr entsetzter
Blick glitt zum Gesicht des Verletzten, und sie schrie unterdrückt auf, als
sie Bryce' schneeweiße Züge erkannte. Im Halbdunkel konnte sie nicht sehen, ob
sich seine Brust hob und senkte, ob er atmete, aber angesichts der betretenen
Mienen der Männer fürchtete sie das Schlimmste.
    »Oh, mein Gott«, wisperte sie erstickt. Übelkeit drehte ihr den
Magen um, als ihr Blick über das zerrissene Fleisch glitt.
    »Legt ihn aufs Bett«, befahl Butch den Männern, bevor er Gemma bei
den Schultern ergriff und sie herumdrehte, sodass seine massige Gestalt Bryce'
leblosen Körper vor ihren Blicken verbarg. Verzweifelt versuchte Gemma, sich an
ihm vorbeizudrängen.
    »Bryce?! Oh, mein Gott! BRYCE!!!«, kreischte sie, sich unter
Butchs sanftem, jedoch unnachgiebigem Griff windend, als sie versuchte, an die
Seite ihres Gemahls zu gelangen.
    »Hört mir zu«, fuhr Butch sie an und schüttelte sie. Ihre glasigen
Augen richteten sich auf ihn wie in Trance. »Er lebt, hört Ihr? Er lebt!«
    »Er lebt«, wisperte Gemma mit blutleeren Lippen, während ihr
Blick erneut die Gestalt auf der Koje suchte.
    »Ja, er lebt. Aber bestimmt nicht mehr lange, wenn wir nicht
schnellstens etwas unternehmen. Versteht Ihr das?« Eindringlich sah Butch Gemma
an.
    »Ja«, flüsterte sie tonlos.
    »Bring sie hier weg«, wies Butch Daniels an. »Sie soll das hier
nicht mit ansehen.« Er selbst trat neben das Bett, wo die Männer Bryce auf die
schmale Koje betteten.
    Harte Hände schlossen sich erstaunlich sanft um Gemmas Oberarm und
geleiteten sie zur Tür, während sie, den Blick noch immer über die Schulter
gewandt, vorwärts stolperte.
    »Was werden sie mit ihm tun?«, fragte sie mit zitternder Stimme.
    »Das, was getan werden muss, Miss Gemma. Glaubt mir, Butch wird
alles daransetzen, um das Leben des Captains zu retten.«
    Gemma nickte stumm. »Es ist besser, wenn Ihr draußen wartet, Miss
Gemma. Das hier ist kein Anblick für eine Dame wie Euch.« Er wollte sie durch
die Tür schieben, als Gemmas Blick auf Tabby fiel, der mit schmerzverzerrtem
Gesicht an der Wand lehnte.
    »Tabby! Oh Gott, Tabby. Er ist verletzt und braucht einen Arzt.«
Gemma stürzte zurück in die Kajüte, als Butchs Stimme an ihr Ohr drang.
    »... Säge. Schür das Feuer im Ofen, damit wir anschließend die
Wunde ausbrennen können.«
    Langsam trat sie näher, Tabby vergessend.
Daniels versuchte, sie zu ergreifen, aber mit einer unwilligen Bewegung
schüttelte sie nicht nur seine Hände ab, sondern glitt auch aus der Ölhaut und
trat näher an die Koje heran. Ihre Augen wurden groß, als sie die riesige Säge
des Schiffszimmermanns erblickte.
    »Mein Gott, was habt Ihr vor?«, fragte sie mit
erstickter Stimme. Ihre ungläubigen Augen flogen von Butch zu Bryce, dann zu
der Säge, die drohend vor der Koje auf dem Boden lag.
    »Verdammt, Daniels, sagte ich dir nicht, du sollst sie rausbringen?«,
brüllte Butch. Seine riesigen Pranken waren blutverschmiert und Gemma
erschauderte, aber sie weigerte sich, dem Befehl Folge zu leisten.
    »Was habt Ihr vor?«, fragte sie noch einmal, schrill, mit sich vor
Angst überschlagender Stimme.
    Daniels ergriff sie von hinten, um sie hinauszuführen, aber
blitzschnell wandte Gemma sich

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