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Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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als die sie umgebende gebräunte Haut, zerschnitt seine linke
Wange vom Haaransatz bis hinab zum Kinn. Seine Lippen waren voll und ebenmäßig,
sein Haar dunkel, beinahe schwarz und so lang, dass es ihm in seidigen Wellen
bis auf die Schultern reichte. Gemma schluckte. Es war das gleiche, nur
inzwischen erwachsene Gesicht, das sie gestern so trotzig von dem Bild herab
angesehen hatte. Und sie mochte wetten, dass seine Augen grau waren.
    Das war also der berüchtigte Bryce Campbell,
dessen Erwähnung allein Bridget in panische Ehrfurcht und schwärmerische
Verzückung ausbrechen ließ und dessen Hand auf ihrer Brust einen flammenden
Abdruck hinterlassen zu haben schien. Wärme durchströmte sie und ihre Wangen
flammten, als sie daran dachte, wie wohl sie sich im Halbschlaf in seiner Umarmung
gefühlt hatte.
    »Wenn Ihr nicht wollt, dass wir dort weitermachen, wo wir eben so
rüde unterbrochen wurden, würde ich vorschlagen, dass Ihr Euch bedeckt und aus
meinem Bett verschwindet, Madam«, unterbrach seine tiefe Stimme Gemmas
Gedanken.
    Auf
einmal wurde ihr bewusst, dass sie sich, nur mit einem Nachtgewand bekleidet im
Bett eines ihr fremden Mannes befand, der noch dazu in dem Ruf stand, ein
>Verführer unschuldiger Jungfrauen< zu sein. Flammende Röte überzog ihre
Wangen, als sie verzweifelt versuchte aus dem Bett zu krabbeln, ohne das Laken
loszulassen.
    Vergeblich.
    »Ihr liegt auf dem Laken«, stellte sie mit kläglicher Stimme fest
und gab es auf, daran zu zerren.
    Bryce' Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Noch immer hielt er
die Augen geschlossen.
    »Wenn Ihr mir das Laken wegzieht, macht Euch auf einen Anblick
gefasst, auf den Eure jungfräulichen Augen vielleicht nicht vorbereitet sind.«
    Wenn überhaupt möglich, errötete Gemma noch heftiger. Warum hatte
sie nicht selbst daran gedacht, dass nur das Laken seine Blöße vor ihren
Blicken verbarg?
    »Oh«, ächzte sie erstickt und rutschte vorsichtig aus dem Bett,
plötzlich besorgt, dass jede noch so kleine Bewegung das Laken ins Rutschen
bringen könnte.
    Mit einem letzten verstohlenen Blick huschte sie zur Tür, nur um
erschreckt aufzuschreien und zurückzuspringen, als diese mit donnerndem Getöse
gegen die Wand krachte.
    »Du Flittchen«, tobte Ethel und stürzte mit hochrotem Kopf ins
Zimmer. »Du schamloses Flittchen! Wie kannst du es wagen, mit dem erstbesten Kerl
ins Bett zu steigen und die Beine für ihn breit zu machen?« Das laute Klatschen
von Ethels Hand auf Gemmas Wange ließ diese mehr zusammenzucken als der
plötzliche, stechende Schmerz. Fassungslos flog Gemmas Hand zu ihrer Wange, auf
der sich bereits die Finger ihrer Tante abzuzeichnen begannen. Noch niemals
hatte Ethel es gewagt, sie zu schlagen.
    »Aber ...«, stammelte sie fassungslos, während
ihr verzweifelter Blick zwischen Ethel und Cedric hin- und herzuckte. Auch
Godfroy stürmte ins Zimmer, aufgeschreckt von Ethels Schreien und Kreischen.
Mit einem Blick erfasste er Gemmas schlanke Gestalt, die nur unzureichend von
einem hauchzarten Nachtgewand verhüllt wurde, und den großen, anscheinend
nackten Körper auf dem Bett.
    Seine
Kiefern mahlten, als er die Zähne aufeinander biss. Bryce.
    Also
entsprachen die Gerüchte, die ihm zu Ohren gekommen waren, doch der Wahrheit.
Bryce war wieder im Lande und hatte nicht lange gebraucht, um in Godfroys Leben
Verwirrung zu stiften.
    Verdammt
sollte er sein.
    Ethels Keifen zerrte an seinen Nerven, während er Gemmas Körper
abschätzend musterte. Was war in der Nacht geschehen? Hatte Bryce, kaum dass er
wieder zu Hause war, die Früchte geerntet, die er, Godfroy, so sorgsam gesät
hatte? Das würde ihm ähnlich sehen. Und das, wo er selbst so nah dran gewesen
war, die bezaubernde Gemma für sich zu gewinnen.
    »RUHE!«
    Der donnernde Befehl ließ alle Gespräche im Raum schlagartig
verstummen.
    »Kann ein Mann in diesem verfluchten Haus nach einer durchzechten
Nacht noch nicht einmal seine Ruhe finden? Verschwindet endlich, verdammt noch
mal!«
    Alle starrten ihn an. Wie ein finsterer Dämon aus den Tiefen der
Höllen thronte Bryce im Bett. Seine schwarze Mähne umflog seine Schultern und
das kalte Feuer seiner grauen Augen ließ die Meute langsam zurückweichen.
    Niemand achtete auf die schnellen Schritte im Gang, bis eine
dröhnende Stimme alle Blicke auf den Mann lenkte, der soeben das Zimmer betrat.
    »Bryce!«, donnerte er, seine Stimme der
seines Sohnes nicht unähnlich. »Es stimmt also, dass du wieder in England
bist.«
    Aufstöhnend

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