G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer
wälzte sie sich auf die Seite und starrte in die Dunkelheit. Vor Müdigkeit tränten ihre Augen, doch der Schlaf wollte sie nicht übermannen. Sie hatte einen riesengroßen Fehler begangen. Wie hatte sie annehmen können, eine Heirat würde die Sache erleichtern? Sich dann noch auf den Mann einzulassen, anstatt die vereinbarte Distanz zu wahren, brachte ihr mehr Schwierigkeiten ein, als sie mit dieser ganzen Aktion zu verhindern versucht hatte. Die Gefühle, die sich zwischen ihnen entwickelten, durften nicht sein. Dafür gab es keinen Platz in ihrem Leben. Sie hatte es doch heute Mittag gesehen: Es würde schwierig genug sein, sich um Kristy zu kümmern, sie behutsam zu leiten und zu lehren, dass sie keine unbedachten Äußerungen abgab. Wenn sie mit ihr allein wäre, würde sich das wesentlich unkomplizierter gestalten. Auch dann würde es Freunde geben, mit denen Kristy sich unterhielt, aber die Themen wären unverfänglicher und sie würde nicht mit dabeisitzen müssen. Kristy geriete nicht in die Verlegenheit, aus Versehen Persönliches verlauten zu lassen. Von Dix konnte sie Kristy allerdings nicht fernhalten, es sei denn, sie würde sich selbst auch von ihr zurückziehen und das war unmöglich.
Die vorlaute Stimme in ihrem Kopf meldete sich zu Wort, wie immer, wenn sie es am wenigsten wünschte.
Hat Kristy sich nicht deutlich besser im Griff gehabt beim Abendessen als du? Du brauchst dir um sie nur halb so viele Sorgen zu machen, sie schafft das alles schon. Sie ist stärker als du glaubst!
Megan rollte sich zusammen. Die Last der Erkenntnis, in welch eine katastrophale Situation sie sich manövriert hatte, wollte sie zerquetschen. Sie wünschte, die Uhr um ein paar Wochen zurückdrehen zu können, um die Lösung des Problems auf andere Weise anzugehen. Nein, lieber um vier Jahre, aber mit dem Wissen von heute. Dann wäre sie mit Kristy einfach fortgezogen, lange bevor dieser Scheißkerl Hurst sie ins Visier nahm. Ihr übermüdetes Gehirn wollte keine klaren Gedanken mehr fassen und dennoch schlief sie nicht ein.
Montag, 15. August, Santa Monica, Los Angeles
M ontag früh quälte Megan sich nach zwei weiteren fast schlaflosen Nächten aus dem Bett, duschte und bereitete Frühstück. Das Wochenende hatte nur schleichend vorübergehen wollen. Immer wieder plagte sie neben den Zweifeln ein brennendes Gefühl, dass eine unheilvolle Gewitterfront unausweichlich auf sie zujagte.
Dix hatte es eilig, zum Fitnesscenter zu kommen und brach zeitiger auf als gewöhnlich. „Weil ich Freitag so früh Feierabend gemacht habe.“ Er trank nur eine halbe Tasse Kaffee, hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und drückte ihr ein Päckchen in die Hand. Sie musterte ihn mit einem fragenden Blick.
„Ein neues Handy. Die Nummer klebt am Kühlschrank.“
„Danke“, wisperte sie, da schloss er auch schon die Tür hinter sich. Als sie seinen röhrenden Auspuff in der Ferne verklingen hörte, brach sie in Tränen aus. Die ganze Situation war vermurkst, von vorn bis hinten. Hatte sie sich Dix in der vergangenen Woche noch so nahe gefühlt, gab das Schweigen des Wochenendes ihr das Gefühl, eine unüberwindbare Kluft zwischen ihnen geschaffen zu haben.
Ihre Wege mussten sich trennen. Obwohl dies der einzig vernünftige Gedanke zu sein schien, schrie alles in ihr dagegen an. Sie krümmte sich zusammen, versuchte, den heißen Schmerz zu bannen. Sie sollte sich mit dem Gedanken abfinden … oder Dix heute Abend die ganze Wahrheit gestehen. Wenn er dann die Verantwortung ablehnte, konnte sie immer noch eine Trennung vorschlagen. Megan wusch sich das Gesicht, suchte gewohnheitsmäßig nach ihrer Handtasche und verließ leise vor sich hinfluchend das Haus. Kristy begleitete sie zur Bank, um endlich ein Konto zu eröffnen. Noch einmal wollte sie nicht in eine solche Lage geraten. Sie würde zudem einen Bargeldbetrag in ihrem Waffenschrank einschließen, um immer einen Notgroschen im Haus zu haben.
Die Gedanken lenkten sie von Dix ab, doch sie spürte unterschwellig eine tiefe Angst und wusste, trotz aller Widrigkeiten wollte sie ihn nicht verlieren.
„Ms. Hannson“, begrüßte sie eine junge Bankangestellte am Schalter. „Darf ich Sie bitten, mich zu einem unserer Mitarbeiter zu begleiten?“
„Dixon“, korrigierte Megan. „Ich habe kürzlich geheiratet.“
„Klären Sie alles mit Mr. Abbey.“ Die junge Frau lächelte unverbindlich und geleitete sie zu einem Büro.
Compliance Officer Money Laundering, Steven Abbey
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