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Generalprobe Zeitballett

Generalprobe Zeitballett

Titel: Generalprobe Zeitballett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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müs­sen. Wir blei­ben auf Kurs, bis der Wind er­neut um­schlägt. Dann se­hen wir wei­ter.«
    »Mit Cap­tain Be­le­ron sind ein­und­fünf­zig hoch­trai­nier­te GWA-Über­le­bens­spe­zia­lis­ten an Bord ge­kom­men«, warf er mir vor. »Sir, von sol­chen Män­nern soll­te er­war­tet wer­den, daß sie den phy­si­schen An­stren­gun­gen ge­recht wer­den. Die See­fah­rer die­ser Epo­che kön­nen das auch.«
    »Die ha­ben ja auch von der Pi­ke auf ge­lernt und ein Le­ben lang nichts an­de­res ge­tan. Ha­ben Sie sich die Mus­kel­wüls­te der Nord­land­pri­mi­ti­ven ein­mal an­ge­se­hen? Da kön­nen wir nicht mit­hal­ten. He, Ru­der­gän­ger – blei­ben Sie auf Kurs. Al­le Of­fi­zie­re und Wis­sen­schaft­ler un­ter Deck. Ich möch­te Sie in der Ka­jü­te se­hen. So­fort! Ge­ben Sie das wei­ter, Dok­tor. Wir ha­ben ei­ne an­de­re Lö­sung zu fin­den.«
    »Sir, wir kön­nen doch nicht …«
    »Wir kön­nen al­les, wenn es dar­um geht, die Auf­ga­be end­lich zu er­fül­len. Wir sind nicht ein­mal am Ein­satzort an­ge­kom­men. Oben im frei­en Raum grei­fen so­eben die De­ne­ber mit ei­ner rie­si­gen Schlacht­flot­te den Mars an. Das wis­sen wir aus der Ge­schich­te. Dort ster­ben jetzt Mil­lio­nen, viel­leicht Mil­li­ar­den Mar­sia­ner un­ter dem Ro­ten Leuch­ten, der de­ne­bi­schen Of­fen­siv­waf­fe. Und wir hän­gen hier im At­lan­ti­schen Arm und kom­men nicht vor­an. Ge­ben Sie mei­ne An­ord­nung wei­ter. Ei­ne fei­ne Ein­satz­ex­pe­di­ti­on ist das.«
    »Ge­ne­ral­pro­be Zeit­bal­lett«, teil­te mir Han­ni­bal te­le­pa­thisch mit. »Wenn da­bei al­les schief­geht, kann man auf spä­ter hof­fen.«
    »Op­ti­mist. Ich den­ke an die ver­strei­chen­de Zeit. Über­gib dei­nen Or­tungs­sich­ter an Leut­nant Au­thry. Er kann da­mit auch fest­stel­len, wann wir auf das Treib­eis tref­fen.«
    Der Ne­bel wur­de dich­ter. Der Sturm mä­ßig­te sich et­was, aber der See­gang blieb. Un­mit­tel­bar vor dem Eis­feld wür­de es wie­der zu un­be­re­chen­ba­ren Wir­bel­strö­mun­gen und Fall­win­den kom­men. Hüh­nerei­große Ha­gel­kör­ner wa­ren kei­ne Sel­ten­heit, und un­ver­hoff­te Flau­ten­sek­to­ren in­mit­ten des wil­den Ele­men­ten­ge­tüm­mels hat­ten wir schon mehr als ein­mal er­lebt.
    Nein, ich war nicht län­ger be­reit, die Lau­nen ei­ner durch­ein­an­der­ge­ra­te­nen Na­tur zu to­le­rie­ren. Wo­zu hat­ten wir un­se­re hoch­ste­hen­de Tech­nik! Für mei­ne Be­grif­fe hat­ten wir lan­ge ge­nug zeit­ge­nös­sisch ex­akt ge­han­delt. Jetzt lang­te es!
    Ich kam völ­lig durch­näßt und steif­ge­fro­ren in der klei­nen Ach­ter­deck­ka­jü­te an. Sie be­saß kei­ne groß­ar­tig ver­zier­ten Bal­ko­ne oder bunt­ver­glas­te Fens­ter, wie das auf großen Se­gel­schif­fen des 17. Jahr­hun­derts üb­lich ge­we­sen war.
    Sol­che Scher­ze konn­ten sich die See­fah­rer der eis­zeit­li­chen Er­de nicht er­lau­ben. Die präch­ti­gen Heck­ver­zie­run­gen wä­ren au­gen­blick­lich von den Bre­chern zer­schla­gen wor­den. Wenn sie gar noch zent­ner­schwe­re Treib­eis­bro­cken nach oben schleu­der­ten und sie ge­gen die Schiffs­wan­dun­gen don­ner­ten, dann half nur ei­ne grund­so­li­de Kon­struk­ti­on von höchs­ter sta­ti­scher Steif­heit, di­cken, ei­sen­har­ten Höl­zern und me­tall­be­schla­ge­nen Flan­ken. Ein Seg­ler un­se­rer Zeit hät­te in die­sem Cha­os kei­ne fünf­hun­dert See­mei­len ge­schafft. Das war uns mitt­ler­wei­le klar­ge­wor­den.
    Der Zwerg er­schi­en zu­erst.
    Er zog sich wort­los sei­ne Wet­ter­klei­dung aus. Sie war zeit­ge­mäß und be­stand aus dickem Lei­nen, des­sen Po­ren mit Pech was­ser­ab­wei­send ver­schlos­sen wa­ren.
    Han­ni­bals ro­te Haar­bors­ten hat­ten die Far­be des Dich­tungs­ma­te­ri­als an­ge­nom­men, was mir be­wies, daß die­ses Pech ent­we­der doch nicht was­ser­fest war, oder un­ser selt­sa­mer GWA-Ma­jor strahl­te un­er­hör­te Hit­ze­wel­len aus. Da bei Han­ni­bal Utan nichts un­mög­lich war, nahm ich Letz­te­res an.
    »Zum An­bei­ßen schaust du aus, Klei­ner. Hast du dei­ne Ma­nö­v­er­sta­ti­on über dem Ofen­rohr der Kom­bü­se

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