Generation Gold
[4.51].
Weiterhin haben wir im vorigen Abschnitt die Goldleihe-Geschäfte der Zentral- und Geschäftsbanken betrachtet und gesehen, daß bis zu 20000 Tonnen Gold von den Zentralbanken verliehen sein könnten (acht volle Jahresproduktionen). Nehmen wir an, das weltweite Papiergeld-System würde sichtbar in sich zusammenbrechen, der Dollar immer weiter abgewertet und der Goldpreis immer weiter steigen. Was würden Sie als Zentralbanker tun?
Sie würden vermutlich auch beginnen, Ihren dann einzig verbliebenen wahren Wert, nämlich das verliehene Gold, von den Geschäftsbanken zurückzufordern. Es käme zu einem sogenannten »Short Squeeze«, da alle Leerverkäufer beginnen müßten, das Gold, das sie ja niemals wirklich besessen haben, am Markt zurückzukaufen. Doch wo sollen 20 000 Tonnen Gold herkommen?
Ebenso verstärkt sich in den letzten Jahren der generelle Trend, daß Minengesellschaften, die Gold auf Termin verkauft haben, dieses nun wieder zurückkaufen. Im Jahr 2005 waren dies jedoch, wie zuvor gesehen, erstaunlicherweise nur noch 131 Tonnen, d.h. rund fünf Prozent der Neuproduktion. Nur aufgrund dieses sogenannten reduzierten »Dehedgings« der Minenbetreiber konnte im Zusammenspiel mit den Zentralbankverkäufen die Nachfrage des Markts befriedigt werden.
Würde dies als Pulverfaß nicht schon ausreichen, kommen noch die enorm hohen Devisenbestände der Asiaten hinzu. Wie gesehen, besitzen Japan und China allein ca. 1,9 Billionen Dollar an Devisenreserven. Eine Umschichtung von nur 15 Prozent dieser Währungsreserven würde eine Goldnachfrage von 14 600 Tonnen bedeuten (sechs Jahresproduktionen).
All diese Zahlen zeigen, wie absurd und hemmungslos die Papierwährungen, allen voran der Dollar, ohne jegliche verbliebene Bindung zur realen Wirtschaft vermehrt wurden. Wird das Papiergeldsystem sichtbar erodieren, wird von allen Seiten der Run auf Edelmetalle einsetzen. Investoren, Geschäfts- und Zentralbanken werden alle als Käufer am Markt auftreten.
Daß private Investoren schon heute diesen seit 2001 anfahrenden Zug mehr und mehr besteigen, bezeugen die Zahlen der sogenannten Exchange Traded Funds, abgekürzt ETFs. Diese Papiere können wie Aktien an der Börse ge- und verkauft werden und sind zu 100 Prozent mit physischem Gold hinterlegt. Dies bedeutet, daß die Mittelzuflüsse solcher Fonds unmittelbar in einer steigende Goldnachfrage münden.
Laut neuesten Zahlen des World Gold Councils entwickelte sich die Goldnachfrage dieser ETFs in den vergangenen Jahren wie folgt:
2001: 110 Tonnen
2002: 113 Tonnen
2003: 139 Tonnen
2004: 133 Tonnen
2005: 232 Tonnen
2006: 296 Tonnen (hochgerechnet)
Das heißt, diese 2002 gegründeten ETFs erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, sodaß im Jahr 2006 bereits ca. zwölf Prozent der Jahresproduktion in diese Nachfragequelle fließen werden, Tendenz klar steigend.
Ebenso steigt die Goldnachfrage in Form von Münzen und Medaillen. Lag diese in den Jahren 2001 bis 2004 relativ konstant bei ca. 27 Tonnen pro Jahr, stieg sie im Jahr 2005 auf ca. 42 Tonnen an.
Zu guter Letzt steigt auch die Nachfrage der Schmuckindustrie seit 2003 bis einschließlich 2005 wieder kräftig an:
2003: 2481 Tonnen
2004: 2611 Tonnen
2005: 2709 Tonnen
2006: 2182 Tonnen (hochgerechnet)
Der aktuell für das Jahr 2006 prognostizierte Rückgang in Tonnen gerechnet kann durch die gestiegenen Preise interpretiert werden. In Geldwert ausgedrückt steigt die Nachfrage 2006 im Vergleich zum Vorjahr von 38,7 auf hochgerechnet 41,5 Milliarden Dollar.
Klaus Martini, oberster Privatkunden-Anlagestratege der Deutschen Bank, vertrat in einem Interview im Oktober 2005 folgende Meinung zur Frage, wer den Goldpreis nach oben treibe:
»In erster Linie die Schmuckindustrie und die Hortung, das heißt, die private Nachfrage nach physischem Gold. Darüber hinaus Finanzmarktprodukte auf Gold, zum Beispiel ETFs, also börsengehandelte Fonds. Auf der Angebotsseite gibt es keine größeren Veränderungen. Die Minen holen Gold im Rahmen des sogenannten Dehedging vom Markt zurück, was sich zusätzlich positiv auf den Preis auswirkt .« [4.52]
Wir können den Abschnitt »Angebot und Nachfrage« daher wie folgt und in aller Kürze zusammenfassen: Die Nachfrage nach Gold wird steigen, das Angebot von Gold wird sinken. Kann es eine bessere und aussichtsreichere Konstellation geben?
4.3 Geringe Kapitalisierung des Goldmarkts
»Falls nur ein einziges Prozent der Kapitalisierung der Aktien- und
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