Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gentlemen, wir leben am Abgrund

Gentlemen, wir leben am Abgrund

Titel: Gentlemen, wir leben am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Pletzinger
Vom Netzwerk:
das zeigt: Du bist voll da, du hast die Kontrolle über dich.
    Wenn ich dich richtig verstehe, war der Gestus vorher anders.
     
    Es geht um die feste Überzeugung, dass ich mit dem, was ich vorfinde, das Optimum rausholen kann. Aber nicht nur in der Rede, sondern tief, ganz tief in mir drinnen. Aber wenn eben häufig, sehr häufig darauf hingewiesen wird, dass dieses und jenes ein Problem ist – was im Einzelfall natürlich stimmen kann –, dann ist die Frage, ob das nicht zur Vorbeugung dient. Ob die Überzeugung, dass man sein Ziel unter diesen Voraussetzungen erreicht, doch nicht so ausgeprägt ist. Das spürt jeder Spieler intuitiv. Für Unsicherheiten haben Spieler ein ganz feines Gespür, sie haben tausende dieser Situationen erlebt. Sie spüren sehr, sehr schnell jede feine Lücke zwischen der tiefsten Überzeugung und dem Gesagten. Spieler suchen oft nach Alibis. Wir alle stehen ständig unter hohem Druck und dann geht es oft darum: An wem könnte es gelegen haben außer an mir? Das ist ein interessanter Mechanismus. Wenn man es schafft, diesen Mechanismus erheblich zu reduzieren – also Eigenverantwortlichkeit zu schaffen, dann wird man aus seinen Möglichkeiten das Beste herausholen. Insofern hast du einen wichtigen Punkt angesprochen. Wenn man im allertiefsten Inneren, da, wo’s richtig bitter schmeckt, wenn man da die Überzeugung nicht hat, dann wird’s schwierig.
    Und das hat sich in dieser Saison gezeigt?
     
    Es gibt sehr viele Gründe, warum ich Luka Pavi
ć
evi
ć
nicht nur als Menschen, sondern auch als Trainer wahnsinnig schätze. Luka hat ein extrem großes und entwickeltes Basketballwissen. Eigene Erfahrungen auf höchstem Niveau. Gepaart mit einem hochentwickelten Intellekt. Mit einer – jetzt übertrieben gesagt – typischen Balkan-Verschwörungsmentalität. Und Akribie. Genauigkeit. Bei Luka kommt das alles zusammen. Ich glaube, da gibt es nur ganz wenige, die da hinkommen können, wo er hinkommen wird. Weil er eben das alles hat. Die Frage ist: Wie kanalisiere ich meine Qualitäten, wenn die Erwartungshaltung ganz, ganz hoch ist. Die Top-Leute können das. Die ganz Großen, die auch die höchsten und berechtigten Erwartungen erfüllen. Das wird nicht immer gehen, denn alle sind bewaffnet bis an die Zähne. Und am Ende bleibt immer nur einer. Aber nur vier, fünf Teams sind mit der berechtigten Hoffnung angetreten, zu gewinnen. Am Ende wird’s nur einer sein, und vier haben’s nicht geschafft. Aber erstmal dahin zu kommen, ist schon ein richtig weiter Weg.
    Lass uns mal über Image und über die Halle sprechen. Ich wollte mal nachfragen, was deine Ideen für eure Entwicklung sind.
     
    Mit dem Umzug haben wir erstmal ein riesiges Potenzial für uns nutzbar gemacht. Das Potenzial hat aber eine kleine Schwäche: es macht Druck. Wenn du 15.000 Plätze hast, und da nur 6000 Leute sitzen, dann bleiben Ressourcen ungenutzt. Dann hast du ein Problem, worüber jeder andere in Europa jubeln würde. Das schafft eine völlig andere Gemengelage. Das kann aus meiner Sicht nur optimal gelöst werden, wenn wir die Identifikation zwischen uns und den anuns Interessierten stärken. Die Leute sollen spüren, dass das ihre Jungs sind, die da spielen. Das ist mein Club, das ist meine Mannschaft! Wie vermitteln wir das? Das ist eine Aufgabe. Die zweite Aufgabe: die Basketballgemeinde Berlins. Die Frage ist: Wie öffnen wir uns, welche Verbindungen schaffen wir, welche Plattform schaffen wir, dass die Basketballgemeinde sagt: Das ist mein Team! Denn nicht alle sagen das. Vor vier, fünf Jahren war diese Bindung stärker. Das hat auch ein bisschen mit der Halle zu tun. Die Entfernung ist größer, es scheint unpersönlicher und so weiter. Aber ich glaube, da ruht eine Menge. Da könnten zwölf-, vierzehntausend Leute sagen: Das ist mein Team, dazu bekenne ich mich, damit lebe ich. Mit aller Kritik, mit allem Hoch und Runter. Da haben wir noch viele Möglichkeiten. So ein Flaggschiff, so ein Tanker wie die 02 World muss gefahren werden. Das ist unsere Aufgabe. Man kann nicht einfach in einer Großarena spielen und mal sehen, was passiert.
    Und wie geht ihr das jetzt an?
     
    Ich sammele meine Gedanken. Wir sind da noch nicht fertig. Ich glaube, dass wir Richtung Berliner Basketball-Community eine Menge arbeiten müssen. Ich glaube, dass wir in Richtung unseres Jugendprogramms eine Menge arbeiten müssen. Das hat alles Potenzial, das ist unsere Zukunft. Ich glaube, dass wir verstärkt auf diese Leute

Weitere Kostenlose Bücher