Gentlemen's Club
»dass man den Sattelknauf auch ›kleiner Apfel‹ nennt?«
Ich stöhnte auf und musste über die Störung lachen, aber ich wollte mich nun, da ich mittendrin war, nicht von ihm unterbrechen lassen. Ich hob eine Hand in die Luft, als wollte ich ein Lasso werfen, und mit der anderen Hand hielt ich mich am ›kleinen Apfel‹ fest. Auf und ab und immer an Hand und Knauf vorbei, bis ich den raschen Orgasmus spürte, der mich durchschüttelte. Ich fühlte mich schamlos und schmutzig.
Jetzt konnte ich die Stimme nicht länger ignorieren. Ich rang nach Luft und hob mein Kinn. »Soweit ich mich erinnern kann, ist nichts an dir klein«, sagte ich.
»In letzter Zeit hast du mich oft beobachtet, was? Sind gute Fotos dabei entstanden?«, fragte er mit einem Grinsen, als wäre ich ein Spanner. Dann stellte er sich vor mich und hob einen Sattel und das Zaumzeug von ihren Haken. »Kriegst du im Club nicht genug?«
»Eine Menge«, gab ich zurück und schwang ein Bein über das andere. »Aber das weißt du doch schon.«
»Nun, nach harter Arbeit sah das nicht aus. Was kann so schwierig sein, Michail und seine Freunde zu unterhalten?«
»Ich war nur da, um ein Auge auf die Gäste zu haben.«
Er schüttelte den Kopf, als wären meine Erklärungen nichts als Ausreden. »Wenn du es sagst ... Aber wenn du so viel zu tun hast, was machst du dann hier?«
Er sollte nicht glauben, dass ich nur herumhing, um einen Blick auf ihn werfen zu können, obwohl das die Wahrheit gewesen wäre. »Man hat mir erlaubt, an den Wochenenden die Pferde zu reiten.«
»Hast du Sir Simeon gefragt? Genau genommen sind es seine Pferde, nicht meine«, sagte Merlin. Er schlenderte zur Tür zurück und trat sie auf. Die Luft, die vom Hof hereinblies, war bitterkalt, und ich sprang aus dem Sattel, um die Breeches anzuziehen.
»Ach, er wird nichts dagegen haben«, log ich. »Was ihn angeht, kann ich alles mit den Dingen anstellen, die ihm gehören. Ich glaube, dein Vater hat einen Narren an mir gefressen.«
Wenn ich gehofft hatte, Merlin damit reizen zu können, dann hatte ich mich geirrt. Meine Meinung über ihn kehrte zum Ausgangspunkt zurück: Er war ein kleiner arroganter Arsch. Ich stieg in meine Breeches, zog meine Stiefel an und stakste hinter ihm hinaus.
Er hatte bereits den Grauen gesattelt, und ohne ein weiteres Wort schwang er sich auf den Rücken des Pferdes und führte die Stute durch einen Bogengang dem Park entgegen.
»Warte auf mich«, rief ich ihm nach, aber er ignorierte mich. Nun gut, dachte ich. Mit leeren Händen gehe ich hier nicht weg.
Ein paar Momente später drückte ich die braune Stute mit den Knöcheln in die Seiten, und sie nahm sofort einen flotten Galopp auf. Merlins Pferd ging immer noch langsam, fast könnte man ›besonnen‹ sagen, aber als er mich hinter sich hörte, schnalzte Merlin mit der Zunge, und die graue Stute brach ebenfalls in einen zügigen Galopp. Bald ritten wir über die frostharten Felder, und Sir Simeons Haus wurde hinter uns immer kleiner. Merlin blieb vor mir; er ritt wie ein Jockey, der seinen Hintern stets aus dem Sattel hebt. Die Backen zeichneten sich in den weißen Jodhpurs ab, und die langen Haare schwebten hinter ihm.
Die Zügel hatte er um seine langen braunen Finger gerollt. So konnte er das Pferd besser kontrollieren. Das Blut rauschte durch meine Adern; es nahm den Rhythmus der trommelnden Hufe auf. Ich war entschlossen, ihn einzuholen, aber der Abstand verringerte sich nicht. Ich wurde allmählich müde, die Zügel festzuhalten, und dann bog Merlin seitlich ins Unterholz ab und war verschwunden. Mit letzter Kraft trieb ich mein Pferd an, der grauen Stute zu folgen.
Das Unterholz war dicht; über uns mussten wir auf niedrig hängende Äste Acht geben und unter uns warteten Baumwurzeln darauf, uns zu Fall zu bringen. Ich konnte Merlins Pferd sehen, das durch die tiefen Winterschatten trabte. Offenbar wusste das Tier genau, welchen Weg es gehen musste. Dann verschwanden sie wieder für ein paar Sekunden aus unserem Blickfeld. Im nächsten Moment stürzten wir uns auf eine kleine Lichtung, umgeben von alten Eichen. Die braune Stute ging knietief durch gefallene Blätter.
Er musste plötzlich genug gehabt haben und hatte sich schon von seinem Pferd geschwungen. Er belohnte es mit einer Hand voll Zuckerklümpchen. Ohne ein Wort trat er vor und zog mich von meinem Pferd, dann stieß er mich gegen einen Baumstamm. Meine Beine zitterten noch von dem Galopp, und mein Atem kam eher
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