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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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nach Ambra duftendes Taschentuch schwenkte. Er hatte lebhafte, ein
wenig mutwillige Züge und war allen besorgten Eltern als berüchtigter
Schürzenjäger bekannt. «Nein, cher
Dominique, deine
Augen trügen dich nicht – ich bin's, dein unwürdiger Cousin. Was für ein neuer
Schurkenstreich führt dich hierher?»
    «Du
unverschämter Schlingel», sagte Seine Lordschaft gut gelaunt. «Und wozu soll
dieser Firlefanz gut sein, Bertrand?» Er ließ sein Monokel los und nahm das
Ohr des quecksilbrigen Vicomte zwischen Daumen und Zeigefinger.
    «Nein,
diese Engländer!» murmelte eine würdige Matrone ihrem Vis-à-vis zu. «Sie sind
alle völlig sans
gêne, habe ich
gehört.»
    «Meine
Ohrringe? Aber das ist de
regle, mein Lieber!
Die aller-allerneueste Mode!» antwortete der Vicomte.
    «Au, du
Barbar!»
    Juliana
zupfte Seine Lordschaft am Ärmel. «Vidal, ich freue mich zwar schrecklich, dich
wiederzusehen, aber was in aller Welt tust du hier? Du kommst doch hoffentlich
nicht als Abgesandter von Onkel Justin, um wegen meines süßen Frederick den
Anstandswauwau zu spielen?»
    «Gott
behüte!» beruhigte Vidal. «Wo steckt übrigens dein süßer Frederick? Ist er
heute abend nicht hier?»
    «Nein, aber
er ist schon in Paris. Oh, Vidal, wo können wir uns ungestört unterhalten? Ich
muß dir so viel erzählen!»
    Hier mischte
sich der Vicomte ein und sagte auf englisch:
    «Vidal, ich
bin leider eine Niete, was den Umgang mit Pistolen betrifft, aber du bist doch
gerade so in Übung – willst du mir nicht einen Gefallen tun und diesen
gräßlichen Frederick erschießen?»
    Juliana kicherte
animiert, erklärte dem Vicomte jedoch, sie würde ihm nicht erlauben, derart
lose Reden zu führen.
    «Aber er
muß gemeuchelt werden, du Stern meiner schlaflosen Nächte! Begreifst du das
nicht? Jeder, der sich als mein Nebenbuhler anmaßt, gehört vom Erdboden
getilgt! Und Vidal ist genau der richtige Mann dafür!»
    «Mach's
selber, Grünschnabel», sagte Seine Lordschaft.
    «Spieß ihn
doch mit dem hübschen kleinen Degen auf, den du da trägst. Juliana würde es
sicher Spaß machen, Gegenstand eines Duells zu sein.»
    «Keine
schlechte Idee», stimmte der Vicomte zu. «Tatsächlich, keine schlechte Idee.
Aber ich muß mich fragen – kann ich dieses Wagnis eingehen? Möglicherweise ist
er ein Meister der Fechtkunst. Das gibt zu denken! Ich kann doch nicht für die
unvergleichliche Juliana in die Schranken treten, wenn ich nicht sicher bin,
daß ich gewinne. Du verstehst, wie lächerlich ich mich machen würde.»
    «Nicht
lächerlicher als mit diesen Ohrringen», sagte Seine Lordschaft. «Sag einmal,
wann verschwindest du endlich? Ich möchte mit Juliana unter vier Augen
sprechen.»
    «Du
entfachst in mir die Höllenglut der Eifersucht. Finde ich dich im Hotel Avon?
Dann sehen wir uns vielleicht morgen.»
    «Komm zum
Dinner», sagte Vidal. «Aber denk daran – keine Ohrringe!»
    Der Vicomte
lachte, winkte ihnen vergnügt zum Abschied zu und begab sich auf die Jagd nach
neuen Vergnügungen.
    «Ju, ich
brauche deine Hilfe», sagte der Marquis hastig. «Wohin können wir uns hier
zurückziehen?»
    Ihre Augen
funkelten. «Teuerster Cousin, welche Schandtaten hast du denn jetzt wieder
begangen? Heraus mit der Sprache, du Scheusal! Natürlich helfe ich dir! Ich
habe vorhin einen kleinen Salon entdeckt, wo uns bestimmt niemand stört.»
    Der Marquis
folgte ihr zu einem Türbogen, der hinter einem Vorhang verborgen war, und schob
mit einer Hand die schweren Falten für Juliana beiseite, damit sie ungehindert
durchschlüpfen konnte.
    «Juliana,
du Range, warst du eigentlich jemals auf einem Ball, ohne eine Örtlichkeit
auszukundschaften, wo dich 'bestimmt niemand stört'?»
    «Nein,
nie», antwortete Miss Marlin mit unverhohlenem Stolz. Sie setzte sich auf eine
Chaiselongue und klopfte einladend auf den Platz neben sich. «Nun komm schon –
wo drückt der Schuh?»
    Er folgte
ihrer Aufforderung und begann mit ihrem Fächer zu spielen. «Erinnerst du dich
an das blonde Frauenzimmer, mit dem du mich einmal in den Vauxhall Gardens
gesehen hast?»
    Sie dachte
einen Augenblick nach, dann nickte sie. «Ja, sie hatte blaue Augen und sah
reichlich dumm aus.»
    «Sie sah
nicht nur so aus, sie war es auch. Ich habe an ihrer Stelle ihre Schwester
entführt, und zum Teufel noch mal, ich muß das Mädchen heiraten.»
    «Was?»
kreischte Miss Marling.
    «Noch so
ein Kreischen, und ich erwürge dich, Ju», sagte Seine Lordschaft. «Diesmal ist
es ernst.

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