Georgette Heyer
sich nicht erinnern, je
einen Wunsch nach dem Rezept geäußert zu haben; aber sie nahm es mit höflichem
Dank entgegen.
«Ich selbst mag Leute so gar nicht,
die etwas versprechen und es dann nicht halten. Aber ich darf Sie nicht länger
aufhalten! Ich nehme an, Sie haben Besuch. Habe ich nicht Rotherhams Kutsche im
Hof gesehen?»
Es blieb nichts anderes übrig, als
es zuzugeben und die beiden Damen in das Frühstückszimmer einzuladen. Nur mit
geringem Zögern ließ sich Lady Laleham überreden. Fanny nahm an, daß sie aus
keinem anderen Grund gekommen war.
Das selbstbewußte Auftreten der
Dame, als sie das Zimmer betrat, hätte nicht überboten werden können. Für Fanny
war es ganz überflüssig, sie vorzustellen.
«Aber natürlich kenne ich Lady
Silchester! Wie geht es Ihnen? Ich glaube, das letzte Mal haben wir einander
beim Ball bei den Ormesbys gesehen: eine Drängerei, nicht? Ah, Lord Rotherham!
Lassen Sie sich nicht stören, ich bitte Sie! Es ist ja gräßlich von uns, so
unverantwortlich in Ihre Gesellschaft einzudringen, aber Lady Spenborough
wollte es einfach nicht anders! Und, um aufrichtig zu sein, trifft es sich
gerade glücklich, daß ich Sie hier finde, denn ich wollte Sie ohnehin
sprechen!»
«So?» sagte er betont überrascht.
«Ja, denn mein ältester Sohn erzählt
mir, daß Gerard Monksleigh ein ganz besonders guter Freund von ihm sei und
Weihnachten bei Ihnen verbringe. Es bleibt nichts übrig, als daß ich für diese
närrischen jungen Leute eine kleine Gesellschaft gebe! Ich möchte ja nur so
gerne Mrs. Monksleigh fragen, ob sie nicht ihre Töchter dazu mit bringen will,
aber wie ich das anstellen soll, da ich nicht das Vergnügen ihrer
Bekanntschaft habe, weiß ich nicht, wenn nicht Sie mir zu Hilfe kommen, Lord
Rotherham!»
Er antwortete höflich, konnte es
aber nicht auf sich nehmen, für seine Kusine zu antworten. Lady Silchester
sagte: «Die Mädchen möchten zu der Unterhaltung in Quenbury gehen. Ich weiß
nicht, was Cordelia Monksleigh davon für Susan und Margret hält, aber ich bin
mir durchaus nicht sicher, ob ich Caroline gern gehen lasse. Serena! Was
halten Sie von dem Plan – würden Sie dazu raten?»
Serena, die Emily Laleham zwischen
sich und Rotherham gesetzt hatte, sah das Glänzen der großen Augen, die sanft
wie Stiefmütterchen waren, als sie sich ängstlich ihr zuwandten, lächelte und
sagte: «Ich selbst habe den Quenbury-Unterhaltungen nie beigewohnt, aber ich
glaube, sie sind ganz harmlos.»
«Todlangweilig», sagte Rotherham.
«Man trifft keinen Menschen, den man kennt, und falls man keinen Geschmack an
Speichellekkerei hat, bleibt man am besten daheim.»
«Du bist zu streng», sagte Serena
anzüglich.
«Nun, das täte ich auch», sagte
seine Schwester, «aber da es sich die Mädchen nun einmal in den Kopf gesetzt
haben, ist es schwer zu wissen, was man tun soll. Es ist ein Jammer, daß sie
nicht in Claycross tanzen können, aber nur Elphin und Gerard für die drei Mädchen,
das geht nicht. Solange keine Walzer und Quadrillen getanzt werden, glaube ich
sagen zu können, daß Silchester nichts dagegen hat, wenn Caroline hingeht.
Elphin wird auf alle Fälle dort sein, und wenn die Gesellschaft zu gemischt
ist, muß er eben mit seiner Schwester tanzen.»
«Ein Abend seltenen Genusses für
beide», bemerkte Rotherham.
Ein unterdrücktes Kichern ließ ihn
in das bezaubernde Gesicht neben ihm blicken. Ein Blick, halb schelmisch, halb
konsterniert, wurde ihm zugeworfen. «Oh, Verzeihung!» flüsterte Emily
erschrocken.
«Nichts zu verzeihen! Wenn ich
einmal witzig bin, habe ich es gern, wenn es gebührend bemerkt wird. Haben Sie
vor, zu dieser Unterhaltung zu gehen?»
«Oh, ich weiß nicht! Ich hoffe so
sehr – aber ich bin noch nicht wirklich gesellschaftsfähig, und vielleicht wird
es mir Mama nicht erlauben.»
«Was bedeutet < nicht wirklich
gesellschaftsfähig > ?»
«Stell kein Verhör mit ihr an!»
sagte Serena, die merkte, daß Emily um eine Antwort verlegen war. «Sie wird
erst wirklich gesellschaftsfähig sein, wenn sie offiziell in die Gesellschaft
eingeführt wurde. Wann soll denn das sein, Emily?»
«Im Frühling. Mama wird einen Ball
geben!» sagte sie ehrfürchtig. «Eigentlich», fügte sie naiv hinzu, «es ist in
Wirklichkeit Großmama, nur wird sie nicht dabei sein, was eine große Schande
ist!»
Rotherham blickte amüsiert drein,
aber bevor er das Geheimnis dieses Ausspruches ergründen konnte, was er, wie
Serena befürchtete,
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