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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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und
er küßte Fanny die Hand. «Ich danke Ihnen!» sagte er und zwinkerte ihr zu.
    Es klang bedeutungsvoll. Fanny
lachte leicht auf und versuchte, ernsthaft dreinzuschauen.
    Er wandte sich Serena zu. «Ich
glaube, du hast ein großes Glück, eine solche Stiefmama zu haben! Werde ich
dich vielleicht morgen in der Trinkhalle sehen? Gehst du hin?»
    «Sehr oft – um zuzuschauen, wie
Fanny ihr Gesicht verzieht und heldenhaft das Wasser trinkt!»
    «Ach, dann treffe ich dich also
dort!» sagte er, drückte ihr die Hand und ging.
    Fast
schüchtern blickte Serena Fanny an. «Na?»
    «Oh, Serena, er ist reizend! Du hast
mir nicht die Hälfte erzählt! Ich glaube, ich habe noch nie so freundliche
Augen gesehen! Und wie er dich liebt!»
    «Er kennt
mich nicht.»
    «Aber,
meine Liebe!»
    Serena schüttelte den Kopf. «Ja,
glaubst du denn, er kennt mich? Ich habe so Angst – schau, er hält mich für –
oh, für so großartig – was ich gar nicht bin! Er hat keine Ahnung von meinen
gräßlichen Wutanfällen, meiner Dickköpfigkeit, meiner ...»
    «Serena, du Gänschen!» rief Fanny
und umarmte sie. «Er liebt dich! Oh, und er wird dich so umsorgen und so in
Ehren halten, wie du es verdienst, und nichts wird ihm gut genug für dich sein!
Er ist genau der Richtige, um dich glücklich zu machen!»
    «Fanny, Fanny!» protestierte Serena.
«Er hat noch nicht um mich angehalten!»
    «Wie albern du bist! Wenn er doch
kaum die Augen von dir abwenden kann! Er wird um dich anhalten, bevor eine
Woche verflossen ist!»

9
    Fanny wurde enttäuscht. Es dauerte zehn
Tage, bis sich der Major erklärte, und dann auch nur, als sie ihn dazu
ermunterte.
    Daß er bis über beide Ohren in
Serena verliebt war – daran bestand kein Zweifel. Er ging herum wie ein Mensch,
der von der Sonne geblendet ist, und war sich seiner Umgebung oder jeglicher
irdischer Angelegenheiten so wenig bewußt, daß seine verängstigte Mutter von
größter Unruhe befallen wurde; einmal war sie überzeugt, daß er sie nicht mehr
gern hatte, dann wieder, daß seine Rastlosigkeit und Geistesabwesenheit ihre
Ursache in irgendeiner tiefliegenden gesundheitlichen Störung haben mußte. Da
sie wegen ihres kränkelnden Zustandes vor jedem gesellschaftlichen Verkehr
zurückschreckte und ihre einzigen Ausflüge von ihrem Adlerhorst am Lansdown
Crescent in die Stadt hinunter den Abbey-Bädern galten, erfuhr sie nichts über
den wahren Stand der Dinge. Die mondäne Welt von Bath hätte sie aufklären
können. Zwar brachte der Major gerade noch so viel Vernunft auf, um nicht ewig
in Laura Place zu stecken, aber es schien ihm nicht aufzufallen, daß der
Anblick eines schlanken, schönen jungen Mannes, der jeden Morgen die Trinkhalle
nach Lady Serena Carlow absuchte, eventuell doch Aufmerksamkeit erregen könnte.
Die Stammgäste der Trinkhalle amüsierten sich köstlich darüber; einer der
Herren versicherte, er stelle nun regelmäßig seine Uhr nach der Ankunft des
Majors; und der alte General Hendy, der gichtisch, aber entschlossen regelmäßig
selbst Kurs auf Fanny nahm, sagte empört, er habe noch keinen derart dummen,
verschossenen Kerl erlebt und habe gute Lust, ihm zu sagen, was für einen
Hanswurst er aus sich mache. Sooft der Major auf Serena zustürzte, schaute er
ihn finster stirnrunzelnd an; aber da der Major ausschließlich für Serena Augen
hatte, ging ihm dieser betonte Wink eines vorgesetzten Offiziers völlig
verloren. General Hendy war nicht der einzige, dem dieses Hofmachen zuwider war.
Betont eifrige Verfechter guter Sitten betrachteten es ebenfalls mißbilligend,
wobei die einen behaupteten, daß es sich für Lady Serena einfach nicht schicke,
solange sie Trauer um ihren Vater trug, sich überhaupt den Hof machen zu
lassen, die anderen der Meinung waren, daß eine derart ungleiche Verbindung
einfach skandalös wäre.
    Wäre der Major etwas weniger betört
gewesen, hätte er die neugierigen, amüsierten oder mißbilligenden Blicke
bemerken müssen, und es wäre ihm zu Bewußtsein gekommen, daß seine Göttin zur
meistdiskutierten Frau in Bath geworden war. Er wäre entsetzt gewesen. Serena
war sich dieser Tatsache bewußt und lachte. Fanny merkte es auch nicht, bis ihr
Mrs. Floore zu ihrem Entsetzen sagte: «Einen sehr feschen Beau hat sich da Ihre
Stieftochter eingefangen, Mylady, meiner Seel! Himmel, es ist direkt wie im
Theater, wenn man ihm zuschaut! Tag für Tag kommt er morgens herein, und wenn
Lady Serena da ist, stürzt er quer durch die Halle auf sie zu,

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