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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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Halsbands!»
    «Wegen des
Halsbands?» wiederholte Nell verständnislos.
    «Das
Diamantenhalsband mit den Smaragden, das Mylady nie trägt und das wir
sicherheitshalber hier im Schrank versteckten!» rief Sutton verstört. «Zwischen
den Falten des blauen Samtumhanges, den Mylady letzten Winter trug, wo niemand
auf den Gedanken käme, etwas Kostbares zu suchen. Oh, Mylady, es ist eine
Stunde her, seit ich es entdeckte, und ich weiß wahrhaftig nicht, woher ich
die Kraft nahm, mich auf den Beinen zu erhalten. In meiner ganzen langjährigen
Dienstzeit ist keiner meiner Damen etwas Derartiges zugestoßen. Es ist
verschwunden, Mylady!»
    Nell saß
wie versteinert. Als ihr der furchtbare Zusammenhang mit Dysarts Anwesenheit
durch den Kopf fuhr, war sie weder imstande, sich zu bewegen, noch zu sprechen.
Die Farbe wich ihr aus den Lippen. Sie saß aber glücklicherweise noch immer mit
dem Rücken zu ihrer Kammerfrau, so daß Sutton nicht bemerkte, wie nahe sie
einer Ohnmacht war.
    «Ich nahm
Myladys Wintergarderobe heraus, um sie durchzubürsten und mich zu überzeugen,
daß keine Motten hineingekommen sind. Ich pflege das immer zu tun, Mylady,
besonders wenn die Toiletten mit Pelz besetzt sind, denn nur allzuoft kann man
feststellen, daß der Kampfer nicht vorhält. Das Schmuckkästchen, in welchem
sich das Halsband befand, ist noch da. Als ich es aber heraushob, war es so
leicht, daß ein furchtbarer Verdacht in mir aufstieg ... Mylady ... ich öffnete
es, und es war... leer!»
    Eine fremde
Stimme, von der Nell aber wußte, daß es ihre eigene war, sagte: «Du lieber
Gott, Sutton, Sie haben mich aber erschreckt!»
    «Mylady?»
    Suttons
Stimme klang überrascht. Nell, die Unterlippe zwischen die Zähne geklemmt,
stellte die Streusandbüchse mit zitternder Hand nieder. Sie hatte ihre
Schwäche überwunden; man durfte in einer so verzweifelten Lage nicht ohnmächtig
werden. «Aber, Sutton, ich habe es Ihnen doch bestimmt gesagt», erklärte Nell.
    «Mir
gesagt, Mylady?»
    Nell begann
jetzt klarer zu sehen, bisher allerdings nicht mehr als einige Schritte weit.
«Habe ich es vergessen? Wie dumm! Ich dachte, ich hätte es Ihnen gesagt. Nur
keine ... keine Angst. Es wurde nicht gestohlen.»
    «Mylady
haben es an einem andern Ort aufbewahrt?» rief Sutton begierig.
    «Ja. Das
heißt, nein, es ... ich brachte es zu Jeffreys.»
    «Mylady
brachten es zu Jeffreys?» wiederholte Sutton erstaunt. «Das sagten mir Mylady
wirklich nicht. Und Mylady haben es aus dem Kästchen genommen ... und ... in
ein Retikül gesteckt? Mylady, es geziemt mir nicht, das zu sagen, doch das
hätten Mylady nie tun dürfen. Es hätte leicht herunterfallen können oder man
hätte es Mylady entreißen können! Ich bekomme Herzklopfen, wenn ich bloß daran
denke.»
    «Unsinn! Es
war in meinem Retikül bestimmt am sichersten. Ich hoffe, Sie haben niemanden
damit alarmiert ... ich meine jemanden von der Dienerschaft ... daß es mir
gestohlen wurde. Falls Sie aber so unvorsichtig waren, wären sie sicher sehr
beunruhigt ... ich meine bedrückt ... daß man sie verdächtigen könnte, es genommen
zu haben.»
    «Ich habe
keinem Menschen eine Silbe gesagt», erklärte Sutton und richtete sich steif
auf. «Ich hielte es für sehr ungebührlich, Mylady, jemand anderem als Mylady
persönlich eine solche Enthüllung zu machen.»
    «Das freut
mich. Ich habe nämlich die Absicht, es bei unserem Ball zu tragen. Ich dachte,
es würde vielleicht mit der blaßgrünen Gazetoilette gut harmonieren. Ich legte
es daher an, um die Wirkung auszuprobieren ... es war letzten Donnerstag, ja,
als Sie Ihre Schwester besuchten ... und da schien es mir, als wäre die
Schließe nicht ganz in Ordnung. Darum brachte ich es zu Jeffreys.»
    «Mylady»,
sagte Sutton, welche ihre gewohnte Haltung rasch wieder fand, «es ist mir eine
ungeheure Erleichterung zu erfahren, daß meine Sorge unbegründet war. Denn ich
war nahe daran, in Herzkrämpfe zu verfallen.»
    Sie preßte
ihre Lippen fest zusammen, machte einen steifen Knicks und zog sich in das
angrenzende Zimmer zurück, um das Abendkleid aus indischem Mull-Musselin
bereitzulegen.
    Nell
versuchte sich aus ihrem Sessel zu erheben, da sie aber bemerkte, daß ihre Knie
zitterten, ließ sie sich wieder zurücksinken. Sie hatte wohl eine unmittelbare
Entdeckung verhindert, sie wußte aber nicht, was sie weiter tun
sollte. Sie vermochte ihre betäubten Sinne auch ziemlich lange nicht zu einem
geordneten Denken zu zwingen. Es tauchten lediglich

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