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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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Seine Stimme hatte einen erstaunlichen Grad von Autorität.
    Der Mann,
der anfangs entschlossen schien, Rache zu üben, fand sich, nachdem sechs oder
sieben der Umstehenden sich eingemischt hatten, bereit, die ihm angebotene
Münze zu nehmen und sich mit seinen Helfern zurückzuziehen.
    Daraufhin
verlief sich die Menge.
    Als der
kleine Dieb von seiner Ohnmacht erwachte, begann er zu weinen und wollte nach Hause
zu seiner Mammy. Während Patience ihn zu beruhigen versuchte und ihm versprach,
daß er nach Hause gebracht und bestimmt nicht eingesperrt werde, hielten Miss
Trent, Lindeth und der sportlich gekleidete Herr schnellen Rat.
    Während
dieser aufregenden Szene stand Tiffany vernachlässigt allein da, starr vor
Demütigung, hin und her gestoßen von den Gaffern in der Menge, die die Gruppe
neben dem Rinnstein näher sehen wollten.
    Aus dem Weg
gestoßen von Lord Lindeth, streng angeherrscht von Miss Trent, nicht wie ein
Stock dazustehen, sondern Patiences Eigentum vom Boden aufzuheben! Ohne
Begleitperson oder männlichen Schutz von seiten jener, deren erste Sorge ihre
Sicherheit und ihre Bequemlichkeit hätte sein müssen! Selbst der sportlich
gekleidete Herr im Tilbury schenkte ihr keine Beachtung! Patience – Patience
kniete auf der Straße, das Kleid blutbefleckt, einen zerlumpten, widerlichen
Bengel im Arme haltend! Patience war die Heldin dieses höchst aufregenden
Stückes, während es ihr, der schönen Miss Wield, überlassen wurde, zwei
Sonnenschirme, zwei Geldbörsen und eine Unmenge von Paketen zu halten!
    Sie
lauschte in kochender Wut den Plänen, die entworfen wurden. Der Herr im
Sportanzug – er stellte sich als Mr. Baldock vor – bat um die Erlaubnis, sich
zur Verfügung stellen zu dürfen und Patience und den schmutzigen kleinen Jungen
ins Krankenhaus zu fahren. Lindeth versprach, daß er nachher beide zur Wohnung
des Jungen bringen werde (zweifellos eine Höhle in den hintersten Slums der
Stadt), und Miss Trent versprach, sofort zu Fuß in das Krankenhaus zu gehen und
dort Patience alle Hilfe und jeden Schutz angedeihen zu lassen, die in ihrer
Macht stünden. Keiner dachte an sie! Sie war müde. Sie wollte nach Hause!
Nur aus reiner Güte war sie damit einverstanden gewesen, daß Patience (die sie
nie gemocht hatte) sie nach Leeds begleiten dürfe. Sie hatte – ohne ein Wort
des Protestes – gestattet, durch die ganze Stadt geschleift zu werden, um einen
blöden rosa Satin zu suchen! Ihre eigene Gesellschafterin – deren Aufgabe
schließlich darin bestand, auf sie achtzugeben – war, statt sie von dieser
erniedrigenden Szene zu befreien, nur auf Patiences Wohlergehen bedacht und
erwog jetzt – ohne sich um sie zu kümmern – mit Lindeth, das lästige Kind in
ihrem –Tiffanys! – Wagen nach Hause zu fahren!
    «Ich
glaube, ich werde ohnmächtig!» verkündete sie mit durchdringender Stimme, die
diese Ankündigung Lügen strafte.
    Lindeth,
der das Kind aus Patiences Arm hob, achtete nicht auf sie. Miss Trent, die
Patience auf die Beine half, streifte sie nur mit einem Blick und sagte: «Ich
kann mich jetzt nicht um dich kümmern, Tiffany!» und Mr. Baldock warf nur
einen flüchtigen Blick auf sie und sagte: «Ich sehe nicht ein, warum Sie ohnmächtig
werden sollten. Es hätte mich nicht gewundert, wenn diese Dame ohnmächtig
geworden wäre – aber die nicht! Ich habe Ihren Namen nicht gut
verstanden, aber ich gestatte mir zu sagen, daß Sie ein richtig nichtssagendes
Geschöpf sind. Nein, das hätte ich nicht sagen sollen – so etwas sagt man nicht
zu einem weiblichen Wesen. Entschuldigen Sie! War nie ein Süßholzraspler. Was
ich sagen wollte war: Sie sind – Sie sind eine ...»
    «Heldin!»
sprang Lindeth lachend ein.
    «Ja, aber
das ist die andere – eine ausgesprochene Heldin!»
    «O bitte!»
Patience wehrte ab. «Ich bin Ihnen sehr dankbar, aber eine Heldin bin ich
bestimmt nicht. Wenn Sie jetzt so gut wären, mich zum Krankenhaus zu fahren –
bitte gleich! Er blutet noch immer, und ich fürchte, auch sein Bein ist
verletzt. Es ist recht angeschwollen, und er weint, wenn man es berührt.» Sie
sah sich um. «Ich weiß nicht, wo meine Pakete hingekommen sind – oh, Tiffany,
du hast alles! Danke! Es tut mir so leid, wie unangenehm für dich!»
    «Ich bitte
dich, sprich nicht darüber!» sagte Tiffany, vor Zorn bebend. «Ich tue nichts
lieber als Sonnenschirme und Pakete für andere Leute aufzuheben. Und ich habe
nichts lieber, als von fremden Leuten herumgestoßen zu werden. Ich

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