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German für Deutsche

German für Deutsche

Titel: German für Deutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Wueller
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hat. Es rutscht so rein und sofort wieder raus.
    Aber hatten die werbesprachlichen Konsumenten-Prüflinge wirklich nicht verstanden? Ich melde Zweifel an. Um auf die Übersetzung » Komm rein und finde wieder raus« zu kommen, muss ich den Original-Claim schließlich grob verstanden haben. Ich muss wissen, dass to find mit » finden« zu übersetzen ist, dass to come » kommen« heißt und dass out irgendetwas zwischen » aus« und » raus« bedeuten muss, was man auch als gänzlich vom Englischen Unbeleckter hört. Wenn ich nun » Komm rein und finde wieder raus« übersetze, muss ich zu den etwas Unterbelichteten im Lande gehören. Oder in neckischer Stimmung sein und den Befrager ärgern wollen.
    Der Mensch versteht nämlich nicht nur, indem er mit Scheuklappenblick Sätze auf Schaufenstern liest. Sondern vor allem, weil er intuitiv weiß, in welchem Zusammenhang ein Satz steht. Und der Kontext eines Douglas -Claims ist nun mal: City, Einkaufen, Geschäft, Waren anpreisen, Kunden locken. Wenn ich dann hoch situationsunangemessen mit » Komm rein und finde wieder raus« übersetze, bin ich entweder blöd oder böswillig oder zu Scherzen aufgelegt. Die meisten Fehlübersetzer dürften böswillig gewesen sein. Menschen mögen dumme Umfragen noch weniger als dumme Werbung und nutzen die Chance zu kleinen subversiven Spielen. Was bleibt: Der englische Claim ist so schwurbelig nichts und alles sagend wie die richtige deutsche Übersetzung.
    Die Debatte über » Come in and find out« hatte aber eine fantastische Wirkung auf den deutschen Wortschatz. Das Sätzchen wurde zur Sentenz, zum geflügelten Wort. Satiriker und Glossenschreiber nahmen sich der Sache an. Journalisten adaptierten in ironischer Absicht. Und: Es entstanden nach dem grammatikalischen und rhetorischen Muster neue Sätze, frische anglizistische Wendungen.
    » Come in and drive out« wurde zum griffigen Fahrschulenwerbespruch. Seminare zum haushaltenden Gebrauch der eigenen Kräfte am Arbeitsplatz nannten sich » Come in and burn out«. Das Wellnesshotel Winterhaldenhof im schwarzwäldischen Schenkenzell wirbt noch heute mit » Come in and chill out« um eine jüngere Klientel von Relaxness-Suchenden. Und Kampfsportschulen? Denken Sie mal nach … Genau: » Come in and fight out« musste die sportive Werbelosung lauten.
    » Relaxness« ist ein Anglizismus. Ein echter? Oder einer, den es nur bei uns gibt – eben ein Scheinanglizismus? In seriösen englischen Wörterbüchern gibt es das Wort nicht. In deutschen schon gar nicht. Es ist ganz anders: Das globale Entspannungsbusiness hat es erfunden. Und zugleich im Deutschen wie im Englischen und überall dort verankert, wo Geschäfte mit Healthcare (trendiger Gesundheitsvorsorge) zu machen sind. Hält die Branche ihre Vermarktungsanstrengungen durch, wird » Relaxness« bald in Wörterbüchern auftauchen müssen. Das könnte das eh seltene englische relaxedness verdrängen, was im Deutschen als » Entspanntheit« zu übersetzen ist.
    Was war geschehen? Die Deutschen hatten einen neuen Sprachbaustein gefunden und spielten lässig damit herum. Und: Sie verstanden plötzlich andere englische Wendungen. Das Grundmuster » Come in and …« fand und findet sich schließlich allerorten in englischen Sprachzusammenhängen. Für das weitverbreitete Microsoft Outlook -Mailprogramm gibt es beispielsweise ein Tool ( » Werkzeug«) namens Come in and save out.
    Zurück zu Douglas: Die Dachgesellschaft (engl. holding ), zu der neben der Parfümeriekette gleichen Namens auch die Juweliermarke Christ, die Thalia -Buchläden und die Süßwarenkette Hussel gehören, hat sich seit diesem Sprachschwenk eine gesteigerte Lebensformel als Dachslogan gegönnt. Hier heißt es: » Douglas – die pure Lust am Leben.« Das wird mit Sicherheit verstanden. Aber was wird da gefühlt? Ich kenne einige Menschen, deren Kitsch-Sensoren bei solchen Formulierungen sofort Alarm schlagen.
    Meine These: Für den erlebnishungrigen Niedrigpreislagenkäufer ist der deutschtümelnde neue Slogan schon okay. Für den Upper-Middle-Class-Shopper mit seinen Lifestyle-Rezeptoren hätte es durchaus anglizistischer zugehen können. Das englische pure lust for life wäre schon einen Deut kitschferner, gerad e w eil es einige Millisekunden länger braucht, um sich im Hirn einzuschleimen.
    Das ist einer der sehr unterschätzten Vorteile des Englischen: Es wird nicht so schnell verstanden wie das synonyme Deutsche. Dadurch zieht viel unerträglicher Quatsch an

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