Gesang des Drachen
Schleiern verhüllte Elfe. Ihre Gestalt war ihm vertraut, ebenso die Aura, die sie umhüllte, zusammen mit einer Essenz von ungewöhnlich starker Magie. Keine Frage, wer das ist. Ein Lächeln überzog sein Gesicht.
»Eroly. Herzlich willkommen in der Oberwelt.« Es war mutig von ihr, sich mitten unter den Iolair zu zeigen. Auch wenn er sie weder mochte noch ihr vertraute, rechnete er ihr diesen Gang hoch an. »Hast du Informationen für uns?«
Sie hob die Hand und zeigte auf den gefesselten Kadrek. »Das kommt darauf an. Wer ist dieser da?«
Kadreks Gesicht verfärbte sich dunkel, er wusste, dass von ihm die Rede war. »Ich ...«
»Ein Gefangener«, unterbrach Deochar. »Ich hatte vor, ihn zu verhören, um Neuigkeiten aus dem Krater zu erfahren.«
Eroly trat dicht an ihn heran. »Du bist unvorsichtig, Deochar. Wie schon einmal.«
Er presste die Lippen aufeinander. Sie spielte damit auf seinen und Jacks Gang in ihr Bordell an, als sie nach Informationen über den Kindermörder gesucht hatten.
»Ich habe vor, mich abzusichern.« Er winkte Taria mit dem Gefangenen heran und hob die Hand. Ohne Vorwarnung schossen blaue Funken daraus hervor und stießen wie ein Blitz in die Stirn Kadreks.
Der Mensch keuchte auf. »Was hast du getan, Herr Deochar?«
»Es ist ein Schutzbann, den sich jeder von uns freiwillig auferlegt hat. Wenn du uns verrätst, prangt das Zeichen der Lüge auf deiner Stirn.« Er nahm die Augenbinde ab, sie war nun nicht mehr vonnöten.
»Ich will euch nicht verraten!« Kadrek hob trotzig den Kopf. »Ich will überlaufen, verdammt! Begreift ihr das nicht? In Rimmzahns Anhängerschaft gepresst zu sein ist für mich die Hölle!«
»Vorsicht ist besser als blindes Vertrauen«, sagte Deochar. Sollte der Schmied sich ruhig aufregen.
Der kräftige Mann atmete langsamer, doch der gehetzte Ausdruck in seinen Augen blieb. »Bitte, lasst mich reden.«
Deochar tauschte einen Blick mit Taria und Eroly. Die Bordellbesitzerin machte eine zustimmende Geste mit der Hand.
»Sprich«, forderte Deochar.
Die Iolair um ihn hielten angespannt still. Es war kein Laut in der Höhle zu hören. Jeder gierte nach Informationen, was im Krater vor sich ging.
»Sie haben unsere Kinder!«, stieß Kadrek hervor. »Sie verschleppen sie und tun etwas Furchtbares mit ihnen. Wir müssen etwas dagegen unternehmen!«
Unruhe brach in der Versammlungshöhle aus. Auch einige der Iolair hatten Kinder, die sie in den Wirren zurücklassen mussten.
Deochar wandte sich an Eroly. »Stimmt das?«
»Es ist die Wahrheit«, bestätigte sie. Sie griff nach dem Schleier vor ihrem Gesicht und schlug ihn zur Seite. Einige der Elfen und Menschen stießen leise Rufe der Überraschung aus, so schön erschien sie ihnen. Deochar aber konnte als einer von wenigen die starken Illusionszauber durchschauen, die ihre Larve waren. »Deshalb bin ich zu euch gekommen. Rimmzahn lässt alle Kinder im Vulkan einsammeln und sie in eine bestimmte Höhle bringen. Ich weiß nicht, warum.«
»Wie viele Kinder sind es?«
»Gut zweihundert, vielleicht mehr«, sagte Eroly.
Taria flatterte neben ihnen mit den Flügeln. »Was können wir tun?«
»Gar nichts«, sagte Deochar. »Die verborgenen Höhlen sind bereits mit hundert von uns restlos überfüllt. Wir könnten den Kindern weder genug Nahrung noch einen sicheren Ort bieten, wenn wir sie befreien würden.«
»Du bist hartherzig«, warf ihm Kadrek vor. Seine Stimme zitterte. »Du denkst nur an dich!«
»Nein.« Deochar bemühte sich, gelassen zu bleiben. »Ich bin ein Krieger und derzeit der einzige Anführer der Iolair hier vor Ort. Ich muss weiter denken, Kadrek. Wenn wir die Kinder befreien, sie aber nicht vor dem Schattenlord schützen können, sind sie und ihre Eltern der Willkür des Bösen ausgeliefert. Verstehst du das?«
Kadrek nickte zögernd. »Aber wir können doch nicht tatenlos zusehen, wie ...«
»Das werden wir nicht.« Deochar ging einige Schritte in die Höhle, drehte sich um und musterte die Kämpfer, die ihn umgaben. »Doch zuerst brauchen wir mehr Waffen und einen Plan.« Er sah Eroly an. »Glaubst du, du kannst deine Vertrauten nutzen, um zwischen uns und Bricius eine Verbindung herzustellen? Ich möchte mich gern mit ihm koordinieren.«
Eroly zeigte ein schmallippiges Lächeln. »Du schuldest mir bereits einen Gefallen, Deochar. Was hast du zu bieten?«
Sie sah ihn auf eine Weise an, die Deochar missfiel. Kälte kroch seine Wirbelsäule entlang. Er konnte Eroly nicht vertrauen,
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