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Gesang des Drachen

Gesang des Drachen

Titel: Gesang des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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beiseite und lud das Holz auf einen Karren. Aus den Augenwinkeln sah er sich um.
    Frans drehte ihm den Rücken zu und sprach mit zwei anderen Glaubenskriegern. Die restlichen sechs Wachen standen im Schatten der Bäume und sahen den Holzfällern gähnend und lustlos zu. Zwei von ihnen aßen Äpfel.
    Simons Magen knurrte. Die Ungläubigen bekamen nur halbe Rationen. Rimmzahn hatte erklärt, Fasten reinige den Geist.
    Frans muss den schmutzigsten Geist im ganzen Krater haben, hatte Simon daraufhin leise zu Cedric gesagt, aber wohl nicht leise genug, denn seitdem hatte man seine Rationen auf ein Viertel der normalen gesenkt. Die Spione des Schattenlords lauerten überall.
    Als er sicher war, dass niemand ihn beobachtete, duckte er sich hinter den Karren und warf sich das Tuch über die Schultern. Magie hüllte ihn ein, trotzdem kam er sich lächerlich vor, als er aufstand und über die kleine Lichtung ging. Niemand sah zu ihm hin.
    Er hatte den Waldrand fast erreicht, als er Frans' Stimme hörte. »Simon?«
    Erschrocken hielt er inne.
    »Verdammt, wo ist der Kerl?«
    Simon drehte kurz den Kopf. Frans stand keine drei Meter von ihm entfernt, sah sich jedoch suchend um. »Hat irgendwer diesen verdammten Sucher gesehen?«
    Ich werde nach meiner Rückkehr einiges zu erklären haben, dachte Simon, dann verdrängte er den Gedanken. Es gab Wichtigeres.
    Ohne bemerkt zu werden, ging er durch die Siedlung der Gestrandeten und bog in den Weg zum Dorf ein. Er wusste, wo sich Uryas Garküche befand, er hatte oft genug dort gegessen, also verließ er den Hauptweg und nahm eine Abkürzung, die ihn an ärmlichen Hütten vorbeiführte. In einer davon pries jemand singend den Schattenlord.
    Er seufzte und ging weiter.
    Erst als er die Garküche erreichte, nahm er das Tuch ab und sah sich um. In den Schatten stand ein abgerissen wirkender, grobschlächtiger Elf, der nun auf ihn zukam, sich wortlos hinhockte und eine Falltür öffnete, die Simon nicht einmal bemerkt hatte. Dann zeigte er auf die Treppe.
    »Dort hinunter?«
    Der Mann antwortete nicht.
    Simon stieg die Stufen hinunter und ging auf einen schweren Vorhang zu, neben dem ein anderer, ebenso grobschlächtig wirkender Mann stand. Gemeinsam traten sie in das Gewölbe, das dahinter lag.
    Simon stockte der Atem, als er das luxuriöse Innere betrachtete. Die erotischen Gemälde machten deutlich, dass er sich in einem Bordell befand, die Spieltische ließen auf eine zweite Einnahmequelle schließen. Obwohl er wochenlang fast jeden Tag in der Garküche über dem Gewölbe gegessen hatte, war ihm nie aufgefallen, dass etwas darunter war.
    Nicht alles, was ich hier sehe, ist real, dachte er, aber es war zumindest für ihn unmöglich auszumachen, wo die Wirklichkeit endete und die Illusion begann. Die Magie, die das Gewölbe durchdrang, kribbelte auf seiner Haut.
    Das Bordell war still und leer; es wirkte auf ihn mehr wie ein Museum als wie ein Etablissement, das täglich genutzt wurde. Der Schattenlord schadete wohl dem Geschäft.
    Der Mann führte ihn eine geschwungene Steintreppe hinauf zu einer Galerie. Sie umschloss den ganzen Raum und gewährte Zugang zu einer Reihe von Zimmern, deren Zweck Simon sich vorstellen konnte. Vor einem dieser Zimmer stand eine junge, hübsche Elfe, die ihn anlächelte.
    »Willkommen«, sagte sie. Der Mann drehte sich um und ging wieder die Treppe hinunter. »Mein Name ist Kedra. Eroly lässt sich entschuldigen. Sie wird euch später noch persönlich begrüßen.«
    Simon runzelte die Stirn. »Wer ist Eroly?«
    Kedra musterte ihn, als hielte sie die Frage für einen Scherz. Ohne darauf zu antworten, öffnete sie die Tür. »Die anderen erwarten dich bereits.«
    Das Erste, was Simon wahrnahm, als er das Zimmer betrat, war der überwältigende Geruch nach Essen. Er stammte von einem Buffet, das man an der rechten Wand unter einem fast drei Meter langen Gemälde aufgebaut hatte, auf dem eine Orgie zu sehen war.
    Das Bett, das normalerweise wohl die Mitte des Zimmers einnahm, war an die hintere Wand geschoben worden, davor stand ein Tisch mit mehreren Stühlen. Bricius und Emma erhoben sich, als sie Simon sahen, Cedric drehte nur den Kopf und winkte.
    »Komm rein und iss erst mal was«, sagte er kauend. »Du musst das Ziegengulasch probieren.«
    Simon hatte seinen Hunger bislang verdrängt, doch nun konnte er an nichts anderes mehr denken. Er nahm einen Teller aus feinem Porzellan, der am Rand des Buffets stand, und lud ihn, ohne nachzudenken, mit allem voll,

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