Gesang des Meeres - Feehan, C: Gesang des Meeres - Turbulent Sea (6 - Joley u. Ilya Prakenskii)
und dass du sie stattdessen heil und ganz zurückbringst, wenn ich sowieso in meinem Zimmer oder im Bus bleibe und mir nichts passieren kann. Ich fand das wunderbar. Wenn Jerrys Entschluss, Prakenskij einzustellen, deine Gefühle verletzt hat,
dann hättest du mir das sagen sollen. Im Übrigen ist es ohnehin nur eine vorübergehende Lösung.«
»Und es sieht gerade nicht so aus, als sei er da, um seine Arbeit zu tun.« In Steves Stimme schwang Genugtuung mit.
Joley seufzte. Sie gewöhnte sich mit der Zeit daran, dass Leute, insbesondere Männer, Ilja nicht mochten. Er war zu dominant, und Männer fühlten sich in seiner Gegenwart unbehaglich. »Er hätte hier sein sollen. Vielleicht hat Nikitin ihn aufgehalten. Er ist in L.A.« Joley setzte sich wieder in Bewegung und ging auf den Bus zu.
»Ja, ich weiß. Ich habe Brian heute Nachmittag zu ihm gefahren. « Steve blieb stehen, wo er war.
Joley blieb ebenfalls stehen und drehte sich zu ihm um. »Brian? Vor dem Konzert?«
»Ja, er hat mich gebeten, ihn zu dem Hotel zu fahren, und ich habe es getan. Hätte ich das nicht tun sollen?«
»Oh, doch, das geht schon in Ordnung. Ich scheine nur in der letzten Zeit einiges nicht mitzukriegen. Du weißt ja, dass ich nicht gerade scharf auf Nikitins Partys bin. Seine letzte Party, die alle besucht haben, war schließlich ein ziemlicher Reinfall.« Sie ging einen Schritt auf Steve zu. »Du musst die Band schon so viele Male zu seinen Partys gefahren haben. Sind dir dort öfter minderjährige Mädchen aufgefallen?«
Er seufzte. »Ich habe versucht, nichts zu sehen und nichts zu hören, Joley. Ich mag meinen Job, und ich möchte ihn behalten. Ich fahre die Jungs nur, sonst nichts.«
Sie nickte und wandte sich mit einem kleinen Winken wieder zu dem Bus um. »Um welche Uhrzeit fahren wir los?«
»Jerry hat gesagt, er will, dass wir um fünf Uhr morgens aufbrechen. Wahrscheinlich kannst du noch ein Weilchen schlafen, bevor es losgeht. Das habe ich jedenfalls vor.«
»Klingt gut.« Joley winkte noch einmal und lief eilig über den Parkplatz auf ihren Bus zu.
Sie blieb abrupt stehen, als sie sich dem Bus näherte. Ein
Foto war an die Tür gesteckt. Das Bild zeigte sie, wie sie auf dem Parkplatz stand und mit Trish redete. Beiden war eine Kugel mitten auf die Kehle gemalt worden. Sie riss das Foto von der Tür und starrte die Worte an, die aus einer Zeitschrift ausgeschnitten und auf den Hochglanzabzug geklebt waren.
FINGER WEG VON DEM MÄDCHEN ODER IHR SEID BEIDE TOT
Von dem Mädchen? Von dem vermissten Mädchen? Sie sah sich mit der Hand auf dem Türgriff um. Wo war Ilja? Ihr war mehr als nur flau in der Magengrube, und ihr Herz hämmerte, als wollte es in ihrer Brust zerspringen. In der letzten Zeit bekam sie furchtbar viele Nachrichten. Sie riss die Tür auf.
»Joley! Warte. Ich muss mit dir über diese Blumen reden. Nimm dir einen Moment Zeit.«
Sie drehte sich um, als sie Jerrys Stimme hörte. Beim Anblick seines vertrauten Gesichts atmete sie erleichtert aus. Sie ging auf ihn zu, denn sie wollte, dass ein anderer die Drohung sah, die nicht nur ihr galt, sondern auch Trish. Im Vergleich dazu waren die Blumen gar nichts. Sie war mehrere Schritte auf Jerry zugegangen, als Donnerschläge in ihren Ohren ertönten und sie das Gefühl hatte, von einem Güterzug überrollt zu werden.
14.
D ie Explosion ließ den Boden beben und die Seitenwände und das Dach des Busses nach allen Richtungen, darunter auch himmelwärts, davonfliegen. Die Erschütterung riss Joley von den Füßen, hob sie hoch, als sei sie eine Pappfigur, und ließ sie durch die Luft fliegen. Sie landete mit einem harten Aufprall. Ihre Ohren dröhnten, sie bekam kaum Luft, und Schmerz durchzuckte ihren Körper, während um sie herum brennende Trümmer vom Himmel fielen.
Bestürzt und verständnislos hob Joley die Arme, weil sie versuchen wollte, ihren Kopf zu bedecken, als Glasscherben ihre Haut durchbohrten. Zersplittertes Holz, Metall und Stofffetzen fielen um sie herum zu Boden. Alles verschwamm vor ihren brennenden Augen. Sie begriff kaum, was passierte, während sie nach Luft rang. Sie war so fest auf dem Boden aufgeschlagen, dass es ihr den Atem genommen hatte. Panik befiel sie. Sie bekam keine Luft, und heiße Glutasche und scharfe Glasscherben regneten auf sie herab.
Joley! Atme, verdammt nochmal, hole sofort Luft. Schütze dich.
Sie spürte Hände auf sich, die ihren Brustkorb hochhoben, aber es waren nicht Iljas Hände, und sie wehrte sich, ballte
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