Gesang des Meeres - Feehan, C: Gesang des Meeres - Turbulent Sea (6 - Joley u. Ilya Prakenskii)
zu sehen?«
»Er hat es auf Nikitins Spitzenleute abgesehen«, sagte Ilja. »Er will sein Geschäft übernehmen.«
Aleksandr nickte. Er hatte jahrelang für die russische Polizei und dann für Interpol gearbeitet und hatte immer noch seine Beziehungen. »Genau den Verdacht haben wir. Das Rauschgiftdezernat behält ihn schon seit einiger Zeit im Auge. Das Heimatschutzministerium hat ihn auch im Visier. Um an diese Informationen zu kommen, sind wir einigen Leuten auf die Zehen getreten und haben etliche Gefälligkeiten eingeklagt. Dominic ist ein ganz unangenehmer Zeitgenosse. Er hat eine riesige Organisation unter sich, und er hat eine Menge Banden mobilisiert, und diese ganz spezielle Plage hat sich wie ein Flächenbrand ausgebreitet.«
»Glaubt ihr, er hat Dean umlegen lassen?«, fragte Ilja.
» Wenn der Junge tatsächlich für Nikitin gearbeitet und ihn mit Mädchen versorgt hat, dann muss ich sagen, ja, es spricht einiges dafür«, sagte Jonas. »Er hat es so hingestellt, als hätten die Russen den Mord begangen, um den Verdacht auf Nikitin zu lenken – oder auf dich. Ich vermute, John Dylan hat sich an seinem Stolz und an seiner Berufsehre gepackt gefühlt. Er wollte seinem Onkel zeigen, dass er weiß, wie man einen professionellen
Mord begeht.« Jonas warf einen Blick auf die Tür und senkte seine Stimme noch mehr. »Ist es möglich, dass die Sprengung des Busses dazu gedacht war, dich auszuschalten? Hatte man dich mit Joley gesehen? Könnte jemand euch beide miteinander in Verbindung gebracht und dich dort vermutet haben?«
»Brian wusste es. Ihr Fahrer hat es wahrscheinlich gewusst. Es ist möglich, dass Brian mit den anderen Bandmitgliedern gesprochen hat, weil er besorgt um Joley war. Trish wusste mit Sicherheit Bescheid, und wenn sie es wusste, dann wusste Logan es wahrscheinlich auch.« Seine Unbesonnenheit hätte Joley das Leben kosten können.
Er hatte von Anfang an gewusst, dass es für sie beide gefährlich sein würde, wenn er sich mit ihr einließ. Er schüttelte den Kopf über seine eigene Dummheit. Er hatte das Denken nicht seinem Gehirn, sondern anderen Teilen seiner Anatomie überlassen. »Ja. Es wussten einige.« Es war ihm ein Gräuel, das einzugestehen, ein Gräuel, dass er sich einen derart laienhaften Fehler geleistet hatte. In seiner gesamten Karriere war ihm noch kein so selbstsüchtiger und riskanter Irrtum unterlaufen. Er konnte Joley, die ihn in ihren Bann gezogen hatte, nicht die Schuld daran geben. Letzten Endes lag die Verantwortung bei ihm.
Aleksandr pochte auf den Hefter. »Dieser Mann, Dominic Dylan, ist einer der ganz großen Waffenhändler, Ilja. Er ist gemeinsam mit Kolochek und dem Deutschen Heinzman fotografiert worden. Die reden nur mit den Spitzenleuten der Branche. Es heißt, Dylan wollte ein größeres Stück vom Kuchen haben. Mit Menschenhandel lassen sich enorme Gewinne erzielen, wie dir bestens bekannt ist. Jeder, der seine Hausaufgaben gemacht hat, weiß, dass sie dich aus dem Weg räumen müssen, um an Nikitin ranzukommen. Ohne ihn bricht dieser Geschäftszweig hier in den Vereinigten Staaten zusammen, und der Posten wird frei.«
»Und Dylan will den frei gewordenen Posten einnehmen?«
Jonas nickte. »Genau das glauben wir. Der Anschlag könnte also dir gegolten haben, und Joley wäre rein zufällig dabei draufgegangen. Wer auch immer diese Sprengladung dort angebracht hat – den Leuten war ganz egal, wen sie sonst noch töten, solange sie dich aus dem Weg räumen. Das ist einleuchtender. Sie sorgen dafür, dass deine Freundin Probleme hat. Zu dem Zweck ziehen sie Lucy hinzu und reden ihr alles Mögliche ein, um sie davon zu überzeugen, dass Joley ihre Feindin ist.«
»Ein glänzendes Ablenkungsmanöver«, sagte Ilja. »Und es hat geklappt. Ich war total auf Joley fixiert und habe Nikitin gebeten, mir ein paar Tage freizugeben, damit ich dort einspringen kann.«
»Es kann immer noch passieren, dass sie Jagd auf sie machen, um dich aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wir werden sie heute Abend mit unseren eigenen Leuten bewachen und sie nicht aus den Augen lassen, Ilja.«
»Ich muss Nikitin an einen sicheren Ort bringen. Ich habe drei Jahre in diese Ermittlung gesteckt, und ich denke gar nicht daran, jetzt alles zu verpatzen. Es kommt überhaupt nicht infrage, dass Dominic Dylan das Marktsegment Menschenhandel übernimmt. Ich werde den Hahn an diesem Ende dauerhaft zudrehen. Was ist mit Elle? Ist sie draußen?«
»Soweit wir das sagen können, ermittelt
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