Geschenke aus dem Paradies
jetzt ein bisschen besser aus, also werde ich mal abschwirren und euch Turteltauben allein lassen, damit ihr euch zusammen die Nachrichten ansehen könnt.«
Nel stand hastig auf. »Aber ich habe dir noch gar nicht das Geld für das Balti gegeben!«
»Das geht auf mich. Ehrlich, lass gut sein.«
»Nein, wirklich.« Nel drängte Viv zur Tür. »Ich hole nur meine Handtasche. Da ist noch etwas, worüber ich mir dir reden muss«, fügte sie hinzu, als Simon sie nicht länger hören konnte.
»Was gibt es denn?«, fragte Vivian mit dramatischem Flüsterton.
»Oh, nur etwas, das ich beobachtet habe. Es ist wahrscheinlich nicht wichtig ...«
»Für dich offensichtlich doch. Komm morgen zu mir, und wir reden darüber.«
»Du machst doch nicht irgendetwas mit den Bienen, oder? Ich kann keinen zusätzlichen Stress gebrauchen.«
»Nein! Ich werde einfach zu Hause sein. Ich habe erst nachmittags Termine. Jetzt geh und mach es dir mit Simon auf dem Sofa gemütlich.«
»Früher hast du mich nie ermutigt, das zu tun.«
»Ich weiß jetzt, dass du außer Gefahr bist. Eine Frau, die mit Jake geschlafen hat, würde wohl kaum so tief sinken, dasselbe mit Simon zu tun.«
»Viv! Ich bin so gegen neun bei dir. Ich habe eine ganze Liste von Anrufen, die ich später erledigen muss, aber ich muss vorher mit den Hunden raus.«
Als Nel wieder ins Wohnzimmer kam, hatte Simon sich auf dem Sofa niedergelassen und tat genau das, was Viv vorausgesagt hatte: Er sah die Nachrichten. Jetzt klopfte er auf das Polster neben sich. »Setz dich zu mir. Es ist gemütlich, hier zu sitzen und fernzusehen.«
Nel sah sich nicht gern die Nachrichten an. Sie fand sie bedrückend, und sie konnte nichts daran ändern. Das war auch der Grund, warum ihr Fernsehkonsum sich auf Dinge beschränkte, die andere Leute als Schrott betrachteten, und ihr Leben sich darum drehte, anderen zu helfen.
Sie setzte sich neben Simon, schloss die Augen und ließ es zu, dass er ihr einen Arm um die Schultern legte, obwohl das bedeutete, dass sie nicht mehr bequem sitzen konnte.
»Das ist schön«, sagte Simon. »Ich könnte mich daran gewöhnen. Du und ich zusammen gemütlich vor dem Fernseher. Schließlich sind wir noch nicht zu alt für Leidenschaft, meinst du nicht auch?«
Nel schloss die Augen. Vielleicht war sie zu alt für Leidenschaft. Vielleicht war Leidenschaft ungesund für Menschen über vierzig. Vielleicht sollte sie Simon einfach einziehen lassen und Jake vergessen. Ärgerlicherweise drängte sich eine Träne durch ihre fest geschlossenen Lider. Sie schniefte.
Kapitel 17
A lso, was ist es, was du mir gestern Abend nicht erzählen konntest?«, fragte Viv, als sie die Tür öffnete. »Jedenfalls nicht vor Simon.«
Nel ließ sich Zeit, Hazel zu begrüßen, Vivs kleinen Whippet, einen kleinen englischen Rennhund, der so oft bei Nel und ihren Hunden war, dass er praktisch zur Familie gehörte. »Du kommst aber wirklich zur Sache, das muss ich schon sagen!«, beklagte Nel sich. »Kein ›Hallo, Nel, möchtest du eine Tasse Tee?‹ oder irgendetwas in der Art.«
»Hallo, Nel, möchtest du eine Tasse Tee oder irgendetwas in der Art, und dann erzähl mir um Gottes willen, weshalb du gestern Abend so komisch warst.«
»War ich komisch? Ich war wahrscheinlich betrunken. Als ich nach Hause gekommen bin, habe ich ein halbes Wasserglas Whisky getrunken.«
»Du warst nicht betrunken, Schätzchen, aber du warst vollkommen angespannt. Jetzt komm und schütte Tante Viv dein Herz aus.«
Sie gingen in die Küche, die alles war, was Nel sich für ihre eigene Küche gewünscht hätte, nur kleiner. Die untere Hälfte der Schränke bestand aus naturbelassenem Holz, und die obere war mit Glasscheiben versehen. In den Schränken selbst waren Gläser und Schüsseln entweder übereinander gestapelt oder standen in Reih und Glied. Die dazu passenden Porzellanbecher hingen an Haken darunter. Die Arbeitsfläche selbst, ebenfalls naturbelassenes Holz, blitzte von Bienenwachspolitur und wirkte bis auf einen Alessi-Teekessel und einen Dualittoaster vollkommen jungfräulich. Selbst Vivs Abwaschutensilien waren modisch und elegant. Auf einem kreisförmigen Küchentisch stand eine wunderschöne Holzschale mit frischem Obst, aber das war auch alles. Wo Viv ihre Post öffnete, ihre Rechnungen bezahlte, die Zeitung las und das Kreuzworträtsel löste, wusste Nel nicht, aber es geschah offensichtlich nicht an dem Ort, an dem sie selbst all diese Dinge tat.
»Setz dich. Ich mache dir etwas
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